Das Wochenende habe ich auf einem Seminar zu lösungsfokussiertem Coaching verbracht, kurz: Bei den Löfoten, und erst kurz vor Ende des Seminars habe ich diesen runnig gag verstanden und mich nicht mehr gefragt, was denn nun die Inselgruppe der Lofoten mit dem Ganzen zu tun hat? Tja, hinhören, mitdenken, um Sprache und Interpretation ging es sowieso die ganze Zeit, daher passte diese Anekdote ganz gut zum Thema. Um Sprache ging es viel: was Sprache für Bilder entstehen lässt, wie sie das Denken beeinflussen kann. Um Lösungen dagegen ging es im Seminar "Lösungsfokussiertes Coaching" nicht, ganz im Gegenteil lernten wir Teilnehmer:innen 17 Stunden lang, wie wir ein Coaching durchführen können, ohne über ein Problem eines/einer Coachee zu reden und ohne Lösungen zu benennen. Am Ende dieses Seminars bin ich nicht nur überzeugt, dass das eine wirkmächtige Coachingmethode ist, sondern bin auch mit meinem Problem weitergekommen. (Der Seminarleiter foderte uns am ersten Abend auf, für die Folgetage ein kleines bis mittleres Problem mitzubringen, das wir in den Übungen und Rollenspielen immer wieder bearbeiten konnten).
Sehr erfrischend fand ich übrigens auch, dass wir das ganze Seminar über vom "Problem" sprechen durften. Es musste nicht "Herausforderung" oder "Aufgabe" genannt werden, nach Jahren Erwerbsarbeit mit Business-Sprech stellen sich mir jedesmal die Zehennägel auf, wenn jemand mit einer "Herausforderung" daherkommt, denn dann ist klar, dass da ein echt dickes Problem lauert, das noch dazu nicht angesprochen werden darf. Uärgs.
Ich liebe Sprache, ich genieße Schönheit von Sprache und Sprachspiele, Unterschiede in verschiedenen Sprachen und die Nuancen, die Sprache ausdrücken kann. Schon lange versuche ich zum Beispiel, das Wort "man" zu vermeiden, was auch Thema im Seminar war (nur nebenbei: Ich tue das aus feministischen Beweggründen, die Beweggründe im Seminar für diese Vorgehensweise lagen woanders). Und noch bevor mir an diesem Wochenende klar wurde, welchen Nutzen es in der Kommunikation haben kann, "man" zu ersetzten, habe ich bemerkt, wie sehr mich diese Vorgehensweise dazu zwingt, präziser zu formulieren und genauer darüber nachzudenken, was ich wirklich sagen will.
Apropos feministische Beweggründe: Gerade weil es so viel um die Art und Weise, etwas auszudrücken, ging, und darum, was das in anderen Menschen auslöst, fragte ich mich von Anfang an, warum der Seminarleiter das generische Maskulinum benutzte und nicht genderte. Erst relativ gegen Ende ergab sich eine gute Gelegenheit, ihn dazu zu befragen und wie ich mir bereits vorgestellt hatte, tat er dies bewusst und hatte sich Gedanken dazu gemacht. Zum einen will er nicht von seinen Inhalten ablenken und deswegen die Sprache an sich innerhalb der gewohnten Konventionen benutzen. Zum Anderen benutzt er das Bild, das ein stereotypes Maskulinum in uns erweckt, zu bestimmten Zwecken. Beispielsweise möchte er erreichen, dass mit "Assistent" eine Person assoziiert wird, die plant, koordiniert, Programme virtuos beherrscht. "Assistentin" ist leider mit der Assoziation des Kaffeekochens und Herumtelefonierens behaftet. (Mal ganz platt zusammengefasst). Nun bin ich in dieser Sache mit einer Agenda unterwegs, nämlich möchte ich dazu beitragen, die Genderform so zu normalisieren, dass diese Unterschiede in den Assoziationen mit einem Begriff im Maskulinum oder Femininum irgendwann verschwinden. Ich würde mir wünschen, dass alle Menschen diese Agenda unterstützen, aber ich kann die Gründe nachvollziehen, die er mir für seine Entscheidung gegen das Gendern nannte. Was ich nicht nachvollziehen und auch nicht akzeptieren kann: "Hört sich blöd an" oder "Aber ich meine doch natürlich auch Frauen mit, wenn ich (männliche XXX) sage!!1einself"
Übernachtet habe ich dieses Wochenende über bei der Prinzenschwester, was einiges an Planung mit sich brachte, besonders am ersten Abend, als der öffentliche Nahverkehr noch streikte, aber auch für die ganz normalen Fahrten zum und vom Seminarraum brauchte ich etwa eine Stunde. Das hätte ich logistisch einfacher lösen können, aber der Kontakt zur Prinzenschwester hat das allemal aufgewogen. Noch dazu, als wir überrascht feststellten, dass es nach elf Jahren, die wir uns kennen, das erste Mal war, dass wir uns "alleine" trafen, ohne ihren Bruder, der ja mein Prinz ist.
Richtig viel gesehen habe ich die Prinzenschwester und ihren Familienanhang nicht, weil ich ja von morgens bis abends im Seminar saß und alle anderen Menschen an einem Wochenende gerne ausschlafen, andererseits hatte sie so auch wirklich kaum Arbeit mit mir, außer mir einmal zu erklären, wie die Kaffeemaschine funktioniert. Am Samstagabend gingen wir gemeinsam auf ein Latin-Ska-Livekonzert, sonst hätten wir uns ernsthaft nur 15 Minuten an diesem ganzen Wochenende gesehen. Die Prinzenschwester ist eine Partyqueen, deren Energie ich nur bewundern kann, mir hat der Abend bei Che Sudaka gut gefallen, aber voraussichtlich wird bis zu meinem nächsten Konzertbesuch etwa so viel Zeit vergehen wie seit meinem letzten - 12 Jahre vielleicht, grob geschätzt? Ich erlaubte mir jedenfalls, die spanische Musik hemmungslos zu genießen und mitzugrölen, nahm erfreut zur Kenntnis, dass ich gut in den Altersdurchschnitt passte und fand einen 2 Meter großen Fels mit sehr breitem Kreuz, hinter dem ich mich aus der Poge-Brandung zurückziehen konnte, um ungestört weiterzutanzen.
Die einzige, die am Sonntagmorgen wach war und mich in der Küche begrüßte, wie auch schon am Samstag, war die Familienhündin. Sie versuchte am ersten Tag kurz, mich zum Ballspielen zu animieren, dafür war ich aber um sieben Uhr noch nicht zu haben und sie ging wieder schlafen; am zweiten Tag hatte sie sich schon gemerkt, dass dieser komische Mensch, der bei ihren Alphamenschen zu Besuch war, zu der sonderbaren Spezies gehört, die nicht kapiert, dass Bällewerfen die überhaupt beste Beschäftigung der Welt ist und war immer noch freundlich, aber freundlich-distanziert.
- Die Sitze in den Kölner Verkehrsmitteln sind aus Hartschalenplastik, was wahrscheinlich sehr viel hygienischer ist als die stoffbezogenen Sitze bei uns, aber auch viel, viel kälter am Po
- Es kann sich sehr lohnen, mit einer luxemburgischen Mit-Teilnehmerin eine vietnamesische Bowl essen und danach mit der Prinzenschwester spontan zu einem Konzert zu gehen, anstatt sich alleine zum Ausruhen irgendwohin zurückzuziehen,
- Das mit dem Coaching, das könnte ich gut können.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen