Freitag, 3. Mai 2024

Terrassenschrubben

Nun nun nun. Meine Pläne fürs Wochenende schwinden dahin. Der Prinz und ich hatten vorgehabt, heute Nachmittag nochmal an die Veldener Wand zu gehen und dort unsere Projekte abzuliefern - jetzt ist der Prinz ja aber krank und geht gar nirgendwo hin. Und meine Kletteralternativpartnerinnen kniffen eine nach der anderen aus, erst die A., dann die T.  (Andererseits: Ich habe seit mehreren Tagen unangenehme einseitige Kopfschmerzen, die sich schwer nach Belastungskopfschmerzen anfühlen. Vielleicht ist ein Tag Pause gar nicht mal so schlecht.)
 
Auf einmal lag da also ein ganzer freier Tag vor mir. Ein ziemlich langer übrigens, denn ich bin ohne Wecker noch vor sieben Uhr aufgewacht; das kommt davon, wenn man am Vorabend schon um neun Uhr schläft. Aber wie soll ich aus diesem Teufelskreis herauskommen - je früher ich aufwache, desto früher am Abend bin ich doch wieder müde! Noch beim Frühstücken kam mir die Idee: Ich könnte ja die Terrassendielen schleifen. Die sind, nachdem sie mehrere Jahre nicht behandelt wurden, mittlerweile schon sehr ergraut und jedes Mal, wenn der Prinz und ich Fotos von früher sehen, gefällt uns der originale helle Holzton viel besser. 
Nach einigem Herumprobieren stellte sich heraus, dass Schrubben vielversprechender war als Schleifen. Und damit waren meine nächsten freien Stunden auch gefüllt... wahrscheinlich war das Terrassenschrubben ähnlich intensives Oberarmtraining wie Klettern. Nach jeweils zehn Dielen machte ich Pause, einmal um einen Mittagsessen-Salat zuzubereiten, einmal um eine Stadtrunde für das Nötigste zu drehen: Erkältungsbalsam für den maladen Prinzen, ein Venedig-Reiseführer für mich, und ein riesiger Rosmarinbusch für die frisch herausgeputzte Terrasse. Wer konnte denn auch wissen, dass ausgerechnet heute Frühlingsmarkt in der Stadt war! Es machte mich richtig glücklich, zwischen all dem Grün herumzuschlendern. Hoffentlich kommt das Glück mit dem Rosmarinbusch mit auf die Terrasse. Nach der Stadtrunde waren die letzten zehn Dielen dran, und ab da sah ich dem Holz beim Trocknen zu. Ein völlig unterschätztes Hobby übrigens, das große Zufriedenheit auslöste.

Gerade im richtigen Moment lud der nette Nachbar von ganz unten zum Sauna-Aufguss, wo ich noch mehr Neuigkeiten aus der Hausgemeinschaft erfuhr; zur Zeit ist da einiges in Bewegung. Glücklicherweise vieles in meinem Sinne, und die schwierigen Sachen gehen mich nichts an.

Dann meldete sich die A. doch noch mit einer Idee, wie wir uns sehen und ein bisschen bewegen könnten und wir verabredeten uns in der Boulderhalle. Ich freute mich, dass ich meine geplanten Erledigungen - eine große, große Dose Tomaten für den Spaghettimontag und Terrassenöl kaufen - auf dem Weg erledigen konnte. Was ein wenig absurd war, denn italienischer Großmarkt und Baumarkt liegen direkt nebeneinander, 10 Minuten von mir entfernt, während die Boulderhalle über eine halbe Stunde weit weg ist, aber trotzdem hatte ich auf diese Weise das Gefühl, nicht "extra" rausfahren zu müssen. Na, fuhr ich eben mit 4,6 kg Tomaten und 2,5 Liter Öl zur Halle und von dort wieder heim.

Es war überraschend und angenehm leer, die A. und ich waren zwar beide müde im Kopf, aber trotzdem fleißig und auf die Weise haben wir wieder eine neue Boulderhalle gemeinsam entdeckt.

Auf dem Heimweg kreuzte erst ein riesiger Hase meinen Weg und dann ein Läufer, ein Säufer und ein Bärla, und das sind nur die, die ich im letzten Moment im Scheinerferlicht sah, denn Licht hatten sie alle nicht. Ich war überrascht, wie viele Menschen in stockdunkler Nacht im Wiesengrund unterwegs waren.

Gerade als ich die Haustür aufschloss, schlug es zehn Uhr. 

2 Kommentare:

  1. Hallo Nina, seit einiger Zeit lese ich so gern bei Ihnen mit. Sie strahlen eine wunderbare positive Energie aus. Ich bewundere Ihre sportliche Fitness, auch ich laufe und radle gern, spiele Klavier und Cello. Haben also gewisse Gemeinsamkeiten. Klettern hab ich noch nie probiert und einen Heidenrespekt davor. Bin aber wahrscheinlich auch schon einige Jahre älter als Sie und werde das nicht auch noch anfangen. Freue mich immer sehr von Ihnen zu lesen. Vielen Dank

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    1. Oh, was ein schönes Feedback, vielen lieben Dank! Interessant, von jemandem zu lesen, der auch Ausdauersport UND klassische Musik macht - die beiden Bereiche überschneiden sich in meinem Freundeskreis nämlich überhaupt nicht.

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