Die Tage verschwimmen und J. und ich lassen uns einfach treiben. Es ist heiß, richtig heiß und manchmal bin ich stundenlang gelähmt vor Müdigkeit. Man möchte den ganzen Tag draußen verbringen, aber im Schatten oder beim Wasser. Zusammengefasst: Es ist Hochsommer mit Große-Ferien-Gefühlen.
Am Freitag haben wir uns vom S. spontan zum Badesee einladen lassen und dafür die Kletterpläne sausen lassen. Stattdessen haben wir am See freche Enten getroffen, die unbedingt die Freibad-Pommes wegessen wollten, haben uns mit den ersten Kirschen des Jahres den Bauch vollgeschlagen, bis mir schlecht wurde, und sind immer wieder mit den Armen voller Badesachen zum Auto gespurtet, wenn ein leichter Regenschauer runterkam. Passende akustische Untermalung zu dem Sommertag war das laute Summen, von dem wir erst am Ende des Tages sicher sagen konnten, dass es tatsächlich von den Insekten in den Bäumen kam und nicht von der Stromleitung, die dazwischen entlangführt.
Dann folgten wir weiter den Vorschlägen, die vom Leben so kamen und fuhren gemeinsam vom Badesee weiter zum G., der uns eine Stunde zuvor zum Grillen eingeladen hatte. Ich konnte mit meinen Fähigkeiten, einen ganzen Grillkäse alleine zu essen, beeindrucken. Es wurde gefachsimpelt über das Älterwerden, über Fahrräder (ist das nicht dasselbe?) und sehr viel über Tsatsiki. Erst nach Mitternacht ging die C. "nach den Kindern sehen" und kam nicht wieder, so dass wir uns ebenfalls verabschiedeten. Da ich keinen Alkohol getrunken hatte, fuhr ich das Auto vom S. nach Hause und J. und ich spazierten durch die milde, dunkle Sommernacht weiter zu uns. An wenigen Stellen im Stadtpark und in der Stadt hörte man noch andere Menschen, ansonsten waren wir ganz alleine in der Nacht. Ein ungewöhnliches und angenehmes Gefühl.Am Samstag begann dann schon die Aufregung und Vorfreude bzw. Vorangst auf den Sonntag, an dem J. und ich gemeinsam mit anderen Freunden (spezifisches Maskulinum) an unserer ersten RTF 2023 teilnehmen würden, und zwar gleich die zweitlängste Runde mit 130km. Dafür habe ich mein Rennrad mal wieder intensiv geputzt und von J. erfahren, dass mein bisheriges "intensives Putzen" bei weitem nicht ausreichend war. Ach je, diese Fahrräder brauchen wirklich extrem viel Pflege, und das Putzen und Schrauben macht mir leider überhaupt keinen Spaß! Aber immerhin: Das kaputte Schaltauge, mit dem ich mittlerweile seit einem Jahr fahre, hat mir J. ausgetauscht (vielen, vielen Dank dafür!) und beim Waschen im Innenhof kam mir der Nachbarssohn L. zu Hilfe. Der war sehr begeistert von der Entdeckung, dass es nicht nur im Nachbarshaus bei seinem Freund, sondern auch bei uns im Haus einen Wasseranschluss zum Pritscheln gibt! So wurde nicht nur mein Fahrrad, sondern auch ich ein bisschen gewaschen.
Danach habe ich beim Gemüsehändler an der Ecke eine riesige Überraschungstüte erworben und damit meinen Ärger über die Misslichkeit vom letzten Mal, als ich zwar bezahlt, aber keine Tüte mehr bekommen hatte, ausgebügelt. Es war vor allem viel Obst darin und J. und ich schwelgen gerade in süßen Trauben, Orangen, Honigmelone und Bananen.
Auf dem Weg in die Stadt habe ich ein neues Graffiti entdeckt, das ich ziemlich gut finde.
Und heute dann: RTF! An unserem Badetag hatte sich auch der S. noch entschieden, mitzufahren und wir trafen uns sehr früh bei ihm. Eigentlich war es gar nicht so früh, nämlich 7:50 Uhr, aber der kurze Weg dorthin durch den Wiesengrund fühlte sich im Morgenlicht und mit nur wenigen frühen Gassigänger:innen für einen Sonntag doch zeitig an.
Allmählich brauchen J. und ich wohl doch einen zusätzlichen Sitz für den Van Norbert. Denn in den letzten Wochen gab es immer wieder die Situation, dass wir gemeinsam mit jemandem irgendwohin wollten, und dann sind wir immer auf dessen/deren Auto angewiesen. Ich versuche dann, zumindest die Getränke oder ein Eis des/der Fahrer:in zu bezahlen, denn Benzingeld wird normalerweise nicht angenommen. Jetzt, wo ich das so schreibe, könnte aber auch diese Variante weiterhin funktionieren, wenn ich das Bezahlen konsequent durchführe.
Zur RTF starteten wir zu siebt, aber schon von vornherein zu unterschiedlichen Strecken. Es war heiß, aber gerade noch gut fahrbar, ohne Sonnenstiche zu bekommen und so, dass eine Wasserflasche jeweils gut bis zur nächsten Verpflegungsstation ausreichte. Ich fuhr vor allem mit dem V., teils auch mit J., und die letzte Etappe fuhren wir vier verbliebenen Restfahrer:innen dann zusammen, nachdem J. durch eine kaum mehr nachvollziehbare Situation mit Verfahren, Umwegen aus Unfallsorgen und fehlenden Handys das Feld verloren und eine große Extrarunde gedreht hatte. Das Gute an den RTFs finde ich, neben vielem anderen, aber auch, dass man sich nach Absprache an den Verpflegungspunkten immer wieder zusammenfindet und so jede/r im eigenen Tempo fahren kann, man die Tour aber trotzdem gemeinsam macht.
Ich bin während der Fahrt von einem großen Insekt in den Hals gestochen worden, dem Stich nach zu urteilen war es wohl schon wieder eine Wespe - erst letzte Woche hat sich im Drogeriemarkt eine Wespe unter meinem T-Shirt verfangen und mich ordentlich in den Rücken gestochen. Jetzt habe ich also zwei juckende Stiche, meh.
Bei der Ankunft am Ziel waren wir alle redlich stolz und erschöpft und genossen unser Bier im Schatten sehr. Lange blieben wir dann aber nicht mehr sitzen, denn es machte sich doch ziemliche Erschöpfung breit. J. und ich verbrachten den restlichen Tag dösend im Bett, essend in der Küche, blinzelnd auf dem Sofa und versicherten uns immer wieder, dass wir da wirklich eine tolle Tour gefahren sind. Die restlichen RTFs, zu denen wir nicht im Urlaub sind, sind schon fest eingeplant.
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