Donnerstag, 16. Mai 2024

Ausgesperrt!

Da gehe ich aus der Wohnung, ziehe die Tür hinter mir zu und - Schlüssel drin vergessen. Der Nachbar, der meinen Ersatzschlüssel hat (ich sage schon "meinen", denn der Prinz hat ihn meines Wissens noch nie gebraucht), war schon unterwegs in den Urlaub. Der Vorfall war ein typischer Fall von Mental Load: Ich hatte an so viele Dinge denken wollen, die ich vorbereiten, einpacken und mitnehmen wollte, dass mir dann der Schlüssel einfach durchrutschte.

Aber alles halb so wild: Ich hatte die gepackten Fahrradtaschen bereits vor die Tür gestellt und fand einen Nachbarn, der mir die Tür zum Fahrradkeller aufschloss. Und ab da lief der Tag so, wie er auch mit Schlüssel gelaufen wäre.

Ich stelle mir meinen Tagesplan vor wie ein Mindmap, oder besser: Einen Routenverlauf auf Google Maps. Denn alle Stopps gruppierten sich um den Outdoorstore herum, in den ich mir eine Fahrradjacke hatte liefern lassen. Auf dem Weg dahin kaufte ich mir Ballettschläppchen, die einerseits zum Prinzessinnenrock von gestern passen und die ich andererseits auf den Rennradtour im Sommer als platzsparende Abendschuhe anziehen will. Dann freute ich mich im Küchenfachgeschäft in der großen Stadt über die wie immer hervorragende Beratung, und dass sie echt alles hatten, was ich brauchte. Und dann traf ich die A. in einem gehobenen französischen Café, wo ich mit meinen Radklamotten ein wenig aus dem Rahmen fiel. 
Im Zuge dieses Treffens habe ich der A. relativ spontan mein Tourenrad Lady als Leihgabe überlassen, um damit ihr mittelgroßes Problem zu lösen, dass sie in zwei Wochen mit Kindern und Freundin eine mehrtägige Radwanderung macht, aber kein passendes Rad dafür hat. Ich hatte an diese Möglichkeit bereits vor ein paar Tagen gedacht, aber vergessen, sie ihr vorzuschlagen, also ist das heute spontan passiert und ich habe sie mit dem Rad nach Hause begleitet und bin mit der U-Bahn zurückgefahren. Selbst bin ich übrigens noch am Überlegen, ob ich in den Urlaub lieber das Rennrad oder das Gravelbike mitnehmen möchte. Der Prinz tendiert zu Rennrad, ich zu Gravel. Mal sehen. 

Schon während des vormittäglichen Stadtbummels mit der A. schwand meine Lust auf Erwerbsarbeit spürbar; ich musste mich ordentlich zusammenreißen, um mich für den letzten Erwerbsarbeitstag nochmal an den Home-office-Schreibtisch zu setzen und die restlichen 3 Punkte meiner To-do-Liste abzuarbeiten. Für einen großen Teil davon habe ich heute intensiv mit Chat GPT gearbeitet und war ziemlich beeindruckt, was für gute Ergebnisse sie mir geliefert hat. Beeindruckt, und ein wenig gruselt es mich gleichzeitig, denn Chat GPT nahm mir heute die Arbeit ab, die mir bisher am kreativsten an meiner Schreibarbeit vorkam und am meisten Arbeit gekostet hat. Ich habe mich weiter damit beschäftigt, wie ich sie füttern muss, damit dabei Ergebnisse herauskommen, die mir gefallen und ahne, dass ich mich in Zukunft eher in diese Richtung weiterbilden muss als im tatsächlichen Schreiben. Das Thema hat mich so gefesselt, dass die Arbeitslust sogar zurückkam.

Am Nachmittag begannen grollende Donnerschläge zu drohen, trotzdem dauerte es lang, bis der Himmel so richtig zuzog und es zu regnen begann. Ausgerechnet in dem Moment fiel mir noch etwas ein, was in der Stadt besorgen könnte, und aufgrund der Öffnungszeiten ließ es sich nicht aufschieben. Ich bekam das Gewünschte zwar nicht, konnte aber so immerhin die Regendichtigkeit einer neuen Regenjacke aus dem Tauschregal austesten. Für einen kurzen, aber heftigen Duscher taugt sie schon mal.

Mit Feierabendanfang dann auch: Pfingstferienanfang! Und gleichzeitig war total die Luft raus. Ich hing nur noch herum, schaute dem Gewitter draußen zu, hörte Podcast und hatte pausenlos Heißhunger. Bis zehn Uhr hielt ich auf diese Art durch, dann ging ich ernsthaft schlafen.

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