Donnerstag, 22. August 2024

Goldener Spätsommertag

Früh aufgewacht und in mich hineingespürt: Alles ok, keine übermäßige Schlappheit nach der unerwartet anstrengenden Rennradrunde gestern. 

Abends und morgens ist es jetzt plötzlich richtig kühl, fast fühlt sich das Wetter schon nach Herbst an. Jetzt beginnt meine liebste Jahreszeit: der goldene Spätsommer, wenn ich die Sonnentage noch sehr bewusst genieße, ohne dass sie mir zu heiß sind, und wenn sich die Natur allmählich Richtung goldgelb und rot zu verfärben beginnt.

Der Morgen stand im Zeichen des Abschieds, denn der Prinz wird einige Tage außer Haus verbringen. Wir bedauerten beide die temporäre Trennung sehr, ich begleitete ihn bis zur S-Bahn und winkte noch lange hinterher. 

Zuhause dann ein Weilchen Lesen auf der Terrasse, eingemummelt in den Schluffi-Anzug und mit einer leichten Decke. Schön! Dann Tagesstrukturierung, denn es stand einiges an. Ich war träge, doch zeitliche Rahmenbedingungen zwangen mich zum Aufbrechen auf eine Stadtrunde, diesmal eher südstadtlastig, mit Stopps beim Werkzeugschärfer (die scharfen Sägeblätter sind wieder da, yipieh!) und Baumarkt, Bücherei und Supermarkt. Die Fahrt durch die Stadt weckte mich auf und brachte mich in Schwung, und als ich sogar Hunger bekam, passte es ganz gut, dass ich in der Nähe der Wohnung war und ich legte einen Zwischstopp zum Essen ein.

War dann aber so, dass es mich nach dem Essen statt zu den letzten Erledigungen erstmal ins Bett zog und ich ein Nickerchen machte... zweimal gestört durch das Klingeln von Paketdiensten, zweimal nicht für mich, also nur so halb erholsames Dösen. Das Riesenpaket, das der Prinz erwartete,  kam zwar auch noch, aber erst später.

Auf dem Weg zum zweiten Teil der Stadtrunde kam ich auf die glorreiche Idee, vorher zu recherchieren, ob der Unverpackt-Laden offen hatte - hatte er nämlich nicht: Sommerpause. Ich sparte mir den Weg und kaufte meine Nüsse im Supermarkt, leider halt dann in Plastik verpackt.

Damit war die Erledigungsrunde abgehakt (die Dankeschön-Gummibärchen für den J., der mir seine Fahrrad-Zigarre geliehen hat, hatte ich leider vergessen. Aber irgendwas ist ja immer) und ich verbrachte die nächsten Stunden mit genüsslichem Räumen, immer wieder unterbrochen mit Abstechern auf die Terrasse, um zu lesen. Das neue Sofa gefällt mir ausnehmend gut, wie toll ist das denn bitte, dass wir genau dann zuhause sind, wenn wir es noch ausführlich einweihen können!

Als ich nichts mehr zu tun hatte, packte ich Übernachtungssachen und Radzubehör zusammen und fuhr zum Rothsee. Absichtlich früh, denn ich kannte die Parksituation dort nicht und wollte mir in Ruhe einen guten Stellplatz suchen; stresste mich wie immer, ganz besonders,  wenn ich alleine unterwegs bin. Nach dreimaligem Umparken und langen Überlegungen vor dem Ticketautomaten (ist der Van Norbert ein Wohnmobil? Schließlich misst er keine sechs Meter, braucht weder Strom noch Wasser noch Entsorgung... letztlich habe ich mich für den Mittelweg entschieden: Nachts ja, tagsüber ist er ein - günstigeres - Auto) glaubte ich, einen solchen gefunden zu haben, aber, alte Camping-Weisheit:Ob ihr wirklich richtig steht, wisst ihr erst, wenn die Sonne wieder aufgeht.

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Gelesen:

Elke Heidenreich: Altern. Heidenreich macht sich in diesem Essay Gedanken darüber, was es bedeutet, alt zu sein - sie selbst ist 80, als sie das Buch schreibt. Dabei gibt es keinen richtigen roten Faden, zumindest habe ich ihn nicht gefunden, aber viele Gedanken sind interessant, witzig und scharfsinnig und ich war ehrlich überrascht, wie gut Heidenreich immer noch denken kann. Ich lese sie meistens gerne, auch wenn ich nicht überall mit ihr übereinstimme - ihre Ablehnung vieles Digitalen zum Beispiel mag ich nicht. Andererseits bin ich mir unsicher, ob es eigentlich ein Kriterium dafür sein sollte, Bücher zu mögen, dass ich den dargelegten Meinungen zustimmen kann. Oder sollte ich, um aus der eigenen Blase herauszukommen, mehr lesen, was mir gegen den Strich geht? Auch wenn mir das schlechte Gefühle macht? "Altern" machte mir jedenfalls mehr gute als schlechte Gefühle. Es ist ein mutiges und optimistisches Essay.

Sally Rooney: Beautiful world, wehren are you? "Gelesen" kann ich nicht sagen. Angelesen, und schon nach ein paar Seiten ging mir die eMail-Konversation der beiden Protagonistinnen auf die Nerven. In den Mails schütten sie sich gegenseitig das Herz aus, und zwar auf so intensive und weitschweifende Weise, wie das echte Menschen niemals tun würden. Es erschien mir ein sehr offensichtlicher Kniff, um die Gedankenwelt der Hauptpersonen darzulegen, ohne sich die Mühe machen zu müssen, sie in Handlung oder Beschreibung darzustellen. Ich las das letzte Kapitel, das Ende war so vorhersehbar und banal, dass ich das Buch wieder weglegte. Im Nachhinein las ich einige Rezensionen, die meinen Eindruck bestätigten.

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