Heute Nacht habe ich geträumt, dass ich mit meinen neuen Arbeitskolleg:innen - die Firma machte irgendwas mit Schmuck - bis morgens auf einer Firmenfeier versumpfte und dann, weil es eh schon nach fünf war, beschloss, ganz durchzumachen und gleich direkt wieder in die Arbeit zu gehen. Als ich in echt aufwachte, war ich sehr froh, dass ich eine ganze Nacht Schlaf hinter mir hatte und außerdem, dass ich solche ausufernden Feiern gar nicht mehr machen muss.
Nach dem Aufstehen hatte ich bald schon Hummeln im Hintern, denn wir gingen heute wandern und es war unklar, wie lange die Wanderung sein würde. Zuerst sind wir auf der ehemaligen Passstraße, die in Richtung der nächsten Bucht Uttakleiv führt, losgelaufen und haben den Abzweig zum Mannen-Gipfel genommen. Der Berg ist sehr auagelatscht, ganz eindeutig kommen hier ganz viele Touris zum Tageswandern her, wie es alle Reiseführer empfehlen. Der Blick von oben ist dann auch tatsächlich so fantastisch wie versprochen. Und von hier ist der Haukland Beach so schön wie beworben und hat uns mit unserer kleinen Enttäuschung von gestern versöhnt. Ist eben eher ein von-ferne-Strand. Über dem nächsten, noch etwas schroffen Berggipfel kreisten lange ein Helikopter. Er zog was in die Höhe und wir dachten zuerst, das sei eine Bergrettung; als er dann aber abdrehte und dasselbe Manöver wiederholte, revidierten wir unsere Annahme. Da wird wohl gerade etwas gebaut/abgetragen/beobachtet? Leider werden wir das nie erfahren, und es wird für immer ein ungelöstes Rätsel bleiben. Schrecklich!
Die Tour auf den Mannen war die Aufwärmtour für die eigentliche Wanderung auf den Himmelstilden gewesen, das merkten wir sehr schnell. Auf den geht es, von derselben Passstraße ab, 951 sehr steile Höhenmeter nach oben. J. und ich legten unser übliches Tempo vor, was heißt, dass wir die Wandersleute vor uns nach und nach ein- und überholten, aber der Weg bot viele Ausweichmöglichkeiten und gab das gut her. Dieser Aufstieg war anstrengend! Aber die Aussicht oben machte die Anstrengung mehr als wett. Der Himmelstild ist nochmal doppelt so hoch wie der Mannen und überhsupt der höchste Berg auf Vestavøy, und dadurch hatten wir einen Rundumblick auf das Meer auf allen Seiten und alle umgebenden Inseln und Inselchen, über die umgebenden anderen Berge hinweg.
Ich konnte mich kaum sattsehen an dem Türkis, Dunkelblau und Glitzer des Meeres und den grüngrauen Bergspitzen dazwischen. Und freundlicherweise schob sich endlich eine Wolke vor die Sonne, so dass mir nicht mehr ganz so heiß war und ich mein T-Shirt nicht mehr mit Knoten vor der Brust bauchfrei tragen musste. Wäre es unstatthaft gewesen, nur im Bikinioberteil den Berg raufzuwandern? Ich war versucht.
Auf dem Mannen der Helikopter, hier noch viel besser: ein echter Seeadler, der ganz nah über unseren Köpfen kreiste und sich von der Thermik elegant nach oben tragen ließ. Wunderschön!
Der Abstieg war, wir Abstiege eben so sind: anstrengend, je steiler, je anstrengender. J. hatte oben auf dem Gipfel eine Portion mitgebrachte Nudeln gegessen und das hätte ich vielleicht auch tun sollen, denn er raste den Berg runter wie ein Berghase. Trotzdem fühlten wir uns unten beide noch fit genug, den Rest der Passstraße weiterzugehen und über einen Küstenwanderweg die Runde zum Van Norbert zu vollenden. Der Weg geht durch Uttakleiv, das einen bezaubernden Strand und eine wunderschöne Bucht hat. Vielleicht wiederhole ich mich hier, aber jeder Strand wirkt immer nochmal schöner als der vorherige! Es tat mir richtig leid, dass wir beide keine Lust mehr hatten, hier oder entlang des Küstenweges Rast zu machen und aufs Meer zu gucken, denn es lud sehr dazu ein. Wir wollten aber allmählich echt heim und haben die letzten Kilometer raschen Schrittes hinter uns gebracht.
Aber wir werden morgen noch Gelegenheit zum Strandsitzen haben, denn nachdem wir eine Einkaufsrunde durch den Supermarkt gedreht haben und es zu regnen begann und auch morgen weiterregnen soll, haben wir uns hier in Uttakleiv auf dem Campingplatz am Strand eingenistet und werden den Tag morgen mit Lesen und Strand- und Schafgucken verbringen. (Ausschlafen, Lesen und Sport machen: das sind meine drei Urlaubsziele für diesen Sommer. Läuft ganz gut soweit.)
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