Montag, 12. Februar 2024

Durch die Sierra de Montserrat

Der Prinz und ich, wir übten uns heute in der Kunst des Nichtstuns. Das können wir beide ziemlich gut, gemeinsam aber am besten. Am Morgen waren wir regelrecht dazu gezwungen, weil wir eine Stunde vor Frühstückszeit aufwachten. Die überbrückte ich mit einem selbstkochtem Kaffee ans Bett. Dann gab es langes und ausführliches Frühstück, danach ruhten wir uns von diesem aus. Yoga, Ruhen, dem Wetter beim Wechseln zusehen, fensterrentnern.

Irgendwann gegen Mittag brach dann doch Geschäftigkeit aus, allerdings gemäßigte in Form einer Wanderung: Heute war qua einstimmigem Beschluss Pausentag. So brachen wir in die Sierra de Montserrat auf, und schon nach wenigen Hundert Metern kamen wir uns vor, als wären wir die einzigen Menschen in dieser abgelegenen Gegend. Ein wunderschöner Wanderweg, niemand zu sehen, kein menschengemachtes Geräusch zu hören, nur das Brausen des unvermeidlichen Windes, ab und an das Brummen einer Hummel und das Rascheln von Laub und Klackern von rollenden Steinen unter unseren Füßen. Am Himmel schwebten die Geier, ansonsten machten wir Tierbeobachtungen vor allem in den Büschen, die mehrere große Eichenprozessionsspinner-Nester zu bieten hatten. Von denen bin ich noch nie gebrannt worden, habe aber aus Erzählungen darüber ordentlich Respekt davor.
Es waren gar nicht besonders viele Kilometer, die wir machten, aber wir kamen nur langsam voran. Auf dem Hinweg, weil es so steil war, und auf dem Rückweg, weil wir an einer imposanten Kletterwand nach der anderen vorbeikamen und alle paar Hundert Meter stehenbleiben und gucken mussten. Nach viereinhalb Stunden kamen wir wieder in Margalef an, und das reichte mir aber auch (der Wind! Anstrengend).

Wir aßen wieder im Lokal in Margalef, und aus Erfahrung waren wir heute klüger als gestern und kamen, sobald die Küche aufmachte. Gestern waren wir erst zu spanischen Essenszeiten angekommen, es war brechend voll und laut gewesen, wir hatten nur noch einen Katzentisch bekommen und ewig aufs Bestellen gewartet. Ganz im Gegensatz zu unserer Casa rural, wo wir meistens die einzigen Essensgäst:innen waren und es schon fast zu still war. Heute also die perfekte Mischung: Erst eine gemütliche halbe Stunde mit nur drei anderen besetzten Tischen, einer davon der Kartel-Tisch mit dem ungefähr 75jährigen Wirt und seiner Kartler:innenrunde, und als sich das Lokal dann innerhalb einer Viertelstunde bis auf den letzten Platz füllte, hatten der Prinz und ich schon unser Essen bestellt und bekamen als allererste unsere Plats combinats. 

Wir hatten den Tag mit Nichtstun begonnen und beendeten ihn mit Nichtbegreifen, nämlich die Lösungen für das Exit-Brettspiel, das wir uns in den Urlaub mitgebracht hatten. Ein Profi-Level während einer ansonsten intellektuell nicht besonders fordernden Zeit zu spielen war auch eine ambitionierte Idee. Wir beschlossen, gegen die Regeln zusammen zu spielen statt gegeneinander (was soll denn das, gegeneinander wäre ja ganz was Neues, tststs!) und kamen in einer Stunde trotzdem nicht sehr weit, wurden davon aber so müde, dass wir das Spiel für den nächsten Tag liegen ließen. Ich jedenfalls, mal sehen, ob/wann der Prinz sich losreißt und ins Bett kommt.

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