Es war mit J. schon abgemacht, dass heute Pausentag ist, und so konnte ich bis spät in die Nacht mein Buch auslesen ohne den Hintergedanken, dass ich eigentlich schlafen sollte. Sogar ein Mitternachtsmüsli habe ich mir gemacht, um die späte Stunde zu feiern. So geht Party mit fast 45 😀
Ganz schön viel Wind heute. So starke Böen, dass sie echt unangenehm sind. Wind kann ich nicht besonders leiden. Ich war viel im Van Norbert und habe die Türen immer geschlossen, um das Sausen ein wenig auszusperren. Am Vormittag habe ich meditiert und zwar, damit J. ungestört herumpusseln konnte, im Kofferraum. Stellt sich heraus, dass das wirklich ein guter Platz ist. Das Bett lässt sich halbseitig hochklappen, so dass viel Kopfraum bleibt. Ich bin dort auch etwas vor dem Wind geschützt und sitze nicht ganz so auf dem Präsentierteller wie auf der Wiese. Da ich aber eine Hecktür offen gelassen habe, wurde ich diesmal doch von den Zeltnachbarn "erwischt", die sich einen Wasserkanister ausleihen wollten und sich wahrscheinlich doch gefragt haben, was ich da mit geschlossenen Augen und bewegungslos im Kofferraum tat.
Wir wollten uns ein wenig die Beine vertreten und haben einen Spaziergang auf den Hanshallaren dafür ausgesucht, das ist der Berg, in dem die Kletterhöhle ist. Der Weg ist unten auf einer Tafel groß angekündigt und begann mit deutlichen Wegweisern. Bis zur Höhle war er auch gut zu finden, den sind wir ja nun auch schon oft genug gegangen, hatten aber diesmal von einer neuen Stelle weiter oben aus nochmal einen ganz neuen, interessanten Blick auf die Wand, die Höhle und die Kletter:innen daran. Und dann waren die Wegweiser plötzlich keine Wegweiser mehr, sondern nur noch Pflöcke und der Weg auch kein Weg mehr, sondern ein Gewirr aus verschiedenen Trampelpfaden (machte die Sache nicht einfacher, dass dort oben immer noch einige Routen an der Wand eingebohrt waren und Pfade der Kletter:innen dorthin abzweigten). Wir schlugen uns von Pflock zu Pflock durch, bis die oben auf dem Hanshallaren - einfach aufhörten. Vermutlich an einer Abseilstelle in die Höhle hinunter.
Der Wind pfiff, ich war erschöpft, es waren lediglich noch willkürlich verteilte Steinmännchen zu finden. Wir beschlossen, denen so gut es ging bergab zu folgen, um wenigstens schnellstmöglich aus diesem Wind rauszukommen. Habe ich schon erwähnt, dass ich Wind echt nicht leiden kann?
Ende vom Lied: Aus den Steinmännchen wurden keine Steinmännchen, über Elchpfade und letztlich durch einen Flusslauf schlugen wir uns bis zum Campingplatz durch, ich war echt froh, als wir endlich wieder zuhause waren und bin erstmal für zwei Stunden in tiefen Erschöpfungsschlaf gefallen.
Es ist nicht das erste Mal, dass wir in Norwegen einen Wanderweg einschlagen, der am Anfang gut ausgeschrieben ist und sich dann irgendwo einfach in Trampelpfaden und Wildnis auflöst. Es ist mir ein Rätsel, wie solche Pfade, so wie heute, dann auch einfach im Nichts enden können? Fliegen die Menschen dort weg? Werden sie vom Elch gefressen? Beschließen sie nach 80% des Weges, jetzt doch wieder umzukehren? Rätselhaft.
In zwei Wochen steigt das Sommerfest unseres Wohnhauses, und die Vorbereitungen dafür beginnen. Es gab einiges Hin- und Hergemaile mit der S., die die Organisation zusammen mit mir macht und zuhause die Stellung hält. Ich freue mich auf das Fest als guten Start zurück zuhause und guten Abschluss der Ferien. Allmählich beginnen erste Ausläufer des Alltags sich in die Urlaubszeit zu schleichen und locken uns langsam zurück nach Hause.
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Gelesen:
Sally Rooney: Fremde Freundin. Elisabeth ist mit Mann und Baby aus Brooklyn in eine Kleinstadt gezogen und hadert mit ihrer Rolle als Vorstadtmami. Die Studentin Sally beginnt bei ihr als Babysitterin. Die beiden freunden sich an. Jede hat aber dunkle Seiten und verstrickt sich immer tiefer in schwierige Situationen, die sie sich gegenseitig nicht anvertrauen. Letztlich zerbricht die Freundschaft daran.
Das Buch ist abwechselnd aus Elisabeths und Sams Perspektive geschrieben und es gefiel mir, die Themen aus der wechselnden Sicht zu sehen. Ich habe mit den Hauptfiguren mitgefiebert und konnte das Buch kaum mehr aus der Hand legen. Ich habe mich fremdgeschämt, wollte sie wachrütteln, damit sie es sich und anderen nicht so schwer machen. Die Gründe, warum sie sich verhalten, wie sie sich verhalten, sind gut beschrieben und nachvollziehbar. Ich wünschte mir trotzdem, dass alles noch gut ausgeht...
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