Um acht traf ich mich mit Alter-Ego-K. im Laptop zum Meditieren. Wir hatten beide Zeit und Lust zu reden, und so erzählten wir uns eine Weile unseren momentanen Alltag, bevor wir die Meditation begannen. Und kaum hatten wir mit dem Schweigen begonnen, hatte ich eine Blitz-Idee: Ich könnte doch mit der A. statt in die Halle nach draußen gehen zum Klettern! Wenn sie spontan sofort ja sagen würde, müsste das zeitlich zu schaffen sein... ich konnte die halbe Stunde Meditation kaum mehr stillsitzen, weil ich meinen Plan sofort in die Tat umsetzen wollte.
Und die A. ist für sowas ja tatsächlich immer zu haben! Sie überlegte nicht lange, sagte zu, organisierte ihre Kinder um und eine Stunde später standen sie und ich an der Leupoldsteiner Wand und konnten immer noch nicht glauben, dass wir an einem ganz normalen Donnerstagvormittag auf einmal draußen klettern waren. Wie übrigens noch weitere acht Menschen, ich möchte gar nicht wissen, wie voll die Wand am Wochenende ist. Ich zeigte der A. zwei meiner Lieblingstouren am Fels, darunter die Na Zdravi. Die hatte ich mir vor einigen Jahren hart erkämpft und ich war sehr neugierig, wie sie sich heute anfühlen würde. Disclaimer: Sie fühlte sich sehr aufwärmroutig an, und wie schön ist das, in Routen einzusteigen, vor denen ich vor noch nicht allzu langer Zeit enormen Respekt gehabt hatte, und jetzt klettere ich sie als Auskneifroute, um viel Schwereres vorzuhängen! Das tat ich nämlich später vom Adrspach Weg aus, weil ich über den Wulst einfach nicht drüberkam. Vielleicht hat mir da meine Hook-Legasthenie einen Streich gespielt.
Zwischendrin meldetet sich der Prinz, besorgt, denn zuhause ging gerade die Welt unter. Am Fels war davon nichts zu merken, es war immer noch heiß und schwül, genauso heiß wie die letzten beiden Male in der Halle, aber am Felsen kann ich das besser ertragen. Viel zu schnell war der Vormittag vorbei und wir brachen wieder auf zur A., weil ich am Nachmittag erwerbsarbeiten wollte. Ich blieb dafür erst eine Weile in ihrem schnuckeligen, einladenden Haus, verschaffte mir einen Überblick und fuhr dann weiter ins Büro. Durch absolut ätzenden Autoverkehr, ich stand mehr, als dass ich fuhr. Wie wenig ich Autofahren in der Stadt mag, je weniger ich es tue, umso mehr fällt mir der Stress und die Enge auf und mir tun diejenigen leid, die das jeden Tag ertragen müssen.
Als ich dann nach Hause fuhr, ging auch bei mir die Welt unter. Es regnete so stark auf der Autobahn, dass die Sicht ziemlich eingeschränkt war. Ich sah auf dem 12 Kilometer langen Weg drei verunfallte Autos und war froh, als ich heil zuhause ankam.
Vogel-Content, aber kein so schöner wie die Meisen-Stories: Auf dem Fenstersims zwischen dem dritten und vierten Stock hatte ich eine Taube in einem Nest entdeckt. Das Nest war außen auf dem Sims, das Fenster lässt sich nicht öffnen. Mit Hilfe des Prinzen, einer langen Leiter und einigen Verrenkungen gelang es mir, vom Podest des Außenaufzugs im dritten Stock Nest samt Taube vom Fensterbrett zu schubsen. Zum Glück war das Nest noch ganz frisch und sauber; vor vielen Jahren hatte sich in meiner Wohnung in Madrid mal ein Taubenpaar eingenistet, dessen Nest wir erst entdeckten, als bereits Küken geschlüpft waren - als wir dieses Nest räumten, nachdem die Küken weg waren, holten wir einen ganzen Müllsack widerlichster Biomasse heraus. Ich bin dankbar, dass mir so etwas heute erspart blieb.
Und seit drei Tagen sitzen die Wanderfalken an ihrem Platz auf dem nahen Kirchturm und schreiben ununterbrochen. Wirklich ohne Pause. Das schrillt mir inzwischen schon ziemlich in den Ohren. Ich hoffe, es ist nur der Auszug der Jungvögel und die haben es bald geschafft, und dann hört das Geschrei wieder auf.
Nachdem ich eh schon die Dreck-Handschuhe von der Taubenaktion an hatte, widmete ich mich dem Biomülleimer, der seit einigen Tagen auf der Terrasse stand. Der Prinz hat damit wohl den "Wer-ihn-länger-ignorieren-kann"-Wettbewerb gewonnen: Ich konnte es nicht mehr. Der Eimer stand da, weil er Mitte der Woche den Gestank des Todes entwickelt hatte. Ich wusste bisher gar nicht, wie schlecht Biomüll stinken kann und dachte immer, solange keine tierischen Reste drin sind, modert das höchstens mal ein bisschen. Weit gefehlt! Dieser Biomüll roch wie eine tote Ratte, und der Gestank hatte sich sogar nach dem Leeren in den Eimer gefressen, und ich kann mir nicht erklären, wo er herkam. Naja, seit dem Leeren stand der Stinke-Eimer auf der Terrasse und ich habe immer gut darauf geachtet, mich so herum auf die Couch zu legen, dass der Kopf möglichst weit davon entfernt war. Heute also eine Putzaktion mit Handschuhen und viel Essig, der Eimer scheint wieder benutzbar zu sein.
Wird auch Zeit, denn heute kam der neue Mealplan für nächste Woche, und an einem der Wochenend-Tage wird wieder gepreppt werden im Hause Ninatraveling.
Interessantes Projekt:
Leupoldsteiner Wand, Sektor Utes Bauch, Adrspach Weg (7)
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