Ich wünsche mir öfters, dass ich morgens früher in die Gänge käme. Wie viel mehr könnte ich so die Tage nutzen, wenn ich schon um sieben statt erst um neun einsatzfähig wäre! Andererseits: Immer wenn ich höre, wie viele Menschen Durch- und Ausschlafprobleme haben, scheint mir morgendliche Trägheit das kleinere Übel.
Dies als Einführung dafür, warum der Prinz und ich heute schon wieder erst um elf am Wüstenstein ankamen, obwohl wir doch wussten, dass spätestens um eins die Sonne reinkommt (und heute sogar zusätzlich Regen ab Mittag angesagt war).
Bei unserer Ankunft standen auf dem Parkplatz schon zwei Autos, die nach Kletter:innen aussahen: eines aus Frankreich und eines aus Thüringen. Auf dem Weg zum Wüstenstein sahen wir am ersten, kleinen Felsblock eine Seilschaft und folgerten messerscharf, dass das nur die Thüringer sein konnten, denn: Wer kommt schon aus Frankreich, um an so einem Klampfen zu klettern? (Zitat Prinz). Die Annahme stellte sich als richtig heraus, als die beiden etwas später auch an den Wüstenstein wechselten. Die französische Seilschaft sahen wir den ganzen Tag nicht.
Heute habe ich etwas gemacht, was bei mir schon öfters gut geklappt hat: Am Vortag als letztes in eine ziemlich schwere Route einsteigen, weil sonst nichts mehr da ist und am nächsten Tag dann diese Route zum Aufwärmen hochhängen und durchsteigen. Habe ich mit der "Sand im Auge" heute so gemacht, und als ich nach einem elend langen Runout am Umlenker ankam, flutete mich ein echter Endorphin-Rausch. Das war eine tolle Route, mit schönen Bewegungsabläufen und immer an der Grenze meiner Leistungsfähigkeit, aber dabei in sich homogen. Danke an den Prinzen, der mir den richtigen Weg ausgebouldert hat 😊
Danach war ich schon zufrieden mit dem heutigen, kurzen Klettertag. Außerdem begann es zu nieseln, und als der Prinz kurz darauf ebenfalls genug hatte, verließen wir den Wüstenstein. Weil noch ziemlich viel Tag übrig war und wir eh an Bamberg vorbeifahren würden auf dem Weg nach Hause, stoppten wir dort für einen Bummel durch die Altstadt. Das ging dank des Park+Ride-Parkplatzes einfach und stressfrei: Meine größte Sorge war nämlich gewesen, wie wir den dicken Van Norbert in den Gässchen einer mittelalterlichen Stadt unterbringen würden. Mussten wir also gar nicht, wir stellten ihn auf dem Parkplatz ab, stiegen in einen Bus und waren nach zwei Haltestellen im Zentrum.
Wo wir erst einmal in die falsche Richtung liefen und uns wunderten, dass die Fußgängerzone nach wenigen hundert Metern schon an einem Fluss zu Ende war. Wir drehten also um und liefen in die richtige Richtung bis zum Dom, bewunderten die schöne Stadt und philosophierten im Rosengarten über den Dächern Bambergs darüber, dass uns beiden diese Stadt als Lebensmittelpunkt gefallen würde, dass wir aber auch beide nicht weg möchten von dort, wo wir jetzt sind. Und dass uns so ein Wechsel viel schwerer fallen würde als vor 1x Jahren, als jede:r von uns auf Weltreise aufbrach und aus verschiedenen Gründen der damaligen Heimat nicht allzu sehr nachtrauerte. Selbst wenn wir gemeinsam woanders hinziehen würden (und wie sonst wäre es überhaupt denkbar; rhetorische Frage). Wir können neben Sport also auch Kultur, der Prinz und ich.
Nach dem Stadtbesuch fuhren wir nach Hause und ich war ziemlich erschöpft. Wohl auch eine Kreislaufsache, denn ich sah ohne Brille nur noch unscharf, und das führe ich (ungemessen und unbewiesen) auf niedrigen Blutdruck zurück. Deswegen passierte am Abend nicht mehr viel, ich verbot mir, die kommenden freien Tage schon jetzt zu verplanen, sondern werde morgen früh aufwachen und mal sehen, auf was ich Lust habe.
Abgehakt:
Wüstenstein, Sand im Auge (8-/8)
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