Am Vorabend waren die Unterhaltungen auf dem Campingplatz überall ähnlich. Alle hatten vor, früh an die Wand zu gehen, um der größten Hitze ab Mittag zu entkommen. J. und ich auch... Geschafft hat es dann meines Wissens nach nur das südtiroler Pärchen aus dem Bus neben uns, die sich den Wecker auf unglaubliche 7 Uhr gestellt hatten. Und das auch nur, weil sie noch am selben Tag weiterfahren wollten und sonst nicht mehr hätten klettern gehen können. J. und ich dagegen waren zwar verhältnismäßig zügig, nahmen aber Tempo raus und beruhigten uns mit dem Gedanken, dass wir ja am späten Nachmittag, wenn die Sonne aus der Wand ginge, noch ein zweites Mal raufgehen könnten. (Dies ist nicht passiert. Wen überrascht's.)
Klettern ist für den Geist mindestens so viel Training wie für den Körper. Ich hatte Lust, in eine lange 6b-Route reinzugehen; ein Grad, den ich an und für sich beherrsche. Aber: bei dieser traversierenden und pumpigen Ausdauerroute kam ich gewaltig an meine Grenzen und musste aus Kopf- und Vernunftgründen nach der Hälfte aufhören. Es gibt gute und objektive Gründe dafür, und dennoch war ich enttäuscht und musste mir ein Weilchen gut zureden und meine Wunden lecken, bis das ok für mich war.
J. dagegen geht gerade voll ab und kommt wieder ins Klettern rein. Es macht richtig Spaß, ihm dabei zuzusehen. Und später hat er mir eine andere Route hochgehängt, die dann auch mir im Toprope viel Spaß gemacht hat.
Ab Mittag wurde es dann so heiß, dass wir zufrieden die Klettergurte auszogen und zurück nach unten wanderten. Der Tag war herrlich, und weil unsere Frischvorräte zur Neige gehen, nutzten wir ihn, um mit den Rädern in die 6km entfernte Kleinstadt zu radeln und mal wieder einzukaufen. Das ist jedesmal ein Event, über das ich mich sehr freue. Im Ausland in den Supermarkt gehen und dort herumzuschnüffeln finde ich total interessant. Mit dem Wermutstropfen, dass das Radfahren meiner abklingenden Erkältung noch nicht so richtig gut getan hat. Ich habe jedenfalls versucht, so langsam wie möglich zu fahren und hoffe, dass mich der Ausflug nicht zurückgeworfen hat.
Am Abend hatte ich jedenfals wieder genug Energie, um die 2. Speach meines Meditationsretreats mitzumeditieren. Unter anderem ging es da um "Listening & silence", und dass wir es oft gar nicht mehr zu schätzen wissen, der Stille zu lauschen. Und das stimmt in meinem Fall, weil es mir oft regelrecht schwer fällt, zuhause, wenn es in der Wohnung mal ruhig ist, oder jetzt unterwegs beim Fahren nicht gleich einen Podcast anzumache . Zur Fastenzeit dieses Jahr habe ich Podcasts gefastet und fand das richtig erholsam. Dazu passt gut, dass ich ja seit einigen Tagen kein Datenvolumen mehr habe und deswegen nicht mehr daddeln kann. Soweit komme ich ganz gut zurecht - zugegeben, ich habe J.s Handy als Backup und kann die paar Meter zur Rezeption laufen, wo es immerhin zwei Strich Internet gibt. Aber oft führt mein Griff zum Handy ins Leere. Und dann halte ich die Stille im Kopf eben aus.
Ich bin mir übrigens der Ironie bewusst, diese Gedanken in einen Blog zu schreiben, den ich auf dem Handy schreibe und - natürlich - noch online stellen möchte. Also: Auf zur Rezeption 🙃
Toprope: Hanshallaren, Ukjent (6c)
Interessantes Projekt: Hanshallaren, Tusen takk (6b)
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