Montag, 27. Mai 2024

Eingeschobener Erwerbsarbeitstag

So im eigenen Bett schlafen war schon auch mal wieder schön. Und auch, den Morgenkaffee aus der Siebträgermaschine zu trinken. 

Ich hatte mir den Tag für die Erwerbsarbeit reserviert, denn unerwartet hatte sich letzte Woche (zu Beginn meiner Ferien, ich kann's mir nicht aussuchen) ein Auftrag ergeben, der einige Vorarbeit erfordert. Da passte es mir ganz gut, ein oder zwei Ferientage darauf zu verwenden, denn im Alltag neben üblicher Erwerbsarbeit und allen Freizeitaktivitäten fällt es mir meistens schwerer, mehrere konzentrierte Stunden am Stück für so etwas aufzubringen.

Entsprechend langweilig war mein Tag - nach außen, für mich war er jedoch interessant. Es machte mir Spaß, den Kopf mal wieder intellektuell richtig anzuwerfen und über Probleme und Zeitpläne nachzugrübeln, kreativ zu werden und einen Projektplan zu entwerfen. 

Fast wäre ich ins Aufräumen verfallen, bevor ich mich an den Schreibtisch setzte, aber ich bremste mich rechtzeitig: Holte nur den Laptop aus dem Van Norbert - gut, und die Dinge, die wir morgen nicht mehr mit in den weiteren Urlaub nehmen wollen, und verräumte die in der Wohnung -, schmiss eine Waschmaschine an und dann begann ich mit der Erwerbsarbeit. Draußen regnete es ein wenig und war großteils grau, sodass sich der Tag am Schreibtisch sinnvoll verwendet anfühlte. 

Am Nachmittag war ich mit der Nachbars-S. zum Kaffeetrinken verabredet. Ich habe endlich mal daran gedacht, bei so einer Gelegenheit ein schlichtes Sommerkleid anzuziehen, mit dem ich mich in einer Minute angezogen und ansehnlich fühle. Wir trafen uns vor dem Laptop der S., denn sie machte mit mir nur eine Arbeitspause; das Praktische am Home-Office ist ja, dass sie die mit Freundinnen machen kann anstatt mit denen, die halt da sind (wie das im Büro oft der Fall ist). Ihr Mann hat diese Woche frei und freizeitet neben ihr in der Wohnung herum - arme S., da ist es nicht einfach, sich auf die Erwerbsarbeit zu konzentrieren. Wir unterhielten uns über Wien, wo sie mit ihrer Familie demnächst einige Tage verbringt und wohin ich heute meine nächste Bahnfahrt gebucht habe, über Familie generell und über Stadt- vs. Landleben; wohl ein unerschöpfliches Thema für alle Paare zwischen 30 und 50 (und vielleicht noch länger, wer weiß).

Danach traf ich den T. von unten im Treppenhaus, er war gerade auf dem Weg, "unseren" Audi umzuparken und wir hielten einen Schwatz mit organisatorischem Einschlag, denn der T. hat sich in den letzten Tagen um meine Pflanzen gekümmert und ab Freitag kümmere ich mich um seine. Davon inspiriert brachte ich meine Zimmerpflanzen zurück an ihre Plätze. Zum Gießen stelle ich sie regelmäßig auf dem Esstisch zusammen; dieses Mal war es aber wohl das letzte Mal, dass das gutging - sie werden einfach zu groß, um sie unbeschadet in der Wohnung herumzutragen. Ab jetzt werde ich den Gießdienst bitten müssen, von Pflanze zu Pflanze zu gehen, und was ich mit der mache, die oben auf den Balken wohnt, weiß ich noch nicht. Ich traue mir nämlich niemandem zuzumuten, zum Gießen auf unseren Balken auf 3,50 Metern Höhe herumzuturnen. 

Ich lerne ja dazu und merke mir inzwischen manchmal, dass meine produktive Tageszeit der Vormittag ist. Daher beglückwünschte ich mich am Nachmittag, als ich merkte, dass die Konzentration immer mehr nachließ, dazu, dass ich die wichtige Arbeit am Vormittag angegangen war, anstatt Prokrastinationstätigkeiten nachzugehen. Um sieben klappte ich den Laptop endgültig zu und machte Feierabend. Und den nutzte ich richtig aus, auf dem Lümmel-Sessel, mit einem Topf Eis und Blick auf die Meisen, die auf der Terrasse in und aus dem Nistkasten schlüpften.

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