Letzter Tag in Flatanger, J. und ich haben beide Lust weiterzuziehen und wieder ein wenig den Van Norbert auszufahren.
Wir hatten diesmal extra zwei Seile dabei, weil ich die "Tusen tak" gerne im Toprope machen wollte. So fühlt sich also ein echter Kletterrucksack auf einem steilen Steinpfad an! Uff! Das Gefühl hatte ich schon ganz vergessen, seit J. und ich gemeinsam meist nur noch ein Seil brauchen und er während meiner Erkältungstage eh fast alles alleine hochgeschleppt hat.
Jedenfalls begann es dann, als wir oben waren, zu nieseln und meine Route war nass. Somit hatte ich nichts mehr zu tun und rang lange mit mir, ob ich irgendwas unattraktives klettern sollte, nur um zu klettern, oder nichts bzw. wie ich mir sonst die Zeit zwischen J.s Gos vertreiben könnte.
Langweilig wurde es dann aber nicht. Wir klettern hier nämlich gerade an derselben Wand wie internationale Kletterprominenz. Schon seit Tagen geht das so, wenn jemand neu auf den Campingplatz kommt: "Und, schon länger hier?" - "Paar Tage." - "Sag mal, hab gehört, der Stefano ist hier?" - "Ja, der klettert da hinten." - "Wow, cool! 😀"
Jedenfalls kam eben dieser Stefano rübergestiefelt und suchte jemanden zum Sichern, während seine Freundin Fotos von ihm in dem Nebenprojekt machte, das er vorgestern abgehakt hat. Ich fand's ganz gut, dass sich dafür sofort der C. vorschlug, der bei uns stand. Denn so konnten J. und ich von guter Position aus zusehen, wie die zwei Profis da arbeiteten: ihr beim fotografieren, ihm beim klettern. Ich bin schon gespannt, wie die Bilder auf Instagram aussehen und wie sie die präsentieren werden. War jedenfalls bemerkenswert, wie stark der klettern kann. Und auch, was für dünne Beine der hat! Eben Muskeln nur da, wo er sie braucht (dort natürlich viele), und der Rest so dünn wie möglich.
Später setzte ich mich unter einen großen Felsen, wo ich regengeschützt eine halbe Stunde meditieren konnte. Es war recht ruhig am Felsen, so dass ich hoffte, dass mich niemand überraschen würde - beim Meditieren in der Öffentlichkeit gesehen zu werden, ist mir einfach unangenehm. Soweit ich weiß, blieb ich unentdeckt - ist mit geschlossenen Augen aber auch nicht einfach zu wissen.
Als wir abstiegen, kamen wir mit mehreren deutschen Seilschaften ins Gespräch, die alle erst heute angekommen waren. Wir verteilten ein paar Tipps und gute Wünsche fürs Wetter. Nach einer Woche Flatanger sind wir jetzt hier die alten Hasen. Dann gab's noch ein letztes Essen aus der stationären Küche am Platz - getoastetes Brot mit gebackener Aubergine und mit Käse überbacken -, eine letzte heiße Dusche mit Haarewaschen und los ging's. Bei strömenden Regen übrigens, wir hatten es gerade noch trocken von der Wand runter geschafft. Alles richtig gemacht also!
Ich habe als nächstes Ziel den Blåfjella-Skjækerfella-Nationalpark ausgesucht, konnte aber nicht viele Informationen dazu finden. Wir fahren mal auf gut Glück hin. Erst führte unser Weg eine Weile über die normale Hauptstraße, dann bogen wir irgendwann in Richtung Nationalpark ab und noch etwa später waren wir dann in der absoluten Wildnis. Bei einer Schotterstraße mit mehr Schlaglöchern als Straße ist dann auch klar, warum das Navi für 40km fast eine Stunde Fahrtzeit ansetzt. Ein Rotwild setzte vor uns über die Straße, kurz darauf noch zwei, aber zum Glück waren wir eh langsam unterwegs - siehe Schlaglöcher. Ich hoffe noch auf eine weitere Elchsichtung!
Am Ende der Schotterstraße kam ein geschlossenes, ziemlich verrammelt aussehendes Gebäude in Sicht, wo es meinen spärlichen Informationen nach Auskunft zu Wanderwegen geben soll. Ich bin schon froh, dass da überhaupt irgend etwas steht, denn ganz sicher war ich mir nicht 😀. Immerhin war allein schon die Fahrt hierher durch das wilde, zerklüftete Gelände ein Erlebnis. Morgen versuchen wir herauszufinden, was man in diesem einsamen Wald tun und sehen kann. Wenn uns nicht bis dahin der Bär frisst oder der Elch.
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