Mei, war das fabelhaft! Heute fahre ich aus dem Dolomitenurlaub in Penia wieder nach Hause, den ich mit meinen Freunden R. und V. dort auf dem Rennrad verbracht habe. Den Urlaub haben wir schon einige Monate im Voraus geplant und ich hatte auch gezielt darauf hinrainiert. Am Vorabend der Abreise, am Mittwochabend, konnte ich vor Aufregung und Vorfreude kaum einschlafen. Und das, wo ich am nächsten Tag um 6:15 Uhr aufstehen musste, um rechtzeitig an unserem Treffpunkt bei V. zu Hause zu sein. J. hatte wäre auch gerne mit auf die Reise gekommen, hatte aber im letzten Moment noch Lehrerdinge in den Terminkalender bekommen, so dass er leider nicht dabei sein konnte.
Also trafen sich nur der V., der R. und ich um 8:30 Uhr morgens zur Abfahrt Richtung Dolomiten. Und natürlich unsere drei Rennräder sowie richtig, richtig viel Gepäck, denn das Wetter war völlig unvorhersehbar. Deswegen hatte ich für Sonne, Kälte, Regen und doppelte Klamotten für vom Regen durchnässte Stücke eingepackt. Ich habe noch nie einen so schweren Rucksack gehabt!
Als wir nach 6 Stunden Fahrzeit in Penia ankamen, war ich froh, dass die Ferienwohnung einigermaßen komfortabel war. Es war nämlich sehr schwierig gewesen, überhaupt noch etwas bezahlbares zu finden, denn offensichtlich ist im Fassatal schon absolute Hochsaison; außerdem hatte sich zum Buchungszeitpunkt nur der V. verbindlich "angemeldet" und so hatte ich eine Wohnung mit getrennten Zimmern, aber überschaubarem Budget gesucht. Dass sich der R. spontan auch noch angeschlossen hatte, war ein absoluter Glücksfall. Nicht nur, weil die Wohnung dadurch pro Kopf günstiger wurde, sondern vor allem weil wir drei sowohl auf dem Rad als auch ohne Rad richtig gut harmoniert haben. Ziel des Ausflugs war klar: so viel Rennradfahren wie möglich. Am Ankunftsabend schien uns das Wetter noch einen Strich durch die Rechnung machen zu wollen, denn 20 Minuten, nachdem wir uns für eine kleine Erkundungstour auf die Räder gesetzt hatten, begann es zu regnen, dann zu schütten. Wir warteten eine halbe Stunde unter einem Überstand ab, bis der Regen etwas weniger wurde und kehrten bedröppelt und mit hängenden Köpfen in die Wohnung zurück. Aber dann am nächsten Morgen: strahlender Sonnenschein und kein einziges Wölkchen am Himmel! Es war das während der drei Fahrtage dann das beste Fahrradwetter, dass man sich vorstellen kann.
FREITAG, 7.7.
Für den Freitag hatten wir uns eine eher kürzere Tour mit ca. 90 km vorgenommen. Wir konnten direkt von der Ferienwohnung aus losfahren. Erstmal geht es ins Fassatal hinunter einen Fahrradweg entlang, der wunderschön neben dem Fluss entlang angelegt ist. Es ist allerdings nicht nur ein Fahrrad – sondern generell ein Sportweg, auf dem sich auch Mountainbiker,:innen Wanderer:innen, Inlineskater:innen etc. tummeln. Deswegen kommt man auch mit dem Rennrad eher nur gemächlich voran. Aber in Richtung Pellegrinopass bogen wir dann auf Straßen ab und genossen die erste Auffahrt auf den Pass mit wenig Verkehr (wahrscheinlich weil Freitag). Oben angekommen war ich sehr optimistisch, dass mein Training sich gut bewährt hatte: den Pass hatte ich leicht bewältigt, und damit war ja schon die Hälfte der Tour hinter uns gebracht. Dachte ich. Little did she know! Denn nach der Mittagsrast, bei der mich übrigens eine fiese Bremse unter dem Trikot mindestens sechs Mal in Bauch und Flanke stoch, ging es weiter zum Fedaiapass und der war einfach nur brutal. Ich weiß nicht, welche Steigung der Pass hat, aber schätzungsweise liegt sie über 10km lang im oberen zweistelligen Bereich. Der Fedaia war so steil, dass ich bestimmt vier oder fünf Mal ganz ernsthaft daran zweifelte, dass ich überhaupt hochkommen würde. Wir mussten auch auf halber Strecke eine Pause einlegen, bis die Beine aufhörten zu zittern... Das war nach der Runde zum Col d'Izoard sicherlich die schwerste Fahrradstrecke, die ich bisher gefahren bin.
Umso beeindruckender dann oben auf dem Pass der wolkenlose Blick in die Marmolada hinein mit ihren Schneefeldern und dem Fedaiasee am Bergfuß. Einfach nur atemberaubend! Dort haben wir uns auch mit Cappuccino und reichlich Apfelschorle ausgiebig von der Strapaze des Hochfahrens erholt ,bevor es an die unglaublich gute Abfahrt ging, die uns bis vor die Haustür unserer Ferienwohnung führte. Und nach duschen und einer Stunde ausruhen waren wir sogar wieder so fit, dass wir in die nächste Pizzeria gehen und dort zu Abendessen konnten. Als der V. und der R. aber dann noch in der Wohnung ein weiteres Bier tranken, habe ich mich um kurz nach 21 Uhr ins Bett verzogen.
SAMSTAG, 8.7.
Ich glaube, nicht nur ich war wegen der Nächte in der Ferienwohnung ein wenig nervös gewesen. Denn die beiden Männer schliefen in einem Doppelbett und befürchteten gegenseitiges Schnarchen und generelle Unruhe, und mein Bett war ein Stockbett, das im Gang direkt vor dem Badezimmer stand. Ich bekam also jedes Mal mit, wenn jemand nachts ins Bad ging. Trotzdem habe ich relativ gut geschlafen und bin erstaunlich erholt am Samstag Morgen aufgewacht. Für heute hatten wir die längste Tour mit 125 km geplant, deswegen frühstückten wir nur kurz und machten uns direkt auf den Weg. Wir hatten erwogen, die ersten 15 km mit dem Bus zu fahren, mussten aber feststellen, dass die Busse im Fassatal keine normalen Straßenverkehrsbusse waren, in die Fahrräder, Kinderwägen etc. hineinpassen, sondern Reisebusse. Also ging es doch wieder direkt von der Haustür aus los. Diesmal nutzen wir statt des Radwegs die Straße. Die ist zwar talaufwärts auch um diese morgendliche Zeit schon richtig verstaut, talabärts ließ es sich aber gut mit den Rädern rollen. Und dann nahmen wir den Karerpass in Angriff. Es waren viele andere Rennradfahrer unterwegs und wir mussten feststellen, dass wir wohl die einzige Truppe sind, die ohne zusammengehörige Trikots fährt. Zumindest in Italien. Dafür aber mit Sicherheit nicht die langsamste ;-)Der Rest der Tour hatte als offiziellen Pass nur noch den kleinen Luganopass, ging aber noch so viel auf und ab, dass wir am Ende auf 2400 Höhenmeter kamen. Es war im Tal unten um die 25° heiß, so dass es sehr angenehm in der kühleren Höhe war.
In der Mittagspause aßen der V. und der R. nur einen Kuchen, wie schon gestern. Das kann ich gar nicht verstehen, denn ich brauche mittags unbedingt etwas Herzhaftes. Zum Glück gab es auch hier eine Kleinigkeit für mich, nämlich ein leckeres Focaccia mit Mozzarella und getrockneten Tomaten. Überhaupt funktioniert das mit der Verpflegung beim Radfahren inzwischen sehr gut. Ich habe einen Vorrat an Paranüssen und Datteln dabei, kombiniert mit Corny nussvoll Erdnuss & Vollmilch-Riegeln, und damit komme ich gut über den Tag. Selbst wenn es keine weitere Mahlzeit gegeben hätte, aber zu essen bekommt man in Italien ja immer und überall etwas Am Abend kauften wir uns in dem schnuckeligen Lebensmittelladen direkt unten im Haus Knoblauch und machten uns eine riesige Portion Spaghetti Alioli zum Abendessen. Und auch heute wieder: Der R. und der V. saßen noch eine Zeit lang auf der Terrasse und ließen den Abend ausklingen, Nina fiel ins Bett wie ein Stein und war sofort eingeschlafen.
SONNTAG, 9.7.
Schon der dritte Tag in Folge auf dem Rennrad mit ordentlich Höhenmetern, und ich hätte nie gedacht, dass ich das so locker wegstecke. Diese Tour haben wir uns am Vorabend ausgedacht und sind sie komplett ohne Navi gefahren, weil sie über drei prägnante Pässe führte und die sehr gut ausgeschildert sind. Diesmal sind wir ein Stück mit dem Auto das Tal hinunter gefahren, um uns die ersten paar Kilometer Radweg bzw. Staustraße zu sparen. Von Moena aus starteten wie zum Passo Rolle. Das sind eindruckheischende 21 km bis zum Gipfel, die sich aber wegen der durchgängigen moderaten Steigung sehr angenehm fahren ließen. Wäre da nicht relativ viel Verkehr und vor allem sehr viele Motorradfahrer:innen gewesen, wäre es eine perfekte Aufahrt gewesen.
Gerade die Motorräder mit ihrem röhrendem Lärm, dem Gestank und den riskanten Überholmanövern ohne Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer:innen stören mich ungemein. Der Passo Rolle ist aber offensichtlich auch der beliebteste Wochenendpass von den Pässen, die wir heute fuhren. Denn nach einer kurzen Abfahrt in dieselbe Richtung hinunter bogen wir ab zum Passo Valles, und dort waren wir auf der schmalen Passstraße fast alleine unterwegs. Es war nicht ohne, so direkt nach 7km Abfahrt gleich wieder in die Passsteigung anzutreten. Vor allem, weil wir das Ganze nach dem Passo Valles mit dem Passo Pellegrino noch einmal wiederholten...
Den Pellegrino waren wir am ersten Tag auch schon gefahren, allerdings von der anderen Seite. Und das war definitiv auch die angenehmere Seite zum Hochfahren gewesen! Denn vom Passo Valles kommend ist der Anstieg lang und über die ersten drei Kilometer auch noch zwischen 15 und 18% steil. Diesmal freute ich mich wirklich sehr, als wir oben angekommen waren und nur noch die Abfahrt bis zurück ins Fassatal vor uns lag. Die Passabfahrten machen mir immer mehr Spaß. Inzwischen kann ich das Rad oft richtig rollen lassen und komme ordentlich in Geschwindigkeit. Gern würde ich einmal wissen, wie es sich anfühlt wie Tom Pidcock zu fahren, der letztes Jahr eine unglaublich gute Abfahrt in der Tour de France hingelegt hat,. Allerdings würde ich das gerne nur theoretisch wissen, ohne die Gefahr, die solche Abfahrtsgeschwindigkeiten beinhalten. 😄
In Moena hielten wir für Eis und der R. machte sich dann recht schnell auf, um die restliche Strecke komplett auf dem Rad zurückzufahren, während der V. und ich etwas später noch die letzten 8 km zum Auto rollten. Der Fahrradweg hatte in diesem paar Kilometern auch noch einige kleinere Steigungen, die sich aber mit den müden Beinen echt anstrengender anfühlten als alle drei Pässe vorher! Eigentlich hatten wir geplant gehabt, an diesem letzten Abend noch mal essen zu gehen, weil aber noch so viele Tomaten und Mozzarella im Kühlschrank waren, gab es dann doch zu Hause einen riesigen Topf Nudeln mit eben Tomaten und Mozzarella. War sehr lecker und sättigend, und ich habe ich mich zum ersten Mal bei de Nudeln verschätzt und eine gute Portion zu viel gemacht. Als wir dann für eine abendliche Limonade noch in die Bar nebenan wechselten, war ich jedenfalls so satt, dass ich keinen der leckeren Kuchen dort mehr probieren konnte. Im Gegensatz zum dünnen V., der von morgens bis abends Essen in sich hineinspachtelt. Gegen den bin ich eine echte Asketin.
Die letzte Nacht war dann relativ unruhig und ich wachte auch sehr früh auf, die beiden anderen ebenfalls. Wir verabschiedeten uns mit einem letzten Capucchino von der Bar nebenan, schlichteten die Räder diesmal ins Auto statt auf den Fahrradträger und traten die sechsstündige Heimreise an. Wohl wissend, dass wir aus angenehmen 26° in eine brütende Hitze von über 30° fuhren...
Das Wiedersehen mit J. war sehr schön, wir haben uns über diese fünf Tage ziemlich vermisst. Und als er selbst noch für eine Rennradrunde mit dem S. aufbrach, ließ ich mich vom Nachbarn noch zu einer Runde Sauna einladen - klingt paradox, ist aber bei Hitze besonders angenehm. Denn nach dem Schwitzen fühlt sich die Hitze draußen für kurze Zeit fast angenehm an.
this looks amazing, definitely going to do this next year. I love reading your updates Nina, your blog popped back up in my feed reader after years of pause (we ran into each other 10 ish years ago in Vietnam)
AntwortenLöschenAlso in the Dolomites? It was really great and we were very lucky with the weather :-)
LöschenNice to hear from you!