War dann leider immer noch nichts mit klettern heute. Ich bin erstmal mit höllischen Kopfschmerzen aufgewacht, aber die gingen nach einem ordentlichen Schuß DIY-Aspirin (also Koffein+Vitamin C) zum Glück vorbei. Viel viel Koffein. Der Tag ließ sich wettertechnisch herrlich an, was heißt, dass es an der Wand eh wieder zu heiß geworden wäre und ein Tag Herumfaulenzen auf dem Campingplatt für alle Anwesenden ok war.
Wenn im Außen nichts passiert, passiert ja manchmal viel im Inneren. Ich habe mir produktive Gedanken gemacht, wie einige Stränge ab September weiterlaufen sollen. Allmählich bin ich in der Zielgeraden meiner Auszeit und sammle die Aspekte, die ich gern mit in die Erwerbsarbeitszeit integrieren würde.
Außerdem kam ein Anstoß, mal wieder zu meditieren. Ich habe mir bei meinem ersten Meditationsretreat die Aufzeichnungen der Speaches aus einem früheren Retreat gekauft (die Retreats laufen immer gleich ab, so dass es keinen Unterschied macht, von wann die Aufzeichnung ist). Die werde ich jetzt wieder einmal durchhören, und dabei habe ich festgestellt, dass sie schon von 2009 sind. Mein Retreat war 2013. Ist das lange her! Schon zehn Jahre. Die erste Speach ging direkt 72 Minuten, die ich im Gras sitzend, mit Sonne im Gesicht und Wind in den Haaren mitmeditiert habe. Noch immer ist alles darin sehr weise und man kann die Inhalte nie genug verinnerlichen. Danach ging es mir körperlich erstaunlich besser - Spontanheilung durch Meditation?
Der Campingplatz wird ab elf Uhr morgens ein Geisterort und bleibt leer, bis alle abends wieder von der Wand zurückkommen. J. und ich haben die Zeit genutzt, um in der ortseigenen Küche langwierige Gerichte zu kochen: Mittags gab es Bratkartoffeln mit Spiegelei, zum vorgezogenen Abendessen Pfannkuchen. Die Bratkartoffeln haben wir anders als sonst aus rohen, ganz dünn geschnittenen Kartoffeln gemacht. Das war unerhört lecker und muss so sicher noch einmal nachgekocht werden. J. meint zwar, es dauert noch länger als Bratkartoffeln aus gekochten Kartoffeln, aber das glaube ich gar nicht. Die Küche kommt uns jedenfalls wegen unserer echten oder eingebildeten Gasknappheit im Van Norbert sehr gelegen, insbesondere da in Norwegen fast 100% des Strombedarfs aus Waserkraft gewonnen wird und wir daher wissen, dass wir ganz grün kochen. Zudem liegt die Küche gleich bei der Rezeption und dort wiederum gibt es das WLAN, so dass ich mir während des Kochens Internet abholen kann. Mein Datenvolumen ist nämlich seit zwei Tagen aufgebraucht und deswegen nix mehr Internet.
Da es mir seit der Meditation ja gesundheitlich schon wieder ziemlich gut ging, wollte ich zumindest ein wenig herumlaufen, deswegen haben wir einen Mini-Spaziergang zum Gebiet Sandmælen um die Ecke gemacht. Schade, dass man nicht deswegen nach Flatanger kommt! Der Fels sah sympathisch aus und es sind einige leichte Multipitches eingebohrt. Aber Hanshallaren ist natürlich weitaus spektakulärer.
Abends kamen unsere Nachbar:innen von dort wieder und "sie" erzählte ein wenig von den Routen, die sie gemacht hatte. Wir haben die beiden schon in Eggum getroffen und sie klettert ähnlich stark wie ich. Das war sehr interessant und hat mir noch viel mehr Lust gemacht, morgen auch endlich wieder einzusteigen.
Nun, wie Scarlett sagen würde: Morgen werde ich weitersehen. Schließlich ist morgen auch noch ein Tag (oder so ähnlich).
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Gelesen:
Francoise Sagan: Bonjour Tristesse. Die Jugendliche Cécile verbringt die Sommerferien mit ihrem Vater und dessen junger Geliebten im Ferienhaus. Als er sich für eine andere Frau entscheidet und Heiratspläne mir ihr schmiedet, intrigiert Cécile so lange, bis sie sie auseinanderbringt.
Der Roman ist ja ein Klasiker, so dass es mir schwerfällt zuzugeben, wie wenig er mir gefallen hat. Sagen hat ihn mit 19 geschrieben und ich finde, das merkt man auch. Ihre Ansichten und Einschätzungen zu Liebe und Beziehungen klingen altklug und ich hatte oft sen Gedanken im Kopf: "Woher, bitte, willst du das wissen, wie sich eine Frau mit Anfang 40 in der oder der Situation fühlt?". Inhaltlich geht es meist darum, wie Cécile von einem Extrem der Gefühle umstandslos ins genau entgegengesetzte Extrem wechselt. Das passiert bei Jugendlichen ja wohl tatsächlich so, ich kann es nicht mehr nachvollziehen.
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