Montag, 21. August 2023

Ruhetag

Nachts war alles mucksmäuschenstill. Nichts hört man hier, kein Auto, keine Brandung, kein Schaf. Auch kein entferntes Wummern lauter Musik, wie es ab und an schon mal vorkam. Nur hin und wieder ein leichter Regenschauer, der aufs Autodach rauscht.

Es ist Ruhetag. Das Wetter spielt auch mit, denn die Wolken hängen tief und durchfeuchten die Luft. Man weiß nicht, ob die ganz Motivierten doch hinaufgestapft sind in die Höhle, um ein paar Züge zu trainieren? Mir tut das Nichtstun jedenfalls gut. 

Ich durchlaufe im Laufe des Tages alle Stadien einer leichten Erkältung, von Halskratzen über Husten bis Schnupfen und fühle mich am Ende des Tages wieder ziemlich fit. Ich möchte so gern klettern gehen morgen!

Irgendwie ist es auf einmal Abend, ich habe den kompletten Tag verlesen. Zufällig zwei Bücher gleichzeitig, die in der DDR spielen und die Auseinandersetzung mit den politischen Bedingungen dort zum Thema haben. Das hat sich hervorragend ergänzt.

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Gelesen:

Dietrich Garstka: Das schweigende Klassenzimmer. Anfang der 50er Jahre würdigt eine Oberstufenklasse der DDR den Aufstand ungarischer Freiheitskämpfer mit einer Schweigeminute. Das wird als politischer Widerstand gegen das DDR-Regime gewertet und schlägt immer höhere Wellen, bis es zu einem landesweite Schulverbot für die ganze Klasse kommt, die daraufhin geschlossen in den Westen flieht. Der Autor ist einer der damaligen Schüler, der Zeitzeugenberichte und Akteneinträge zusammengetragen hat, um das Geschene nachzuerzählen. Es wirkt kafkaesk nachzulesen, wie viel Aufwand und Bürokratie betrieben wurde, um diese Jugendlichen zu strafen und was dem lächerlichen Vorfall für eine Wichtigkeit von oberster Stelle zugebilligt wurde. Ein sehr interessanter Einblick in das Funktionieren der jungen DDR.

Anne Rabe: Die Möglichkeit von Glück. Der autobiografisch wirkende Roman erzählt die Geschichte einer Frau, die wenige Jahre vor dem Mauerfall in einer staatstreuen und lieblos-gewalttätigen Familie in der DDR aufwächst. Rabe versucht, die Geschichte ihrer Familienmitglieder zu Nazi- und DDR-Zeiten nachzuvollziehen und zu erklären. Vieles bleibt im Ungewissen, wie es im echten Leben eben ist. Gleichzeitig wird deutlich, wie schrecklich Gewalt und Lieblosigkeit in der Kindheit einen Menschen beeinflussen. Die Ich-Erzählerin leidet auch Jahre nach dem Kontaktabbruch noch unter ihrer Mutter. Der Titel wirkt fast ironisch, denn ihre Möglichkeit für Glück ist klein. Beeindruckendes Buch.

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