Montag, 19. August 2024

Unrund


Es gibt so Tage, an denen läuft es einfach nicht. So einer war das heute nicht, von außen betrachtet lief sogar eigentlich alles ganz ordentlich, aber irgendwie war der Tag trotzdem ein bisschen unrund. Mit vielen Störstellen drin.

Ich musste schon mal ziemlich früh aufstehen, zu Büro-Aufstehzeiten, denn der Van Norbert hatte morgens um acht einen Termin in der Werkstatt, wo endlich sein Seitenfenster repariert wurde. Ich brachte ihn hin und glücklicherweise hörte ein paar Minuten, bevor ich losfuhr, der Regen auf und ich konnte die letzte fensterlose Fahrt im Trockenen antreten. Die Männer in der Werkstatt waren ausgesprochen nett, so richtig auffällig nett: Gut gelaunt, trotz frühen Morgens und einer beträchtlichen Schlange Kundschaft, sie boten allen einen Kaffee an und waren geduldig und sorgfältig. Gefiel mir sehr gut. Dass der Van Norbert schon drei Stunden später wieder abholbereit war, gefiel mir natürlich auch. Das neue Fenster hat jetzt eine Garantie für die nächsten dreißig Jahre - na, da wissen wir ja jetzt, welches Fenster garantiert nie wieder kaputtgehen wird, denn bekannterweise gehen alle Dinge erst kurz nach Ablauf der Garantiezeit kaputt. Ich träumte kurz davon, dass der Prinz und ich wirklich noch in dreißig Jahren im Van Norbert herumfahren könnten, das wäre sehr schön. Er wäre dann ein echter Oldtimer, und der Prinz und ich ja auch. 

Die Zeit, in der sich der Van Norbert in der Werkstatt frisch machen ließ, ging ich shoppen. Also: Lebensmittel einkaufen. Wie seit Wochen üblich, kaufte ich einfach die Liste des Essplans von Nisha, plus heute noch 14 Packungen Hafermilch für den Prinzen und viel Obst, weil es mich am Gemüsestand so anlachte. Gerade ist die Zeit der üppigen Ernten, und erfahrungsgemäß ist die sehr schnell wieder vorbei, also will ich die Obstsaison nutzen, so gut es geht. Eventuell bin ich dabei ein wenig eskaliert. 

Den Einkauf verräumte ich zum Teil, zum anderen Teil verkochte ich ihn für die Essensvorbereitung und kochte bereits das Auberginen-Caponata und den Salat mit Orangendressing; beides ganz ausgezeichnet. Währenddessen baute der Prinz an unserem Kochbuchregal weiter, und ein leichtes melancholisches Ziehen spürte ich doch, weil ich das Werkstück so bereitwillig aus der Hand gegeben hatte und die Dinge, die schiefgehen können, jetzt er macht. Ist halt das übliche Henne-Ei-Problem: Er kann das Handwerken besser, deswegen macht er die Sachen für unsere Wohnung, die schön werden sollen, aber wenn ich es nie mache, dann lerne ich es halt auch nie. Immerhin schob ich mich wieder zwischen, als die Bretter geschliffen werden mussten. 

Und dann war es schon 15:30, ohne dass ich eine Pause gemacht hätte, und ich legte mich für ein Nickerchen hin, weil ich ganz schön müde war - allerdings eine viel angenehmere Müdigkeit als die Schlappheit wegen der Hitze in den letzten Tagen. Ich stellte mir einen Wecker, denn direkt danach hatte der I. zum Aufguss im Saunazelt geladen, und ich hatte tatsächlich wieder Lust auf Sauna, obwohl ich ja erst gestern ausgiebig sauniert hatte. Es gab unter anderem einen speziellen Eukalyptus-Duft und ein Wacholder-Öl, das ganz ausdrücklich keine Zeder war (oder eben doch?), jedenfalls was ganz Spezielles. 

Der I. wünschte sich sehr, so viel schlafen zu müssen/wollen wie ich, während ich mir sehr wünschte, so viel überschüssige Energie zu haben wie der I. Wenn sich solche Energieflüsse mischen und gleichmäßig aufteilen könnten, wäre toll. 

Am frühen Abend zog ich erneut los in den Supermarkt. Erstens, um Zutaten für ein Dessert einzukaufen, das ich für eine Essenseinladung am Mittwoch zubereiten will. Und zweitens, um ein Glas in Öl eingelegte Tomaten zurückzugeben. Das war mir nämlich beim Öffnen entgegen gesprudelt - so etwas habe ich noch nie gesehen, die Tomaten waren offensichtlich in dem original verschlossenen Glas gegoren und beim Öffnen sprudelte das Öl sprichwörtliche heraus und ergoss sich rundherum. Mal wieder ein Hoch auf die Stein-Arbeitsplatte, der sowas völlig egal ist. Ich wollte den Supermarkt vor allem darauf aufmerksam machen, dass dieses Glas Tomaten kaputt war, denn vielleicht sind andere Gläser ja auch vergoren und da muss eine Teilproduktion aus dem Handel gezogen werden? 

Überhaupt, Öl hatte an meinen Störgefühlen heute auch noch einen anderen Anteil: Zu Beginn des Kochens fand ich nämlich in der Ölflasche eine ertrunkene Stubenfliege, es schüttelte mich so richtig vor Ekel. Wie widerlich! Und schade um das gute Olivenöl. 

Ich hatte mir vorgenommen, um sieben entweder in die Kletterhalle zu gehen und Krafttraining zu machen, und da der Prinz keine Lust auf Halle hatte, wurde es Krafttraining. Das bestand wie üblich aus sehr vielen Zwei- oder Drei-Minuten-Intervallen, in denen ich auf das nächste Set wartete, bis die Muskeln wieder einsatzbereit sind - sagt einem ja auch niemand vorher, dass Krafttraining vor allem aus Warten besteht. Insgesamt eine Stunde dauerte es, bis ich alle Pflichtübungen absolviert hatte, ging heute schon zäher als noch vorgestern, ich ahne da einen Zusammenhang...

Obwohl ich mein aktuelles Buch "Wellness" so gut wie möglich gestreckt hatte, las ich es heute aus und war richtig traurig darüber. Es hat mir so richtig gut gefallen. Weil ich dann eh nicht so recht wusste, was ich mit dem müden Abend noch anfangen sollte, schauten der Prinz und ich mal wieder fern: Swan Song. Sehr langsam und interessant, zumindest bin ich bis zum Ende wach geblieben.


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