In der Erwerbsarbeit gibt es gerade so viel zu erledigen, dass ich mich reflexhaft totstelle und mich in Internet-Daddelei verliere, weil ich mich nicht traue, die Aufgaben anzupacken; schließlich sind die in der kurzen Woche gar nicht zu schaffen. Wenn du nicht erwerbsarbeiten müsstest, ginge es dir viel besser, sagt mein Kopf. Vielleicht solltest du diese Chance, die sich da gerade auftut, nicht ergreifen und stattdessen ausruhen, sagt mein Kopf.
Aber dann schaffte ich es trotzdem früh genug aus dem Bett, um mit dem Prinzen noch eine Stunde bei Himbeerkuchen und einer Sahne-Kokos-Schnitte, die sich unverschämterweise als Käsekuchen verkleidet hatte, seinen Geburtstag zu feiern, bevor er in die Schule aufbrach.
Auf dem Radweg ins Büro war es düster, aber trocken und angenehm kühl und ich redete meinem renitenten Kopf gut zu, sich heute einfach mal ordentlich zusammenzureißen und in kürzester Zeit so richtig produktiv zu sein und dann wäre das Schlimmste ja auch vorbei.
Schnitt | Sieben Stunden später ohne Pause: Mein Kopf hatte mitgespielt und sich den Erwerbsarbeitstag lang konzentriert, und ich konnte guten Gewissens in den Feierabend starten. Ich hatte nämlich ein Date: Mit dem Prinzen erst Klamotten kaufen und danach fine dinen. Beides taten wir ausgiebig. In des Prinzen Lieblingsladen, in dem er zum Geburtstag Prozente bekam, deckte erst er sich mit neuen Jeans und Pullis ein, und dann fand auch ich noch eine Jeans. Sogar die dritte, die ich anprobierte - und das, obwohl ich nur sehr diffuse Vorstellungen davon hatte, was ich eigentlich suchte. Einzige Vorgabe war: Keine Skinny Jeans mehr, weil mir die mittlerweile beim An- und Ausziehen auf den Keks gehen, wenn ich sie mit Gewalt über die Waden und Fersen zerren muss. Skinny Jeans gibt es, glaube ich, eh nicht mehr zu kaufen. Eine Passform, wie ich sie in den 90ern von Miss Sixty viel trug, hätte ich bekommen, gefiel mir aber nicht mehr; mein Geschmack hat sich offensichtlich in den letzten 30 Jahren gewandelt. Es wurde eine Marlene-Hose. Die wird noch gekürzt (ohne Stilettos passt mir Länge 32 nicht mehr!) und ich freue mich drauf, weil sie mir so gut gefiel.
Wir rollten gemütlich zum Restaurant. Immer schön die Straße lang statt am Fluss, weil jemand alle Abzweigungen verpasste... Im Restaurant waren bereits zwei Tische besetzt, das war ganz angenehm, denn an einem normalen Dienstag ist ja nicht unbedingt davon auszugehen, dass was los ist. Waren offensichtlich Geschäftsessen und ich die einzige Frau um Raum. Später konnten wir noch das Spektakel beobachten, wie die Oberbosse dazu kamen, die mit Riesenkarren und eigenen Fahrern vor der Türe abgesetzt wurden. (Jetzt doch eine Frau dabei).
Das Essen war vorzüglich. Versehentlich aßen wir fünf Gänge statt vier, was uns eigentlich erst an der Rechnung auffiel (schluck), Gruß aus der Küche, Betthupferl und Geburtstags-Extra mitgezählt waren es sogar acht. Über den exquisiten Gerichten kamen wir viel ins Reden, aus Erinnerungen an Thailand wurden Pläne für Nepal, es träumte sich gut da im gediegenen Ambiente.
Beim Heimradeln wurde es heute fast schon kalt. Aber die T.s saßen noch draußen auf der Terrasse, be-helikopterten das Zlatko-Katerchen und hatten gute Neuigkeiten zu berichten; ganz so kalt konnte ee also nicht sein. Wir blieben aber nur kurz hängen, weil jetzt doch beide recht müde.
Alles in allem fühlte sich dieser prinzige Geburtstag wie ein ausgiebiger Ferientag an.
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