Freitag, 16. Februar 2024

Fein essen

Der Prinz redet immer mehr spanisch mit, das gefällt mir sehr. Das Aushandeln mit allen Gesprächspartner:innen zu Preisen, Wegbeschreibungen und so weiter übernehme natürlich immer noch ich, ist eben schon einfacher, wenn eine die Sprache fließend spricht, aber er sagt zum Beispiel "Achtung Seil" und "eine Orange bitte". Und teilt meine kindische Belustigung über die zahlreichen "areas privadas de caca", die in der Gegend ausgeschildert sind. Gnihihi. 
Heute war Pausentag, aber sowas von. Erst nach langem Ausschlafen und Ausruhen machten wir einen Spaziergang durchs Dorf und nahmen kurzerhand die Straße zum ausgeschilderten Mirador. Kurze Zeit befürchteten wir, dass der einfach eine Touri-Falle wäre, denn der Weg endete relativ unspektakulär im Nichts. 

Exkurs: Als der Prinz und ich uns in Thailand kennenlernten, unternahmen wir ungefähr am dritten Tag einen Ausflug zum vielgepriesenen Mae Hong Son Wasserfall. Der Weg sollte an einem Fluss entlang führen (soweit, so logisch), und wir wunderten uns auch noch nicht, als er immer mehr durch den Fluß als an ihm entlang führte. Erst als wir nach stundenlamgem abenteuerlichen Klettern durch den Dschungel wirklich gar nicht mehr weiterkamen, mussten wir einsehen, dass es den Wasserfall wohl nicht gab. (Um in diesem frühen Stadium unserer aufkeimenden Partnerschaft das Gesicht voreinander zu wahren, war diese Version besser als die, uns sehenden Auges verlaufen zu haben). Irgendwann später haben wir Fotos vom Wasserfall im Internet gefunden, und dem zahlreichen Publikum zufolge, das sich dort tummelte, musste es ihn wohl nicht nur geben, sondern er musste mit ziemlicher Sicherheit sogar auf einer Straße erreichbar sein. /Exkurs Ende.

Seitdem haben wir mehrere Mae Hong Son-"Wasserfälle" nicht gefunden, wir schlagen uns ja nun auch schon 11 Jahre gemeinsam durchs Gebüsch. Der Mirador gehörte jedoch nicht dazu, denn auf dem vermeintlichen Rückweg fanden wir ihn und saßen bestimmt eine Stunde auf der Felsnase, schauten übers Tal mit den blühenden Mandel(?)- (Kirsch(?))-Bäumen und hörten den Vögeln beim Singen zu. Vielleicht verlaufen wir uns auf einfachen Wegen so viel, weil wir es - gewohnt an die unwegsamen Zustiege an die Kletterfelsen - immer für möglich halten, dass der Weg eben TATSÄCHLICH durch dieses Unterholz/Gestrüpp/Schotterhang führt. Spoiler: Tut er normalerweise nicht.

Beim Rumhängen und Ausruhen von unserem Ausflug haben wir die Pläne für die folgenden Urlaubstage geschärft und reserviert. Einer davon galt direkt für heute Abend: Der Prinz überraschte mich mit einer Einladung in das wunderbare Quatre Molins. Wir fuhren nach Einbruch der Dunkelheit nach Cornudella, was bei der kurvigen Strecke über enge Straßen einfacher war als tagsüber, weil ich die wenigen entgegenkommenden Autos an den Scheinwerfern von weit weg sah. Dann speisten wir vorzüglich und lange, alles war köstlich und der Abend war schon jetzt ein absolutes Urlaubs-Highlight. 
Beim Heimfahren kamen uns ganze drei Autos entgegen (anscheinend Hauptverkehrszeit!) und es liefen ein Mini-Häschen, ein struppiger schwarzer Hund mit Halsband und ein Wildschwein aus dem Dunkeln auf die Straße. Ich überfuhr keines davon und brachte uns sicher wieder nach Bisbal und in unsere casa rural.

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