Mittwoch
Da schlafe ich zum ersten Mal seit Tagen wieder in einem echten Bett in einem echten Haus, und bin so müde wie nie zuvor! Ich glaube aber nicht, dass das am Bett lag, denn rundherum waren die Menschen genauso erschlagen wie ich: J., seine Schwester 1, die Schwiegermama, und auch der Schwiegerpapa ist immer wieder eingenickt. Es lag wohl was in der schwülen Luft, das uns allen zu schaffen machte.
Wir waren bewusst früh aufgestanden, um uns zu einer großen Radfahrrunde aufzumachen. Das Wetter kündigte sich aber unzuverlässig an, und außerdem waren J. und ich beide soooo müde... wir waren beide erleichtert, als wir die Radtour auf den nächsten Tag verschoben.
Stattdessen begleiteten wir die Schwiegereltern in eine nahe gelegene Kleinstadt, wo der Schwiegerpapa einen Arzttermin hatte und fanden beim Warten endlich ein Café mit einem guten Erdbeerkuchen! Im Alltag bin ich noch nicht socialmedia-erfahren genug, sonst hätte ich den Kuchen fotografiert, bevor ich hineingebissen haben. Aber mei, auch angebissen sieht er lecker aus.
J. und ich wollten im Küchenfachhandel noch einige Kleinigkeiten für den Van Norbert kaufen. Endlich habe ich mich nämlich durchgerungen, mehrere Küchengeräte doppelt anzuschaffen, statt sie bei jeder Ausfahrt zusammenzusuchen und in das Auto zu schaffen. Kartoffelschäler, Käsereibe, sowas. Meine extreme Müdigkeit machte mich leider ziemlich entscheidungsunfähig, und es ist erstaunlich, wie viele Entscheidungsmöglichkeiten man für eine Käsereibe in einem gut sortierten Küchenfachhandel hat. Das Entscheiden hat also J. übernommen und wir haben jetzt eventuell bessere Geräte im Van Norbert als in unserer Küche zuhause 😁
Nachdem ich dann zunehmend knatschig wurde, weil ich so müde war, aber mich nicht damit abfinden wollte, tat ich am Nachmittag endlich das einzige, was mir in solchen Situationen hilft: Erst 20 Minuten ins Bett legen und schlafen oder zumindest mit geschlossenen Augen ausruhen, und danach eine halbe Stunde Kreislauf aktivieren, in diesem Fall mit Yoga. Der Schwiegerpapa amüsierte sich vom Sofa aus über meine wackeligen Halbmonde und Verrenkungen, und danach ging es mir im Kopf endlich ein wenig besser.
Zum Abendessen gab es dann eine Riesenportion gebratenen Spargel mit Ei, Frühkartoffeln und Sauce Hollandaise. Danach war ich dann aber gerechtfertigterweise bettschwer!
Donnerstag
Heute also Radfahrtag! In den Van Norbert passen die Rennräder ganz einfach in den Kofferraum, ohne dass wir sie fürs Schlafen oder um an unsere Sachen zu kommen ständig herumräumen müssten. Das war nämlich im Bus so gewesen, in dem wir die Rennräder letzten Sommer mit nach Frankreich genommen hatten und jeden Tag mindestens zweimal raus- und reinräumen mussten. Die Räder stören also im neuen Van gar nicht mehr, und trotzdem freue ich mich, dass wir sie in unseren 10 Tagen Urlaub immerhin zweimal ausgefahren haben. Sonst käme es mir ein wenig verschwendet vor, sie überhaupt mitgenommen zu haben.
Heute hatten wir es mit dem Aufbruch nicht so eilig wie gestern, denn 1. war der für gestern angekündigte Regen erst viel später als gemeldet gekommen und wir hofften auf denselben Verlauf heute und 2. hatte es in der Nacht dann ziemlich viel geregnet, so dass die Straßen am Vormittag noch nass waren. Gegen 11 Uhr saßen wir dann auf den Rädern und machten uns auf zu einer Tour, die ich in komoot gefunden hatte und teilweise schon kannte.
Die ersten 15 Kilometer waren leider überhaupt nicht gut zu fahren, ironischerweise deswegen, weil sie über den Radweg statt über die Bundesstraße führten. Der Lahn-Radweg ist für Tourenräder wunderschön zu fahren, schattig und mit schönen Blicken auf den Fluss. Aber der Teer ist an vielen Stellen durch Baumwurzeln aufgesprengt, stellenweise sind kurze Schotterstücke und insgesamt ist der Untergrund für die dünnen Rennradreifen einfach zu unruhig. Aber dann! Nachdem wir die Routenführung durchschaut und für uns passen abgeändert hatten, waren die restlichen 85 Kilometer traumhaft schön. Wir hatten einige Anstiege zu bewältigen, der längste und steilste kam erst recht weit gegen Ende der Tour, so dass wir dann nochmal ordentlich treten mussten. Danach belohnte aber eine ewig lange und richtig, richtig gute Abfahrt zur Lahn hinunter!
Ein kurzer, aber intensiver Regenguss hat uns erwischt. Gerade noch rechtzeitig haben wir unsere Fahrt unterbrochen und uns am Waldrand unter hohe Bäume gestellt, so dass wir kaum nasser wurden, als wir vom Schwitzen eh schon waren. Die zehn Minuten Abwarten haben mich sehr an meine Wanderungen an der Amalfiküste erinnert, wo ich das jeden Tag mehrmals erlebte: Unterstellen bei den ersten Tropfen und ein paar Minuten abwarten, bis der stärkste Duscher vorbei ist, und dann geht es weiter, sobald die Sonne wieder durch die Wolken spitzt.
Ein paar Kilometer später habe ich einen Blick auf ein Reh mit seinem Kitz am Feldrand erhascht, die sich aber blitzschnell davonmachten, bevor ich sie J. zeigen konnte.
Es war eine tolle Ausfahrt gewesen, nach der wir erschöpft und hungrig gegen 16:00 Uhr wieder bei den Schwiegereltern ankamen. Da passte es hervorragend, dass wir uns gleich darauf bei Schwester 1 zum Pizzaessen trafen. Mit der und ihrer Familie hatten wir uns in Slowenien treffen wollen - wo ja dann das Wetter die ganzen Pfingstferien so schlecht war, dass sie in die Steiermark auswichen. Dann hatten wir sie in der Steiermark treffen wollen - wo das Wetter dann so schlecht wurde, dass sie ein paar Tage früher als geplant wieder abreisten. Nun haben wir uns also bei ihnen zuhause im Dorf getroffen - immerhin 😊Unterhalten kann man sich ja überall gut. Und der Hund hat stellvertretend für J. und ich den ganzen Abend lang gemütlich auf der Terrasse gedöst.
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