Drei Tage und einen Nervenzusammenbruch später sitze ich zuhause auf der Terrasse und blogge mit dem Laptop des Prinzen im einzigen verbliebenen Tab, in dem mein google-Account offen ist und den ich hüte wie einen Schatz.
Am zweiten Abend, nachdem unser Van Norbert aufgebrochen und mein Handy geklaut worden war, wurde mir plötzlich mit Wucht klar, was das alles an Organisationsaufwand mit sich bringen wird. Durch unselige Verknüpfungen hatte ich zwar alle Apps auf dem Handy sperren können, dabei jedoch die neuen Passwörter und damit meinen eigenen Zugriff auf alles verloren. Auf google, auf meinen Mailaccount, meine Bankkonten. Die Kommunikation mit meinen Kontakten eh, weil die bei mir nur über das Handy geht. Alle Authentifizierungen laufen mittlerweile über das Handy, selbst für Telefonbanking wird ein Code an die Handynummer verschickt - Pech für die, die Telefonbanking nur nutzen wollen, weil sie ihr Handy mit der Banking-App darauf nicht mehr haben.
Der Aufbruch unseres Autos war zwar richtig glimpflich verlaufen. Die Diebe hatten nur eine einzige Scheibe und einen Teil der Innenabdeckung zerstört - welch ein Glück, dass sie nicht aus Wut ber ihre magere Ausbeute sämtliche Möbel zerschlagen haben. Wir konnten in dem Zustand sogar noch aus Bozen wieder bis nach Hause fahren, als klar wurde, dass eine Reparatur in Italien in absehbarer Zeit nicht möglich sein würde. Sie hatten außer dem Handy und einer Sonnenbrille nichts geklaut - alle unsere Kleidungsstücke, Schlüssel, Fahrradsachen waren noch da, und wie viel Sorgfalt und Überlegungen hatte es schließlich gekostet, das alles zusammenzutragen. Sie hatten weder den Laptop des Prinzen gefunden, noch waren sie an die Rennräder rangekommen. Es war nicht während oder vor unserem Haupt-Urlaubsprogramm, der Radtour, passiert, sondern erst danach und noch am selben Tag checkten wir sowieso ins Hotel ein und mussten nicht im aufgebrochenen Auto schlafen. Hätte alles so viel schlimmer kommen können.
Aber trotzdem: WIE GEMEIN ist das bitteschön!
Ich verbrachte drei Tage auf dem Schlosshotel in völliger Abhängigkeit vom Prinzen, konnte weder selbst bezahlen noch mich an Verabredungen beteiligen, aber das passte auch, denn schließlich waren die drei Tage der Prinzenfamilie gewidmet, mit der wir den Geburtstag des Prinzenvaters feierten, und damit sowieso der Prinz der Haupt-Ansprechpartner. Alle Geschwister mit ihren Familien waren da, ganze 17 Personen brachten wir zusammen, die jüngste davon vier und der älteste gerade 80 Jahre alt. Frühstück und Abendessen gab es an einer gemeinsamen Tafel, die jedes Mal wieder deutlich machte, welch eine große Familie der Jubilar sich geschaffen hat. Er genoss den Trubel sichtlich; wie es sein soll bei solchen Festen, ging es munter durcheinander, es formten sich Grüppchen, die sich wieder lösten; Kinder erkoren Lieblingstanten, Teenies zogen im Rudel herum und fanden sich einzeln ab und an zu überraschend erwachsenen Gesprächen ein; Unternehmungen mit allen zu organisieren war eine komplexe Angelegenheit und trotzdem schafften wir es am Geburtstags-Tag, den Karersee zu besuchen. Dessen Hauptakttraktion bestand darin, einige hundert Höhenmeter höher zu liegen als Bozen, wodurch es dort ein klein wenig kühler war als im 37° heißen Tal. (Abgesehen davon war er auch wunderschön, changierend von dunkelblau bis türkisgrün in einem naturbelassenen Wald gelegen, im Hintergrund immer die imposanten Berge.)
Heiß war es überhaupt viel. Durchgängig, drückend, ohne nächtliche Erholung, weil der Prinz und ich in unserem Lieblingszimmer im Schlosshotel schliefen, und das ist das kleine Dachzimmer im Turm. Sonst immer eine gute Wahl, diesen Sommer bei der unerträglichen Hitze und ohne Klimaanlage nicht ganz so. Glücklicherweise bot das Hotel zwei Swimmingpools mit viel Platz auf den Liegewiesen, und wenn wir nicht gerade aßen oder um den Karersee wanderten, hielten wir uns alle dort auf, manche ohne sichtbare Unterbrechung im Wasser, manche eher am Wasser mit regelmäßigen Abkühlungen. Die Hitze machte alle anderen Unternehmungen unmöglich und ließ schon allein den Weg zurück ins Zimmer extrem anstrengend erscheinen.
Nach den drei gemeinsamen Tagen reiste eine Familie nach der anderen ab, nach Hause oder zu weiteren Urlaubszielen, das Geburtstagsdatum des Prinzenvaters liegt so günstig, dass sich die Sommerferien von vier verschiedenen Bundesländern verbinden ließen, allerdings in verschiedenen Stadien: Für manche war es das letzte Wochenende, für andere eher der Start in die Ferien. Als der Prinz und ich uns als letzte von den Prinzeneltern verabschiedeten, kam uns unsere Vierergruppe auf einmal sehr, sehr klein und ruhig vor.
Wir kamen trotz zweier Gewitter, die zwar starken Regen herunterprasseln ließen und damit die zerschlagene Scheibe weiter zerstörten, aber kaum für Abkühlung sorgten, irgendwann zuhause an. Ich war richtig froh, dass wir die Fahr geschafft hatten; die zerschlagene Scheibe hatte dem ganzen eine gruselige Komponente gegeben. Und auch wenn die Ankunft daheim mich seltsam desorientiert machte - schließlich sind unsere Ferien noch lange nicht vorbei, aber es gibt jetzt keine konkreten Pläne mehr -, war es gleichzeitig auch schön, wieder daheim zu sein, wo ich mich einfach am allerwohlsten fühle. Noch bevor wir die Wohnung betraten, lud uns der nette Nachbar von unten auf einen Schwatz ein, dann konnten wir bei uns oben mit offenen Fenstern einen Durchzug erzeugen und ich schlief so gut wie seit Tagen nicht. Vielleicht ist dieser Urlaubsabbruch ja der Start in einen gemütlichen Urlaub auf Balkonien.
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