Um kurz nach elf startete der Prinz auf seine nächste Radtour und ich zum Laufen. Es war zwar schon viel zu heiß dafür, aber die Hitzespitze kommt ja normalerweise erst gegen drei, und erfahrungsgemäß bin ich danach, wenn die Temperatur gegen Abend wieder abkühlt, vom heißen Tag schon so erledigt, dass an Laufen nicht mehr zu denken ist. Also um elf, mit dem einzigen Gedanken im Kopf: In den Wald! Ich liebe an unserer Kleinstadt-Lage, dass ich praktisch aus der Tür trete und im Grünen bin. Zwar sind es bis zum Wald über drei Kilometer, aber der Weg dorthin führt durch den Wiesengrund und am Kanal entlang und immer durchs Grüne. Ich sprintete von Schatten zu Schatten und genoss es sehr, als die Temperatur im Wald schlagartig kühler war, ja, fast erträglich. Deswegen dehnte ich die Runde auch länger aus als gedacht, es war sehr, sehr anstrengend und ich war sehr, sehr langsam. Am schlimmsten waren die letzten beiden Kilometer - dann wieder in praller Sonne - nach Hause, aber das lernt schließlich jede Läuferin, dass ein großer Teil des Sports im Durchhalten besteht.
Da der Prinz außer Haus war, gab ich mich heute lustvoll dem Nichtstun hin. Mit Buch und einem großen Glas Wasser, hingegossen in den Flätzesessel oder wahlweise im Bett, mit aufgebockten Kissen im Rücken. Das Nichtstun schlug dann aber nach einer Weile doch in Tun um. Natürlich habe ich Ideen, was ich mit diesen geschenkten freien Tagen zuhause anfangen kann! Mein erster Gedanke galt einem Küchenprojekt, das ich schon umsetzen will, seitdem wir vor eineinhalb Jahren die neue Küche bekommen haben. Die Küche ist ein moderner weißer Klotz, das ist toll zum Kochen, weil sie riesige Schubladen und eine ebenso riesige Arbeitsfläche hat. Vom Esszimmer aus sieht der Klotz aber sehr weiß und mächtig aus, und schon beim Aufbau der Küche hatten der Prinz und ich die Idee, einen Teil der Seitenfront durch Holz zu ersetzen und bei der Gelegenheit dort ein schmales Regal für Kochbücher einzubauen. Das Projekt schlummerte seitdem vor sich hin, aber immerhin: Wir haben damals die Küchenbauer gebeten, die Front so zu befestigen, dass sie leicht wieder abnehmbar ist, und diesen Wunsch haben sie uns erfüllt (auch wenn wir nach so langer Zeit erst einmal wieder herausfinden mussten, wie wir sie unbeschadet abnehmen konnten).
Ich erinnerte mich beim Abbau der Seitenfront daran, dass der Küchenbau ein Drama mit sich brachte, das ich damals riesig fand und über das ich heute nur noch lachen kann: Nämlich hatten wir sehr, sehr lange an dieser Küche herumgeplant, schließlich wohnten und kochten wir damals schon lange zusammen und wussten genau, was wir brauchten. Nur eben ist die Umsetzung dann doch immer irgendwie störrischer als gewünscht. Wir hätten sehr gerne Schubladen in unterschiedlichen Größen gehabt, in die auf einer Ebene alle Töpfe inklusive des hohen Schnellkochtopfes und auf einer anderen Ebene Besteck bis zu einer Höhe eines Schöpflöffels hineingepasst hätte. Nun gibt es bei Küchen ein vorgegebenes Küchenraster, das in unserem Fall entweder vier gleich große Schubladen erlaubt hätte (alle zu niedrig für den Topf) oder zwei sehr hohe und eine sehr niedrige Schublade (zu niedrig für den Schöpflöffel und für fast alles sonst, außer sauber nebeneinander ausgebreitetes Besteck). Nach langem Hin und Her entschieden wir uns für die zweite Variante, nur um bei Küchenaufbau festzustellen, dass unter der unteren, hohen Schublade die Rohre für die Herd-Entlüftung verlaufen mussten, die die Höhe um satte 5 Zentimeter kürzten, was uns vorher natürlich niemand so explizit gesagt hatte. Ich war kurz davor, die ganze Küche zu stornieren und war tagelang richtig wütend wegen dieses Planungsfehlers.
Heute steht der Schnellkochtopf in einer anderen Schublade. Die gekürzte Höhe hat sich für andere Küchenutensilien als sehr nützlich erwiesen.
Na jedenfalls das Kochbuchregal. Ich bestellte die nötigen Multiplex-Elemente als Zuschnitt im Baumarkt, was ebenso spannend war, wie sie selbst zu schneiden, aber immerhin konnte ich die Fehler beim Bestellen im Formular korrigieren; beim Eigenzuschnitt wäre der Schnitt vielleicht schon drin gewesen. Und später fuhr ich sie dann abholen und war sehr gespannt, bis ich sie in echt vor mir sah und eine erste oberflächliche Überprüfung ergab: Sollte alles passen. Damit sich die Fahrt mit dem T. seinem Auto auch lohnte, holte ich auf dem Weg noch Getränkekisten, für mich, für den T. und für den I. von unten. Und ich hatte schon ganz vergessen, wie schwer volle Getränkekisten sind, ächz!
Der nette I. von unten soll einen Kasten Bier von uns bekommen, denn er ist so nett, dass er mir für die allerheißesten Tage angeboten hat, in seiner Wohnung zu schlafen, solange er und die P. im Urlaub sind. Das tue ich heute auch. Die Wohnung ist eh recht belebt, auch ohne den I. und die P., denn gleichzeitig mit mir waren auch die Nachbars-S. und ihr Mann darin, um den neuen Kater einzugewöhnen. Wir hatten uns zu einer Zeit verabredet, zu der ich schon ins Bett gehe und sie die Abendunterhaltung für den Kater begannen - Kommentar S. "Ach so, du gehst ja immer schon so früh ins Bett.". Kommt auf die Sichtweise an - aus meiner Wahrnehmung gehen die beiden immer erst so spät ins Bett 😄
Und was sonst noch passiert ist: Im Laufe des Tages kamen sowohl mein neues (gebrauchtes) Handy an als auch die Ersatz-SIM-Karte. Endlich. Die Freischaltung dauerte einige Stunden, aber seitdem habe ich wieder eine funktionierende Telefonnummer, auf die ich mir die Codes für die Passwortänderungen aller meiner Accounts schicken lassen kann, ich kann mit dem Prinzen kommunizieren, obwohl er nicht neben mir steht und nach und nach werde ich mir alle wichtigen Apps herunterladen und einrichten. Ich fühle mich wieder wie ein vollständiger und handlungsfähiger Mensch, ein tolles Gefühl.
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