Samstag, 26. Oktober 2024

Abschiede in Ferien (und nicht meine)

Heute stand ich vor dem Prinzen auf und brachte ihm den Kaffee ans Bett. Damit er sich daran erinnert, dass ihm niemand so guten Kaffee macht wie ich, wenn er die ganze nächste Woche in Spanien ist. Der Morgen verging mit Packen und Verabschieden, am späten Vormittag begleitete ich ihn bis zur U-Bahn, er stieg ein und dann war ich alleine.
 
Auf dem Weg zurück nach Hause traf ich den T. von unten, das wird zu einer echten Regelmäßigkeit, meistens kommt er gerade, wenn ich gehe oder umgekehrt, wir haben ähnliche Wege. Wir besprachen Urlaube, die vom Prinzen und eventuelle gemeinsame, dann erledigte ich hausmeisterliche Tätigkeiten: Die Klingelschilder waren zu überarbeiten, eine Lebenspartnerin ist in eine der Wohnungen mit eingezogen. Das Gefrickel mit dem Öffnungsmechanismus der Klingelanlage ist jedes Mal wieder zeitaufwändig, und ich stöhnte innerlich, dass es schon sehr bald erneut fällig sein wird - eine Wohnung wird gerade verkauft, aus einer anderen zieht die kleine Familie zum November aus.

Bei einem der Läufe zwischen Klingelanlage und Drucker (es muss immer irgend etwas nachgedruckt werden) fing mich die N. mit dem kleinen L. und Mini-K. ab und sie zeigten mir ihr neues Kinderzimmer, das ganz toll geworden ist. Unter anderem steht darin ein Stockbett von IKEA, das die N. von einem Schreiner verkleiden und aufpeppen ließ und das sich sehr gut ins Zimmer einpasst und ich bin überzeugt, dass ich das selber auch fast so gut hinbekommen hätte und weiß gleichzeitig, wie viel Arbeit in dem Ergebnis steckt. Finde ich gut, dass die N. sowas ohne zu Grollen zahlt. Mini-K. ist heute vier geworden und allmählich gar nicht mehr so mini, aber genauso begeisterungsfähig wie immer und forderte erneutes Plätzchenbacken ein. 

Mein Priopunkt für heute war es, die Speisepläne der letzten Wochen in unser Rezeptsystem zu übertragen, da fehlten nämlich einige und mein Ziel ist schließlich, einen immerwährenden Rezeptekalender zu erstellen, mit dem ich ab jetzt nie wieder überlegen muss, was es zu essen geben wird. Mittlerweile habe ich Übung im Eintragen und es geht mir schnell von der Hand, aber: Mehrere Stunden lang Rezepte lesen und Fotos von Gerichten sehen macht unter Umständen sehr hungrig, und keinen vorgegebenen Zeitplan haben macht unter Umständen recht planlos, und als ich um halb eins mit dem Eintragen fertig war, hatte ich einen solchen Bärenhunger, dass ich mir ganz schnell Spaghetti mit Pesto und Tomaten machen musste, um Schlimmes zu verhindern. 

Schon kurz danach hatte der I. von unten ins Saunazelt geladen, als Abschiedsaufguss vor seiner Herbstferienreise, da war ich gerne dabei (und hatte Verwirrung gestiftet, weil meine Zusage "Wäre gern dabei" lautete und die Anwesenden rätselten, ob das ein Konjunktiv oder ein fränkischer Indikativ sei). Vom Hausphysio, der mitschwitzte, bekam ich eine wertvolle Meinung zu einer Beschwerde des Prinzen; umso wertvoller, als sie Bedenken schmälerte.

Am Nachmittag brach ich zu einem weiteren Abschied auf, dieser für eine längere Zeit als der Urlaub des I. und der des Prinzen: Die T. und der S. gehen nämlich endlich (aus ihrer Sicht) wieder auf Reise und werden mehrere Monate mit ihrem Buschtaxi durch Afrika reisen. Da sie ihre Wohnung zu diesem Zweck gekündigt haben und alle Habseligkeiten einlagern, kamen als Mitbringsel eigentlich nur Kuchen oder Prosecco in Frage, ich gehörte zur Fraktion Kuchen, alle anderen hatten denselben Gedanken und es gab ein üppiges Kuchenbuffet und einen gut gefüllten Kühlschrank voller Flaschen (von denen ich, trotz Insistieren der T., keine probieren wollte: waren alle mit Alkohol).Ich kannte niemanden auf der Party, was mich verwunderte, wo ich doch mit der T. relativ viel zu tun habe (andererseits: auch wieder nicht genug, als dass sie mich als Pflanzenpatin in Erwägung gezogen hätte; meine underwhelming performance mit der von ihr geschenkten Aloe vera haben mich da wohl ungerechtfertigterweise ins Abseits verbannt). Ich war ziemlich müde, und fand es gerade deswegen eine gute Idee von der T., die Abschiedsfeier als Kaffeerunde zu veranstalten anstatt als Abendparty, denn am Nachmittag fiel es mir viel leichter, mich auf die anderen Gäst*innen einzulassen und trotz Müdigkeit ein paar schöne Stunden zu haben, als mir das am Abend gelungen wäre.

So war es dann nämlich auch: Sobald ich zur Abendessenzeit heimkam, war nicht mehr viel los mit mir. Ich wollte noch das Essen für die kommende Woche vorbereiten und tat das auch, legte mich in Leerlaufphasen aber immer wieder ein paar Minuten aufs Sofa. Irritierenderweise knackte es dort durchgehend... als ich dem Knacken auf den Grund ging, waren das die Holzscheite, die für den Kamin aufgestapelt sind. Hm. Ich gehe mal davon aus, dass die sich immer noch an die neue Temperatur der Wohnung gewöhnen, nachdem sie bis vor drei Tagen im kalten Keller lagen... über andere, lebendigere Alternativen möchte ich jetzt mal nicht nachdenken. 

Kochen bringt so mit sich, dass bestimmte Arbeitsschritte durchgezogen werden müssen, auch wenn man zwischendrin hundemüde wird, vor allem, wenn sie Hefeteig beinhalten; aber für die eine Stunde Gehzeit, nach der die Naans aus besagtem Teig ausgebacken werden wollten, stellte ich mir vorsichtshalber einen Wecker, denn da war ich wirklich schon schlafmüde. Seit der Prinz aus dem Haus ist, habe ich übrigens jegliche Disziplin verloren und höre bei alldem Podcasts: Beim Kochen, beim liegend abwarten, bis der Hefeteig gegangen ist und ich habe fest vor, auch zum Einschlafen einen zu hören. Wenn ich schon niemanden vollquatschen kann, dann will ich wenigstens berieselt werden. So!

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