Samstag, 17. Februar 2024

Can si fa o no fot

Morgens war unter den Gäst:innen, die ihren Kaffee in der casa rural tranken, bereits sirrende Vorfreude zu spüren. Am Abend würde das Karnevalfest des Dorfes stattfinden, und von den 200 Einwohner:innen wurden mindestens 130 erwartet. Einerseits wäre ich bei dem Fest, zu dem uns unsere allerliebste Hauswirtin schon eingeladen hatte, gern dabei gewesen; andererseits war es mit ein Grund, warum wir uns im Vorfeld dazu entschlossen hatten, noch heute Richtung Flughafen Barcelona zu reisen und die letzte Nacht dort in der Nähe zu verbringen. Unser Flug morgen geht am Vormittag, und um rechtzeitig da zu sein, hätten wir aus La Bisbal gegen sechs Uhr aufbrechen müssen; das ist eh schon früh - wenn aber am Vorabend noch die örtliche Karnevalsfeier im Gemeindehaus gleich nebenan stattfinden und sicher mit gehöriger Lauststärke bis in die Moegenstunden dauern würde, wäre die Nacht wahrscheinlich wenig erholsam geworden.

Also frühstückten wir ein letztes Mal reichlich, bekamen belegte Brote geschmiert und verabschiedeten uns - bis hoffentlich bald, Wunsch von beiden Seiten. 

Es war strahlend sonnig, vom Regen gestern war nichts mehr zu sehen. Nass war es natürlich trotzdem noch, weswegen wir uns eine Südwand heraussuchten, die vermutlich eher abtrocknen würde als die Nordwände. Die Can si fa no fot stellte sich als ein atemberaubend schöner Platz heraus, von dem aus wir uns an dem glitzernden Stausee und den grünen Berge gegenüber kaum sattsehen konntem. Die Route, in die wir einstiegen, konnte da leider überhaupt nicht mithalten, sondern war sogar richtig hässlich. Na ja, nach einer halben Stunde war es sowieso viel zu heiß zum Klettern. In kurzen Hosen und T-Shirt saßen der Prinz und ich noch eine Weile in der Sonne und wärmten uns durch, bevor wir zu unserer Can Dit Gros aufbrachen. 

Wenig überraschend hatte es außer dem Prinzen und mich niemanden an die kalte, schattige Wand gezogen; sogar dem Rotkehlchen, das uns die letzten Male dort besucht hatte, war es heute wohl zu kalt. Aber: Der Prinz hängte mir als Aufwärmroute die dortige Prestigeroute, eine 7a, hoch. Und die hatte sich ihre Sterne mehr als verdient! Trotz zwei Pausentagen vorher waren wir zwar beide nicht in Topform, trotzdem machte es mir einen Riesenspaß in der sehr homogenen und schön technisch kletterbaren Route. Mit harter Crux ganz am Schluss, das war ein wenig gemein, aber sonst wäre sie eben auch keine 7a.

Wir verabschiedeten uns nur schweren Herzens von Margalef. Ich war überrascht, dass es schon 17:30 Uhr war, als wir aufbrachen. Zum Abschied boten die blühenden Bäume entlang der kurvenreichen Straßen nochmal alles auf, sie waren durch die Sonne und den Regen der letzten fünf Tage in weiße und rosa Pracht ausgebrochen.

Die letzte Nacht werden wir in einem Ibis-Hotel verbringen, das dermaßen grottenschlecht ist, wie ich es schon lange nicht mehr erlebt habe. Wie gut, dass wir erst spätabends ankamen, eine nette Pizzeria für das Abendessen fanden und morgen ziemlich früh wieder aufbrechen werden, so dass wir hier wirklich nur die allernötigsten 10 Stunden verbringen müssen.

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