Der Tag begann wieder mit strahlender Sonne, es war schon morgens spürbar noch wärmer als gestern. Wir gingen wieder an die Can Dit Gros, den Prinzen musste ich unterwegs ein wenig schubsen, sonst wäre er in jedem Sonnenfleck genießerisch stehengeblieben. Wir hätten uns aber gar nicht beeilen müssen, denn auch heute waren wir wieder allein am Fels. Naja, nicht ganz: Ein forsches Rotkehlchen besuchte uns, das war gestern schon hier gewesen und hatte offensichtlich gar keine Scheu gegenüber Menschen. Fehlte nur noch, dass es uns aus der Hand gepickt hätte. Es war überhaupt ein ungemein friedlicher Tag.
Ich hängte zum Aufwärmen DasProjekt hoch und brachte den Prinzen mit meiner ausgiebigen Boulderei an den Rande seiner Geduld und eines Kälteschocks. (So ist das beim Klettern: eine/r klettert, eine/r friert. Ich war im bauchfreien Top am Fels und mir war nicht kalt). Sturz wieder an derselben Stelle wie gestern, diesmal beim Clippen.
Ich fühlte mich ziemlich kraftlos heute, trotz langen Ausschlafens. Der Prinz auch. Dann musste es ja wohl am Wetter liegen? War wohl einfach zu gut... Beim zweiten Go fiel ich dann an einer völlig unerwarteten Stelle, auch noch erst nach der Crux.
Die nächste Stunde übte ich mich in Mentaltechnik, nämlich darin, mir klarzumachen, dass allein schon das ernsthafte Projektieren viel, viel mehr war als ich jemals bisher geschafft hatte. Die Geduld, es nochmal und nochmal im Vorstieg zu probieren, gehört da nach meiner Kletterethik dazu. Da gibt's ja verschiedene Regeln, in dieser Ethik, meine sind: Ja zu Chalk, projektiert wird nur draußen und nicht in der Halle, Rotpunkt gilt auch mit eingehängten Exen, eine einmal geschaffte Route wird nicht wiederholt. Außer wenn ich so weit drüberstehe, dass mir in ihr klar wird, wie viel ich weitergekommen bin.
Der Prinz und ich bedauerten ein bisschen, dass wir heute keinen Pausentag gemacht hatten. Meine größte Motivation für den dritten Go war denn auch, dass es danach vorbei wäre. Und dann war DasProjekt kein Projekt mehr, weil ich es komplett durchstieg! Es blieb spannend bis zum Schluss. Den Endorphinrausch, der mir durch den Körper strömte, als ich den Umlenker clippte und losließ, kann sich keine vorstellen. Er hielt den Rest des Tages an und bewies, was diese Tour für ein Meilenstein gewesen war. Das allererste Mal 6c+ im Vorstieg, noch dazu ganz alleine vorbereitet. Der letzte Meilenstein, der sich ähnlich wichtig angefühlt hatte, war die 6b+ Let's Play in Oltre Finale gewesen, und an die hatte ich drei Jahre hinprojektiert. Scheint typisch zu sein, dass ich sowas im Urlaub erledige.
Da wir heute ja so halb im Pausentag-Modus gewesen waren, fuhren wir nach dem Klettern nicht in die Pension heim, sondern nach Cornudella, zum "Mal Angucken". Auch deswegen, weil mich die S. darauf aufmerksam gemacht hatte, dass ich diesen Urlaub bisher etwas falsch gemacht habe: Ich hatte mir nämlich zuemlich viele To-dos mitgenommen, die ich nachmittags/abends neben dem Urlaub erledigen wollte. Das störte aber den Urlaub. Deswegen: Ab heute wird das nicht mehr gemacht.
Der Prinz bekam neue Kletterschuhe, wir beide einen vegetarischen Burger und gratis dazu einen Eindruck von prototypischen Katalan:innen, die ich nämlich gar nicht so erinnere, wie sie in La Bisbal und Margalef sind. Sondern eher so fränkisch. Danach fuhr ich gern wieder in unser Kaff zurück 😉
Abgehakt:
Margalef, Can Dit Gros, Los Poderosos (6c+)(!!!)
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