Wecker um acht, aufgestanden fünf nach, in der S-Bahn gesessen um neun. Nicht schlecht für einen Feiertag, finde ich!
Ich ließ mich und mein Rennrad von der Bahn nach Neumarkt fahren, um von dort bis Regensburg zu radeln. Und ich war nicht die einzige Radlerin: es waren viele, viele Räder mit ihren Fahrer:innen unterwegs. Aber: alles sehr friedlich, niemand motzte herum, wir puzzelten uns und unsere Räder in den Waggon und ab Nürnberg konnte ich sogar sitzen. (War mir gar nicht so sicher, ob das so gut war- schließlich würde ich noch lange auf dem Sattel sitzen...)
Die Strecke hatte ich mir nicht über den 5-Flüsse-Radweg gelegt, weil der in der Südschleife großteils geschottert ist. Stattdessen fuhr ich mehr oder weniger parallel dazu auf Straßen, hatten die Flüsse immer auf dem Navi neben mir, sah sie aber nur hin und wieder. Trotzdem: sehr schöne Landschaft, gar nicht so anders als daheim im Fränkischen, und auf diese Weise waren sogar zwei Anstiege drin, die der Radweg direkt am Fluss natürlich nicht hat, yeah!
Es war ruhiger als ich gedacht hatte, relativ wenig Verkehr, nicht mal besonders viele Männer mit Bollerwagen, die ich an Christi Himmelfahrt erwartet hätte.
Besonders das Stück zwischen Berching und St. Agatha fuhr sich super schön, und gerade, als ich dachte "Das da drüben sieht mir ganz nach Kletterfelsen aus', erkannte ich den Badesee, an dem wir letztes Jahr Pausentag im Kletterurlaub gemacht hatten. Dann war ich auch schon durch Riedenburg durch, Prunner Wand, Essing, ein Heimspiel. Bei Essing geriet ich unangenehmerweise auf eine Autostraße mit Radverbot und plante spontan um, um bis Kehlheim doch den geschotterten Altmühlradweg zu nehmen. Spontanität ist ja nun nicht die große Stärke des Garmin-Navis, ich war froh um das Handy als Backup.
Nach 80 Kilomtern wie bei der letzten Ausfahrt Nacken-/Schulterschmerzen rechts, die - auch wie bei der letzten Ausfahrt - nach einer Stunde von selbst verschwanden. Nun ja, dann ist das wohl gerade so.
Bei der Ankunft in Regensburg war ich genau die eine Stunde, die ich als Pufferzeit eingeplant hatte, zu früh da - eine Steilvorlage für einen Veggieburger und ein alkoholfreies Bier im Biergarten in der Sonne. War das gut!
Und gleich im Anschluss gab es Kaffee und Mohnkuchen satt bei der E., wo ich und die I. eingeladen waren. Alle vier Kinder waren dabei, aber ich sah sie kaum - selbst der ganz neue A., den ich heute kennenlernte, schlief die meiste Zeit. Er ist sehr gut gelungen! Mittlerweile haben alle meine Freudinnen aus dieser Madrid-Gruppe ihre 2-Kinder-Kernfamilie, und es stört überhaupt nicht, dass ich die einzige Kinderlose bin. Wir begannen zu quatschen und hörten erst wieder auf, als die I. und ich zum Bus bzw. Zug mussten, und die drei Stunden verflogen nur so. Ich war auch überhaupt nicht müde und konnte mich erfreulicherweise gut auf die Gespräche einlassen. 70km hatte ich heute auf der halben Pobacke abgesessen, ab 90 war es zach geworden, aber ich war trotzdem angenehm frisch hinterher.
Der Rückfahrzug war rappelvoll und dann passierte was, was mir schon ewig nicht mehr passiert ist: Ich wurde kontrolliert und der Schaffner wollte unbedingt meinen Ausweis zum Bayernticket sehen. Den ich nicht dabeihatte, weil ich wirklich nur mit allernötigstem Gepäck hatte fahren wollen. Er war völlig humorbefreit, verpasste mir einen Strafzettel und die dringende Mahnung, immer meinen Ausweis dabeizuhaben. Was sonst alles passieren könne !!11elf! Ok, danach war ich müde. Vom Freundlichbleiben vor allem. Ist mir aber ganz gut gelungen.
Zuhause dann noch schnellen Champignonrahmreis gekocht, die Sauna angeworfen und den Tag mit dem Prinzen nachbesprochen, der kurz nach mir vom Klettern nach Hause kam.
***
Gelesen:
David Nicholls, Us. Sehr vergnüglicher Roman, obwohl der Protagonist Douglas überhaupt keinen Spaß hat. Er erzählt die Liebesgeschichte von Douglas und seiner Frau Conny, aber vom Ende her, als sie sich von ihm trennen will und er ob dieses Wunsches aus allen Wolken fällt. Die Romanhandlung spielt auf einer Europareise, die Douglas mit seiner Frau und dem gemeinsamen 18-jährigen Sohn unternimmt und auf der eigentlich alles schiefgeht. Meist aufgrund von Douglas´ übergriffigem und sozial-tolpatischem Verhalten, bei dem ich mich schon beim Lesen ziemlich fremdgeschämt habe. Das zieht sich auch durch die Rückblicke auf die gemeinsame Geschichte mit Conny, die die Jetzt-Handlung durchziehen. Bei mir blieb der Eindruck eines ungleichen Paares, zu dem Douglas und Conny nur deswegen wurden, weil sie sich in einem Moment ihres Lebens, in dem alles auseinanderbrach, nach Sicherheit und Langeweile sehnte. Ich konnte sogar nachvollziehen, warum sie ein Leben lang bei ihm bleibt, obwohl er von Anfang an ein Trottel ist, aber er vergöttert sie und "eigentlich passt objektiv gesehen ja alles".
Neben der Paargeschichte ist auch die Vater-Sohn-Beziehung ein Hauptthema der Erzählung und auch bei der stellt sich die Frage: Wie kann man nur alles so falsch machen und sich dabei so völlig im Recht fühlen? Erstaunlich, dass es Nicholls trotzdem gelingt, das Buch in heiter-plauderndem Ton zu halten. Denn was er darin erzählt, ist die Tragödie eines Lebens, die im Grunde vermeidbar gewesen wäre.
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