Donnerstag, 31. Oktober 2024

Verschanzt an Halloween

Den heutigen Tag habe ich bei der Schwester im Home-Office verbracht, denn ab jetzt erwerbsarbeite ich wieder viel alleine, und ich wollte gegensteuern, damit mir das Alleinsein nicht auf die Stimmung schlägt. Das bedeutete erst einmal: Viel packen heute Morgen, denn ich brauchte alles fürs Erwerbsarbeiten, Rückgaben an die Schwester (die Spiele, die sie mir ausgeliehen hatte), Übernachtungssachen für die Pyjama-Party mit der A. später und Klettersachen, denn ich habe die Hoffnung, dass wir morgen vielleicht gemeinsam klettern gehen. Für anständige Klamotten war dann leider wirklich kein Platz mehr in den Fahrradtaschen, deswegen verbrachte ich den Tag heute in Leggings und Sportshirt und werde das auch morgen tun.

Trotz der schweren Taschen am Fahrrad war ich erstaunlich schnell bei der Schwester, tatsächlich brauchte ich ähnlich lange wie normalerweise ins Büro. Sicherlich spielten dabei auch die frisch aufgepumpten Reifen eine Rolle - ist doch immer wieder eine Überraschung, wie viel besser es sich mit zwei Bar mehr fährt. Ich sog die Farben im Park, den ich durchquerte, so intensiv wie möglich ein, denn man merkt schon, dass der Herbst sich allmählich dem Ende zuneigt und das Gold ins Braun hinüberspielt. 

Von der Schwester wurde ich herzlich mit Kaffee und meinem Lieblingsobst Kaki empfangen, die Nichten waren noch nicht auf, hatten aber Erlaubnis gegeben, zum Frühstücken geweckt zu werden. Dazu hatten wir nur kurz Zeit, denn Punkt neun musste ich heute beginnen zu erwerbsarbeiten; die Schwester, die zugehört hatte, war beeindruckt, denn sie hatte bisher gedacht, ich säße den ganzen Tag vor dem Computer und täte... tja, darüber hatte sie sich noch nicht so genaue Gedanken gemacht, aber etwas sehr Langweiliges hatte sie sich vorgestellt. Kurz danach bekam ich einen Schreibtisch zugewiesen und bekam ab da eher am Rande mit, wie das Familienleben vor sich hin wirbelte. Während ich (zugegeben: langweilige Dinge) erwerbsarbeitete, wurde ein Halloween-Menü aufgekocht, Verkleidungen entwickelt, eingekauft, Brunchdates getroffen und Mittagsessen gekocht. Am liebsten hätte ich gleich nach dem Mittagessen schon Feierabend gemacht, aber leider musste ich noch einmal an den Schreibtisch - was uns allen leid tat. Solche Kolleginnen hätte ich gerne öfter!

Das Dumme an einer Lesebrille ist übrigens - abgesehen vom offensichtlichen Ungemach, das sie mit sich bringt -, dass sie sich bei einer Pferdeschwanzfrisur gerne in den Haaren verhakt, sobald ich sie auf den Kopf schiebe. Und das tue ich oft, und noch öfter, wenn ich zwischen Bildschirm und menschlichen Gesprächen hin- und herwechsele. Und reiße mir dann oft Haare aus, bis ich sie wieder befreit habe. Das ist zum einen schmerzhaft, zum anderen verliere ich gerade eh so viele Haare, was ich nur ungern forcieren würde. Die M.eistgeliebte Nichte warf übrigens heute die Idee in den Raum, dass es sich bei dem Haarverlust um eine Art Fellwechsel handelt, sie habe das im Herbst und Frühjahr ebenfalls.  

Die Schwester startete mit Familie und Nachbarsfamilien den Halloweenabend mit einem Halloween-Gottesdienst, und da ich bekanntermaßen zu Staub zerfalle, wenn ich eine Kirche betrete, blieb ich zuhause, obwohl ich da schon - endlich! - Feierabend gemacht hatte. Und war im selben Moment so müde, dass ich nur noch auf dem Sofa abhängen wollte. Das klappte so lange, bis die L.ieblingsnichte vom Reiten nach Hause kam und ich Zofentätigkeiten beim Umkleiden verrichten durfte, unter anderem das Ankleiden des linken Handschuhs mit Krallen, den sie sich nicht mehr selbst anziehen konnte, weil sie den rechten schon anhatte. Schwieriges Konzept!

Erst gegen 18:00 Uhr fiel mir dann auf, dass ich ja gar nicht wie geplant morgen einkaufen gehen können würde, denn morgen ist Allerheiligen, und Allerheiligen ist in Bayern Feiertag. So schob ich einen schnellen Besuch im Supermarkt ein auf dem Weg zur A., wobei ich das Wichtigste vergaß: Nämlich Löffelbiskuits. Ich hatte eingekauft für ein Tiramisu und vergaß die Löffelbiskuits. Ist es die Möglichkeit...

Mit der A. verquatschte ich den Abend vor dem Kaminfeuer, das zog wie der Teufel und uns alles Holz in Windeseile wegfraß. Wir saßen deswegen vor dem Feuer und ohne Licht, weil die A. in einem.sehr kinderreichen Viertel wohnt, aber vergessen hatte, Süßes anstatt Saures einzukaufen und wir beide ein sehr schlechtes Gewissen hatten ob des regelmäßigen Klingelns. Wir trauten uns nicht, die Tür zu öffnen und zuzugeben, dass es hier nichts gab. Da kochten und saßen wir lieber im Dunklen.

Ich hatte extra noch am Morgen mein Nachthemd geflickt in Erwartung einer Pyjama-Party bis spät in die Nacht, aber plötzlich überfiel uns das Kletterfieber und wir gingen überstürzt zu Bett, um morgen früh genug loszukommen für den Fels der Wahl. (Wie das immer so ist: Seit Wochen liegt mein Nachthemd auf dem Flickstapel und ich schiebe es vor mir her; kaum ist der Druck da, es zu nutzen, schaffe ich es, die Flickarbeit in der Früh zwischen Aufstehen und Losfahren einzuschieben.) Das Nachthemd kam dabei gar nicht zum Einsatz, beziehungsweise zum Einsatz schon, aber es wurde von niemandem gesehen als von mir.

Mittwoch, 30. Oktober 2024

Geisterbahn

Der einzige Vorteil daran, dass der Prinz nicht da ist, ist, dass ich seine bleischwere Winterdecke zum Einschlafen verwenden kann. Gestern war es mir nämlich ein bisschen kalt abends. Dabei zeigte der Thermostat die üblichen 20,5° an - manchmal kommen mir die völlig ausreichend vor, manchmal fröstele ich damit. Im Laufe der Nacht wurde mir zu warm unter der Decke, auch die Wollsocken zog ich aus. Der Wecker klingelte dann für mein Gefühl viel zu früh. 

Ich machte eine Yoga-Einheit, die viele Hüftöffner-Übungen beinhaltete, was sehr angenehm war. Das Shavasana verbrachte ich im Schmetterlingssitz und fand das so angenehm, dass ich das wohl öfters machen werde. Danach kam ich so mittelfrüh an den Home-Office-Schreibtisch. Tagsüber fand ich die Temperatur angenehm, zum Frühstück verspeiste ich ein Stück Marmorkuchen am Schreibtisch (ja, ich kann ihn wieder essen, die Übersättigung ist offensichtlich schon überwunden), um mir den Start in die Erwerbsarbeit so angenehm wie möglich zu machen.

Heute arbeitete ich konzentriert und machte nur so lange Mittagspause, wie nötig, denn für den Nachmittag war ich mit den Kindern der N. verabredet und ich hatte Lust, mit ihnen rauszugehen. Es sollte also noch tageslichthell sein. Das klappte auch, um 16:00 Uhr holte ich die beiden ab. Mini-C. hüpfte schon wie ein Flummi durch die Gegend, beim Aufbruch gab es fast noch Knatsch wegen "Das ist meins!" - "Nein, meins!", man kennt das, ich bekam eine Schnelleinführung der N. zu ihrem Fahrrad mit dem Kindersitz und dann überließ sie Klein-L. und Mini-C. meiner Obhut und wir eierten los Richtung Spielplatz. 

Größte Attraktion dort: Der Kran von der Baustelle gegenüber, der immer wieder eine leere Bauwanne auf den Rohbau hochzog und mit Bauschutt gefüllt wieder herunterbrachte. Mini-C. will später Kranführerin werden und den Bauarbeiter*innen helfen, hat sie mir anvertraut. 

Als wir wieder vom Spielplatz aufbrachen, dämmerte es bereits und als wir aus dem Supermarkt kamen, wo ich Halloween-Zubehör gekauft hatte, war es schon richtig dunkel. Was die N. und ich beide nicht bedacht hatten: weder ihr Rad noch das von Klein-L. hat Lichter, aber wir bewältigten den kurzen Weg auch im Dunkeln und kamen gut wieder zuhause an. Ich hatte schon seit zwei Tagen die Idee, mit den beiden eine Geisterbahn zu bauen und konnte sie auf dem Spielplatz mit meiner Begeisterung anstecken. In der Wohnung angekommen, machten wir uns sofort an den Aufbau. Mini-C. wurde es während des Herrichtens dann doch zu gruselig, sodass wir vereinbarten, dass es eine Geisterbahn-Version mit Geist (siehe Foto) und eine ohne geben würde; die mit für die ganz Mutigen und die ohne für Mini-C. und Mini-A., die wir im Treppenhaus auf dem Weg nach oben aufgegabelt hatten. Neben dem Geist gab es ein Skelett, das vom Himmel fiel, einen schaurig beleuchteten Kürbis, einen Spinnweben-Vorhang und am Ende eine Schüssel Schleim, die alle anfassen "durften", die es durch die Geisterbahn geschafft hatten. Ja, denn wir bekamen Publikum: Fast alle Eltern machten einmal den Gang durch die Geisterbahn und gruselten sich angemessen. Ich habe den Ausflug mit den beiden sehr genossen und sie, glaube ich, auch.

Den Rest des Abends verbrachte ich mit Doomscrolling wegen Klimawandels.

Dienstag, 29. Oktober 2024

Es wird früh dunkel, wir laufen trotzdem

Vielleicht hat man das ja schon an den letzten Beiträgen gemerkt: Ich bin zur Zeit etwas unleidlich. Abgesehen davon, dass ich den Prinzen vermisse und alles doof ist, wenn er nicht da ist, musste ich mir heute auch eingestehen, dass ich einfach ein kleines bisschen erkältet bin. Oder so was in der Art, jedenfalls kratzte mir am Sonntag der Hals, gestern hatte ich minimal Nebenhöhlen, heute schmerzt das Daumengelenk der rechten Hand. Nichts Dramatisches, nichts, was mich wirklich beeinträchtigen würde, aber es ist da eben im Hintergrund und nimmt ein wenig den Spaß an allem.

Heute bin ich schon wieder von meinem Masterplan, jeden Tag eine halbe Stunde früher zu erwerbsarbeiten zu beginnen, abgerückt und habe stattdessen eine Morgeneinheit Yoga gemacht. Die war genau so energetisierend wie versprochen, danach war ich wach und warmgeturnt. Beim anfänglichen Einfühlen war ich noch so müde gewesen, dass ich mit offenen Augen blicklos vor mich hin starrte, anstatt sie anweisungsgemäß zu schließen - zu anstrengend. 

Beim Losradeln ins Büro traf ich vor der Haustür die N. mit Mini-C. Die erzählte mir begeistert, dass sie gerade vier geworden sei (dabei hatte ich ihr schon am Geburtstagstag gratuliert) und dass sie heute im Kindergarten ihren Geburtstag noch einmal feiern würden. Ich nahm mir vor, im Büro auch ein bisschen zu feiern und ließ mich von Mini-C.s Begeisterung für das Leben im Allgemeinen anstecken.

Im Büro war das Erwerbsarbeiten heute weniger mühsam als die vergangenen zwei Tage, und das lag zum Großteil daran, dass die Chefin da war. Ich merke immer wieder, dass es mir schwerer fällt, tagelang alleine zu arbeiten, als wenn ich mich mit anderen austauschen kann. Kurzerhand vereinbarte ich - aus dieser Erkenntnis heraus - einen Home-Office-Tag bei der Schwester, denn auch wenn wir nicht gemeinsam arbeiten werden, habe ich zumindest eine Alibi-"Kollegin" zum Kaffeetrinken und für die Mittagspause. 

In der heutigen Mittagspause aß ich mein Kichererbsen-Masala vor dem Computer mit meinem Kletterkurs. Nachdem es mehrere Module um Technik gegangen war, war heute Ausruhen, Atmen und Klippen dran. Fand ich alles sehr interessant, und mir war schon vorher klargeworden, dass ich in Zukunft sehr viel mehr auf das Ausruhen achten werde. Da fehlt es nämlich ziemlich bei mir, und wahrscheinlich könnte ich meine Grundlagen vom Ausdauersport viel besser nutzen, wenn ich vernünftig ausruhen könnte.

Es war heiliger Dienstag, es war bestes Herbstwetter und trotzdem wartete die gesamte Gurkentruppe auf die zwei Arbeitnehmer*innen (darunter ich), die erst loskamen, als es bereits dämmerte.* Das rechnete ich ihnen hoch an, denn es wäre sehr viel schöner gewesen, bei Sonne durch die goldenen Wälder zu laufen als nachts durch die Siedlung. Aber auch den Gurkentrupplern ist der soziale Aspekt mindestens so wichtig wie der sportliche, und so liefen wir zu viert durch die Nacht, immerhin mit zwei funktionierenden Stirnlampen, ich hatte meine Ersatzlampe dabei, aber wer so eine Lampe hat, braucht keine Augenbinde mehr (um mal verklausuliert auszudrücken, dass die allmählich echt für die Tonne ist). Wir liefen eine relativ lange, angenehm zügige Runde und am Schluss war noch genug Kraft da, um 500 Meter lang anzuziehen - auch, wenn mir danach fast übel wurde. Wir wären danach noch ins Haus der Oma eingeladen gewesen, aber ich fühlte mich zu getrieben, um lange sitzenzubleiben, und wollte nach Hause. Dabei gab es dort gar nicht groß irgendwas zu erledigen, sondern nach Duschen und Essen und einer langen, vergeblichen Suche nach Schokolade ruhte ich mich einfach ein wenig aus. Momentan habe ich beim und nach dem Laufen regelmäßig unheimlich großen Hunger, aber so sehr, dass ich mich richtiggehend schwach fühle.

Ah, für den Schokoladenhunger fand ich spätabends noch eine gute Lösung: Hatte ich Cleverchen doch beim letzten Einkauf Schoko-Knuspermüsli mitgenommen. Darüber freute ich mich heute ungemein.

*Auf dem Weg durch die Dämmerung kam ich an einem überwältigend schönen Bild von Nebelschwaden im Wiesengrund vorbei. So schön, dass nicht nur ich, sondern mindestens vier andere Fußgänger*innen und Radler*innen auch auf der Brücke anhielten, um es zu fotografieren. So muss das also an diesen Instagram-Spots immer sein!

***

Gelesen: 

Iris Wolff: Die Unschärfe der Welt. Nach dem vorherigen Buch von Iris Wolff war das Erlebnis, die Sprache zu mögen, aber über die schöne Sprache den Inhalt nicht aufnehmen zu können, hier noch krasser. Ich weiß, dass ich das Buch schon gelesen habe. Ich konnte mich bruchstückhaft an manche Szenen daraus erinnern. Es kann auch nicht allzu lange her sein, dass ich es gelesen habe, denn das Buch ist erst von 2020. Trotzdem kam mir alles relativ neu und fremd vor, und das blieb so bis zum Schluss. Das ist mir so noch selten passiert. Ich mag die Sprachbilder, die Wolff zeichnet, ihr Stil hat einen poetischen Fluss, und dennoch bin ich fast sicher, dass ich die Geschichte auch nach diesem zweiten Lesen bald nicht mehr erinnern werde. Ach ja, die Geschichte: Ähnliche Thematik wie im "So tun, als ob es regnet", eine Familiengeschichte, erzählt in Bildern (Kapiteln) über jeweils eine Person, in denen erst nach und nach klar wird, um wen es geht: Angefangen mit Florentine, der Frau des Pfarrers und ihrem sprachlosen Sohn, über eben diesen Sohn Samuel und seiner großen Liebe Sana, bis hin zu dessen bestem Freund Oz und seiner Tochter Livia, die dann schon nicht mehr in Rumänien, sondern in Deutschland aufwächst. 

Eines ist mir noch aufgefallen in den Büchern von Wolff: Es werden erstaunlich viele Frauen überraschend schwanger; plötzliche/heimliche/ungewollte Schwangerschaften sind ein Motiv, das sich durchzieht. Das finde ich recht amüsant vor dem Hintergrund, dass ich kommende Woche erst eine Lesung von Wolff sehen werde und dann, zwei Tage später, eine einer Autorin, die über Frauen schreibt, die nicht schwanger werden können oder zu lange mit der Entscheidung gewartet haben.


Montag, 28. Oktober 2024

Neue Hardware

Heute habe ich ziemlich viel gegoogelt, und zwar zu so Begriffen wie "Montags-Motivation" oder "Null-Bock-Tage", und das beschreibt meinen Tageszustand schon ziemlich gut. 

Dabei hatte der Morgen gar nicht so schlecht angefangen: Zwar relativ früh, aber ich hatte noch eine ganze Stunde Zeit zum Aufwachen, bevor ich mit mit Alter-Ego-K. zu einer Meditationseinheit im Tablet traf. Die fühlte sich schon viel besser an als letzte Woche; die Gedanken liefen nicht mehr ganz so sehr Amok. Es war wohl das letzte Mal, dass ich mit der Hilfskonstruktion Tablet + Tablethalter meditierte, denn im Laufe des Tages wurde - ganz so, wie angekündigt - mein neuer Laptop geliefert, und ab jetzt kann ich dann wohl wieder normale Videokonferenzen machen. 

Bevor ich mich an den Schreibtisch im Home-office setzte, musste ich aber erst einmal Ordnung in der Wohnung schaffen. Nicht nur für den Saugbert, sondern auch, um mich von der Vorstellung der Käfer zu befreien, die im Kaminholz vor sich hin knisterten. Inzwischen bin ich mir nämlich nach Abgleich mit Menschen, die es wissen müssen, sicher, dass es sich bei dem Knistern weniger um ein Trocknen, sondern mehr um ein Knabbern handelt; zwar sind wir uns alle relativ einig, dass wenig auf Holzwürmer hindeutet, sympathisch macht mir das die Tiere da im Holz trotzdem nicht. Also wanderten die Holzscheite heute zumindest mal alle in eine Bauwanne aus Plastik, damit sie sich nicht ganz so leicht vom Holz in die Wohnung verbreiten können.

Dass heute mein neuer Laptop geliefert werden sollte, war einer der Gründe, dass ich von zuhause arbeitete. Erst klingelte es - "Paketpost" - und ich lief runter, um ein Paket in Empfang zu nehmen, das sich dann beim Aufmachen als etwas anderes herausstellte. Weil ich vermutete, der Paketbote hätte mein wichtigeres Paket vergessen auszuhändigen, lief ich noch einmal hinunter und versuchte ihn abzufangen - vergeblich. Später klingelte es dann aber noch einmal - "Paketpost!" - und diesmal war es tatsächlich der Laptop. Nachteil des Wohnens im 5. Stock: Wenn man eine Wanne aus dem Keller braucht, muss man fünf Stockwerke hinunter und wieder hinauflaufen. Und bei jedem (wichtigen) Paket auch. Vorteil des Wohnens im 5. Stock: Noch vor dem Mittagessen hatte ich meine Sollzahl an Stockwerken der Fitness-Uhr erfüllt. 

Mittags traf ich einen Steinmetz, der sich unsere Fassade ansah, einige ermunternde, andere eher entmutigende und auch ein paar skurrile Informationen einwarf (Stichwort: 120 Jahre altes Gebäude / Denkmalschutz). Ich hängte mich an den T. von unten, der bei dem Steinmetztreffen ebenfalls dabei gewesen war, für einen Espresso und vor allem einen Mittagsschwatz an. Den konnte ich gut gebrauchen, denn es war ein zäher Erwerbsarbeitstag, und so ganz ohne Kolleg*innen wurde er noch zäher. 

Das Einstecken und Hochfahren des neuen Laptops hob ich mir als Schmankerl für den Feierabend auf. Es funktionierte alles ohne größere Hindernisse, außer dass Microsoft mich zwang, mich mit einem Microsoft-Konto anzumelden, was ich nach langem Versuchen, es zu umgehen, wutschnaubend tat. Ich habe mit Microsoft-Konten bisher nur schlechte Erfahrungen gemacht, Benutzername und Passwörter zecken sich regelmäßig in undurchsichtige Systeme ein, funktionierten absolut unzuverlässig und bei Versuchen, ein aus irgendwelchen Gründen nicht mehr akzeptiertes Passwort neu anzufordern, werde ich aufgefordert, mich mit meinem System-Admin in Verbindung zu setzen. Na vielen Dank auch...

Als Tagesordnungspunkt, auf den ich mich heute freuen konnte, hatte ich mir "Nähen" vorgenommen. Das tat ich und es freute mich. Danach telefonierte ich lange mit dem Prinzen, das freute mich auch. Und dass das Essen für morgen schnell gekocht war und vielversprechend aussieht, auch. Danach verlor ich mich im Laufe des Abends aber in der Recherche nach Flug- und Bahnverbindungen für ein Wochenende in Dublin, das ich mit meinen Madrid-Mädels plane und meine Güte, das türmt sich vor mir als ein riesiger Haufen an Geld, Zeitaufwand und Anstrengung auf. Ein unfreudiger Abschluss des Abends, nach dem ich mich noch viel zu lange verdaddelte, bis ich endlich den Weg ins Bett fand.  

Sonntag, 27. Oktober 2024

Pfeilstein mit Baustelle

Es war Zeitumstellung und ich fand es entsprechend angenehm, "früh" wach zu werden, obwohl ich lange geschlafen hatte. Ich hatte einen Meditationstermin mit Alter-Ego-K. um 9:30 Uhr verabredet, und das verschaffte mir eine angenehme Weile vorher, um zu frühstücken (es gab noch immer Marmorkuchen, allmählich wird selbst mir Marmorkuchen zu viel; ich fror den großen Rest ein) und zu lesen. Im nächsten Roman von Iris Wolff, siehe Besprechung unten, und ich ahne schon jetzt, dass ich etwa denselben Eindruck davon mitnehme wie von dem unten besprochenen Buch.  

Ich hatte mich bei S. & K. zum Klettern eingeladen, und zum Glück kam ich kurz vor meinem Mediationstermin auf die Idee, dort anzurufen und die Lage zu checken - ich wollte nämlich vermeiden, dass die beiden mich während des Meditierens auf dem stumm geschalteten Handy anriefen und nicht erreichten. Der Anruf stellte sich als sehr sinnvoll heraus, denn aufgrund Familienlogistik wollten sie früher starten als ich gedacht hatte, so dass ich mehr oder weniger unmittelbar danach aufbrechen musste. Alter-Ego-K. nahm die Absage zum Glück gelassen und konnte den Meditationstermin auf morgen verschieben. 
 
Wie üblich an einem Klettertag wechselte ich also unvermittelt vom Trödel- in den Hektikmodus, suchte aus allen Zimmern und Fahrzeugen meine Klettersachen zusammen und packte Rucksack und Seil. Nochmal Glück: Das Auto des T. von unten war spontan verfügbar, mit Öffentlichen hätte ich diesmal viel zu lange gebraucht. Noch auf der Fahrt kam ein erneuter Anruf des S., der hörbar erleichtert war, dass ich wirklich sofort aufgebrochen war und ich Kürze da sein würde. 

Die beiden hatten also eine immerhin fünfstündige Kinderpause und freuten sich, mich zu sehen; ich freute mich, dass sie mich in die Kletterplanung mit eingeplant hatten, sowas ist ja nie so besonders einfach. Ich bewunderte der K.s neues Auto: einen e-Fiat 500. Das ist ein echtes Lieblingsauto. Die Felswahl hatte der S. getroffen und es wurde mal wieder der Pfeilstein, mein wohl am häufigsten besuchter Fels in diesem Jahr. Heute mal mit neuer Geräuschkulisse: An den Bahngleisen, die direkt daran vorbeiführen, wurde irgend etwas gebaut und zwar auch heute, am Sonntag, so dass permanent Baumaschinen auf einem Gleiswägelchen auf den Schienen hin und her fuhren. Diesen Untersatz mit Schienen-Adapter fand ich recht einfallsreich. Im Zuge der Bauarbeiten wurde auch ein Weg parallel zu den Schienen angelegt, der den Zustieg zum Pfeilstein angenehmer macht -  war wahrscheinlich nicht das primäre Ziel dieses Weges, ist aber fein.

Der S. und die K. sind unermüdliche Kletter*innen. Während ich nach fünf Routeneinstiegen schon recht zufrieden mit dem Tag war, wären sie wahrscheinlich noch eine weitere Stunde geblieben, hätten sie nicht die Kinder abholen müssen. Ich durfte mich in das Toprope in der Rittmeister-Route einreihen und diese Route hat es mir wirklich angetan. Auch wenn sie leider eine sehr schwere Crux hat, die ich noch nicht einmal im Toprope vollständig geschafft habe. Aber sie ist interessant zu klettern und macht Spaß. 

Nach langer Heimfahrt dann zuhause erstmal: Hunger! Immerhin so beherrschbar, dass ich mir die Zeit nehmen konnte, ein Gericht aus dem Speiseplan zu kochen (na gut, vorher gab es ein Stück Marmorkuchen, das schon). Und dann war ich sehr, sehr müde. Da kam mir das Video mit den Nr. 1-Hits aller Monate des Jahres 1980 bis 2022 gerade recht: Interessant genug, um es anzusehen, aber verlangte keine große Aufmerksamkeit. Die 80er und 90er hörte ich komplett durch, kannte alles und konnte mich bei vielen Songs sehr genau erinnern, wie sehr und warum sie mir so sehr gefallen hatten. Bei den Nullerjahren waren die Lieder schon weniger emotional für mich, und ab den 10ern dann ziemlich egal. 

Bis 21:00 Uhr (eigentlich ja schon 22:00 Uhr!) musste ich mich noch wachhalten, weil ich eine Video-Verabredung mit meinen Madrid-Mädels hatte. Wie können die nur so spät noch so fit sein, dachte ich vorher, und dann hingen wir alle vier wie ein Schluck Wasser in der Kurve vor den Bildschirmen und freuten uns gleichzeitig, uns zu sehen und darauf, so bald wie möglich schlafen gehen zu können. Es wurde kurzer Prozess gemacht mit der Urlaubsplanung, Durchhaltewünsche an die jüngste Mama verteilt und mit einem wohlig-vorfreuwigen Gefühl, auch wenn es noch sehr lang hin ist, bis ich die Lieben wieder sehe, machte ich mich fertig fürs Bett.

Kaum zu glauben, dass das Wochenende schon wieder vorbei ist. Ich hätte gerne noch mehr davon.

***
Gelesen: 
Iris Wolff: So tun, als ob es regnet. Es fällt mir schwer, mir zu Wolffs Stil eine Meinung zu bilden. Denn: sie schreibt in einer wunderschönen, sehr klaren und gleichzeitig poetischen Sprache. Und auch die Geschichten sind Geschichten, wie sie mir gefallen - von Beziehungen, lange gehütet Geheimnissen, menschlichen Missverständnissen und vermeidbarem Leiden. Aber dadurch, dass der Fokus so sehr auf der Art liegt, WIE sie es erzählt, rückt das, was sie erzählt, völlig in den Hintergrund. So sehr, dass mir während des Lesens schwerfiel, mich an Vorhergegangenes zu erinnern, obwohl das Buch kurz ist. 
Dazu trägt auch der Aufbau bei, denn es sind vier scheinbar unabhängige Geschichten, in denen ich es im Laufe des Lesens mitbekam, wie sie durch die Personen kunstvoll verflochten waren. Die Geschichten erzählen von einer Familie in Rumänien/Siebenbürgen, die Deutsch sprechen (und ich sollte mich mit der Geschichte Siebenbürgens beschäftigen, um zu verstehen, wie das genau zustande kommt - ich vermute, es ist eine Weltkriegsbesetzungsgeschichte). Es geht um Jacob im Krieg; seine Tochter Henriette, die sich als Kind den Zusammenkünften der Schlaflosen um Garten ihres Großvaters anschließt; um Vicco, der die furchtlose Liane liebt und um seine Tochter Hedda, die nach La Gomera ausgewandert ist und eine albtraumhafte Verbindung zwischen der Krebserkrankung ihres Vaters und dem Tod eines Touristenpaares sieht. 

Samstag, 26. Oktober 2024

Abschiede in Ferien (und nicht meine)

Heute stand ich vor dem Prinzen auf und brachte ihm den Kaffee ans Bett. Damit er sich daran erinnert, dass ihm niemand so guten Kaffee macht wie ich, wenn er die ganze nächste Woche in Spanien ist. Der Morgen verging mit Packen und Verabschieden, am späten Vormittag begleitete ich ihn bis zur U-Bahn, er stieg ein und dann war ich alleine.
 
Auf dem Weg zurück nach Hause traf ich den T. von unten, das wird zu einer echten Regelmäßigkeit, meistens kommt er gerade, wenn ich gehe oder umgekehrt, wir haben ähnliche Wege. Wir besprachen Urlaube, die vom Prinzen und eventuelle gemeinsame, dann erledigte ich hausmeisterliche Tätigkeiten: Die Klingelschilder waren zu überarbeiten, eine Lebenspartnerin ist in eine der Wohnungen mit eingezogen. Das Gefrickel mit dem Öffnungsmechanismus der Klingelanlage ist jedes Mal wieder zeitaufwändig, und ich stöhnte innerlich, dass es schon sehr bald erneut fällig sein wird - eine Wohnung wird gerade verkauft, aus einer anderen zieht die kleine Familie zum November aus.

Bei einem der Läufe zwischen Klingelanlage und Drucker (es muss immer irgend etwas nachgedruckt werden) fing mich die N. mit dem kleinen L. und Mini-K. ab und sie zeigten mir ihr neues Kinderzimmer, das ganz toll geworden ist. Unter anderem steht darin ein Stockbett von IKEA, das die N. von einem Schreiner verkleiden und aufpeppen ließ und das sich sehr gut ins Zimmer einpasst und ich bin überzeugt, dass ich das selber auch fast so gut hinbekommen hätte und weiß gleichzeitig, wie viel Arbeit in dem Ergebnis steckt. Finde ich gut, dass die N. sowas ohne zu Grollen zahlt. Mini-K. ist heute vier geworden und allmählich gar nicht mehr so mini, aber genauso begeisterungsfähig wie immer und forderte erneutes Plätzchenbacken ein. 

Mein Priopunkt für heute war es, die Speisepläne der letzten Wochen in unser Rezeptsystem zu übertragen, da fehlten nämlich einige und mein Ziel ist schließlich, einen immerwährenden Rezeptekalender zu erstellen, mit dem ich ab jetzt nie wieder überlegen muss, was es zu essen geben wird. Mittlerweile habe ich Übung im Eintragen und es geht mir schnell von der Hand, aber: Mehrere Stunden lang Rezepte lesen und Fotos von Gerichten sehen macht unter Umständen sehr hungrig, und keinen vorgegebenen Zeitplan haben macht unter Umständen recht planlos, und als ich um halb eins mit dem Eintragen fertig war, hatte ich einen solchen Bärenhunger, dass ich mir ganz schnell Spaghetti mit Pesto und Tomaten machen musste, um Schlimmes zu verhindern. 

Schon kurz danach hatte der I. von unten ins Saunazelt geladen, als Abschiedsaufguss vor seiner Herbstferienreise, da war ich gerne dabei (und hatte Verwirrung gestiftet, weil meine Zusage "Wäre gern dabei" lautete und die Anwesenden rätselten, ob das ein Konjunktiv oder ein fränkischer Indikativ sei). Vom Hausphysio, der mitschwitzte, bekam ich eine wertvolle Meinung zu einer Beschwerde des Prinzen; umso wertvoller, als sie Bedenken schmälerte.

Am Nachmittag brach ich zu einem weiteren Abschied auf, dieser für eine längere Zeit als der Urlaub des I. und der des Prinzen: Die T. und der S. gehen nämlich endlich (aus ihrer Sicht) wieder auf Reise und werden mehrere Monate mit ihrem Buschtaxi durch Afrika reisen. Da sie ihre Wohnung zu diesem Zweck gekündigt haben und alle Habseligkeiten einlagern, kamen als Mitbringsel eigentlich nur Kuchen oder Prosecco in Frage, ich gehörte zur Fraktion Kuchen, alle anderen hatten denselben Gedanken und es gab ein üppiges Kuchenbuffet und einen gut gefüllten Kühlschrank voller Flaschen (von denen ich, trotz Insistieren der T., keine probieren wollte: waren alle mit Alkohol).Ich kannte niemanden auf der Party, was mich verwunderte, wo ich doch mit der T. relativ viel zu tun habe (andererseits: auch wieder nicht genug, als dass sie mich als Pflanzenpatin in Erwägung gezogen hätte; meine underwhelming performance mit der von ihr geschenkten Aloe vera haben mich da wohl ungerechtfertigterweise ins Abseits verbannt). Ich war ziemlich müde, und fand es gerade deswegen eine gute Idee von der T., die Abschiedsfeier als Kaffeerunde zu veranstalten anstatt als Abendparty, denn am Nachmittag fiel es mir viel leichter, mich auf die anderen Gäst*innen einzulassen und trotz Müdigkeit ein paar schöne Stunden zu haben, als mir das am Abend gelungen wäre.

So war es dann nämlich auch: Sobald ich zur Abendessenzeit heimkam, war nicht mehr viel los mit mir. Ich wollte noch das Essen für die kommende Woche vorbereiten und tat das auch, legte mich in Leerlaufphasen aber immer wieder ein paar Minuten aufs Sofa. Irritierenderweise knackte es dort durchgehend... als ich dem Knacken auf den Grund ging, waren das die Holzscheite, die für den Kamin aufgestapelt sind. Hm. Ich gehe mal davon aus, dass die sich immer noch an die neue Temperatur der Wohnung gewöhnen, nachdem sie bis vor drei Tagen im kalten Keller lagen... über andere, lebendigere Alternativen möchte ich jetzt mal nicht nachdenken. 

Kochen bringt so mit sich, dass bestimmte Arbeitsschritte durchgezogen werden müssen, auch wenn man zwischendrin hundemüde wird, vor allem, wenn sie Hefeteig beinhalten; aber für die eine Stunde Gehzeit, nach der die Naans aus besagtem Teig ausgebacken werden wollten, stellte ich mir vorsichtshalber einen Wecker, denn da war ich wirklich schon schlafmüde. Seit der Prinz aus dem Haus ist, habe ich übrigens jegliche Disziplin verloren und höre bei alldem Podcasts: Beim Kochen, beim liegend abwarten, bis der Hefeteig gegangen ist und ich habe fest vor, auch zum Einschlafen einen zu hören. Wenn ich schon niemanden vollquatschen kann, dann will ich wenigstens berieselt werden. So!

Freitag, 25. Oktober 2024

Spieleabend, freiwillig

Heute nahm ich mir frei. Und schlief erst einmal richtig aus. Das Wetter draußen war ungemütlich düster und lockte mich so gar nicht aus dem Bett. Irgendwann war es dann der Hunger, der mich zum Aufstehen bewegte. Es gab frische Crêpes, mit Schoko und Haselnusscreme. Ferienbeginnsspeise für den Prinzen. 

Wir hingen beide eine Zeitlang herum, kamen dabei auf einige Themen zu sprechen, planten, zurrten Pläne fest, es fühlte sich ziemlich aktiv an. Während der Zeit heizte sich die Sauna auf und es gab einen ersten Saunagang gegen Mittag. 

Einkaufen musste/wollte ich heute trotz "freier Tag". Es bot sich an, die Liste aufzuteilen: Mit den Pfandflaschen zum Supermarkt und dort haltbare Ware einkaufen, Stopp zuhause mit Sauna, mit den Büchern zur Bücherei und zum Gemüsestand daneben, Stopp zuhause mit Sauna. Auf dem Weg durchs Haus traf ich ungefähr alle Nachbar*innen und hatte mit allen etwas zu bereden, so dass sich die Ausflüge angenehm in die Länge zogen. Der Gemüsestand von "meinen" Gemüsefrauen hatte allerdings leider zu, während alle anderen nach dem Abbau wegen Kirchweihs wieder normal geöffnet hatten - hoffentlich hat er nicht ganz dichtgemacht. 

Einer der Nachbarn auf dem Weg war der I. gewesen, den ich zur Sauna mitbrachte. Er hatte Aufguss dabei, und zwar Lavendel-Orange, und der Lavendel machte seiner beruhigenden Wirkung alle Ehre - danach fielen mir regelrecht die Augen zu. Es war irgendwie auch schon fünf Uhr geworden, keine Ahnung, wie das so schnell passiert war. Und ich hatte noch etwa eineinhalb Stunden, um einen Kuchen für eine Feier morgen zu backen und wieder in die Gänge zu kommen für den Spieleabend heute Abend.

Der Kuchen! Es sollte ein Marmorkuchen werden, mein Lieblingskuchen, beziehungsweise zwei davon, falls heute Abend auch schon jemand Lust hätte, und das war ein Fehler. Denn der Versuch, aus einem Teig ein Drittel dunklen Teig und zwei Drittel hellen zu machen, wobei der dunkle nochmal extra mit Sprudel angerührt wurde, und die dann wiederum in etwa gleichen Proportionen in zwei Backformen zu verteilen, und das alles mit insgesamt drei Gefäßen stellte mich vor unlösbare mathematische Aufgaben. Ich kam mir vor wie in diesem Rätsel, wo fünf Liter Wasser mit drei verschieden großen Eimern von einer Seite auf die andere transportiert werden sollen. Und ob der Marmorkuchen nun Marmor- oder eher Blockmuster hat, werde ich wohl auch erst beim Anschneiden morgen herausfinden. (Am Abend wollte dann nämlich doch niemand mehr Kuchen, es gab genug Kekse und Chips. Und Dubai Schokolade.)

Die Nachbars-S. und ich stimmten uns zur Pizza ab und der Prinz und ich fuhren sie bei der Lieblings-Pizzeria holen und ich gebe zu, ich hatte die Pizzeria unterschätzt: mir nämlich Sorgen gemacht, dass sie die Pizza ohne Käse nicht vegan hinbekommen würden; dabei hatte die Speisekarte eigens drei als vegan gekennzeichnete Gerichte. Sie bedienen diese Nachfrage also bewusst. Als ich dort vor der Tür stand und telefonierte, kam ein kleiner Hund vorbei, kläffte kurz und stahl sich dann hinein, als die Tür aufging und eine Kundin aus der Pizzeria kam. Es war einer von diesen felligen, runden Hunden, die aussehen wie braune Kugeln mit Knopfaugen. Kurze Zeit später kam er wieder aus der Pizzeria, mit einem Stück Schinken im Maul, immer noch alleine, und trabte in die andere Richtung davon. Als wäre er der König der Straße. Skurril.

Der Spieleabend war unterhaltsam und lehrreich, unter anderem lernte ich, wie ich wahrgenommen werde: ehrgeizig und charmant. Kann ich mit leben (solange ich gewinne, sonst ist rs vorbei mit dem Charme). Ich erfuhr auch etwas über Städtetrip-Kultur, ein Sujet, das mir eher fremd ist, und zu der die P. in "Codenames" sofort Toast und Zitrone assoziierte, wie von der S. gedacht, ich war baff. 

Wir schlossen den Abend mit einem Instagram-Hype: der oben erwähnten Dubai-Schokolade, deren Besonderheit ist, dass sie schmeckt wie Kinder Bueno, aber irre viel kostet und künstlich verknappt wird. Joa, muss jetzt wegen mir nicht. 

Frühe Verabschiedung, weil die Lehrer unter uns morgen in die Herbstferien aufbrechen und noch packen mussten.

Donnerstag, 24. Oktober 2024

Rechts-Links-Stärke

Es war dunkel, als ich aufstehen musste, und ich tat mich schwer, aus dem Schlaf aufzutauchen. Beim Kaffeemachen war ich so morgenlangsam, dass sich der Prinz in einer der langen Langsamkeitspausen in den Prozess stahl und klammheimlich die Kaffees fertigmachte. Plötzlich stand meine gefüllte Tasse dampfend vor mir. 

Genauso klammheimlich schafft er es, die Wohnung saugbertfertig zu machen. Ich zwinkerte nur einmal - und schon standen alle Stühle auf den Tischen, hingen keine Kabel mehr in Saugbertnähe herum und waren die Sessel mit den Fallenfüßen, in denen der Saugbert sich gern verfängt, in sicherem Terrain.

Ich war froh über meine Vorbereitungen gestern, denn selbst so hatte ich noch genug zu haushalten, bevor ich ins Büro aufbrach - wie üblich eine halbe Stunde früher als üblich 😉. Ich begann zu zweifeln, ob mein Plan so schlau ist: Ist ein sauberes Stundenkonto in der Erwerbsarbeit es wert, private Dinge zu vernachlässigen? Rhetorische Frage: Natürlich ist es das nicht.

Beim Fahrradpacken habe ich zum wiederholten Mal die Fahrradtaschen auf die falschen Seiten gehängt, nämlich die puderrosafarbene rechts statt links und die rote links statt rechts. Generell habe ich eine ausgeprägte Rechts-Links-Stärke, außer eben bei den Fahrradtaschen. Und wenn die falsch hängen, dann passen sie erstens nicht richtig und stehen zweitens in den Tretkreis hinein, so dass ich mit den Fersen daran anstoße. Vielleicht ist es der Morgenlangsamkeit geschuldet, dass ich sie immer wieder falsch einhänge. 

Auch in der Erwerbsarbeit bekam ich das Gefühl nicht los, nächste Woche im Urlaub zu sein (was ich nicht bin), was zu Folge hatte, dass ich alles, was auf dem Tisch lag, ordentlich abschloss und nächste Woche eine leere To-do-Liste auf mich wartet. In der Mittagspause schaute ich meinen Kletterkurs weiter und lachte laut bei der Erklärung von Adam Ondra, wie man die Flexibilität des Ellenbogens prüfen kann: Nämlich darin, wie entspannt man einen einarmigen Klimmzug machen kann. Ha-ha?

Am Abend war ich mit der A. in der Kletterhalle verabredet. Dafür schleppte ich schließlich schon den ganzen Tag das Seil und Kletterequipment mit mir herum (übrigens in der roten Fahrradtasche, die rechts ans Fahrrad gehört; in der puderrosafarbenen befanden sich Regensachen, Bücher für die A., Brotdosen mit Frühstück und Mittagessen und mein Terminkalender; alles in allem habe ich heute an die 10 Kilo Gewicht mit mir herumgefahren). Die A. hatte einen anstrengenden Tag hinter sich in einem überhaupt gerade anstrengenden Leben, schlug sich aber wacker, selbst als der G., der überraschend auch kam, uns mit Sturz-Challenges piesackte. Ich selber war den ganzen Erwerbsarbeitstag über sehr müde gewesen und hatte befürchtet, dass sich das aufs Klettern auswirken würde, aber in der Halle war die Müdigkeit wie weggeblasen und ich hatte großen Spaß. Auch und besonders am Stürzen.

Ich bin heute darauf aufmerksam gemacht worden, welch ein Glück es ist, dass die A. und ich normalerweise am Donnerstag vormittag in die Halle gehen können. So voll wie auf dem Foto kann die Halle nämlich auch sein und ist sie abends wohl auch immer - deswegen blieben wir fast bis zum Schluß draußen, wo es zwar kalt, aber leer war. Nach dem Klettern nahm der Prinz, der spontan auch gekommen war, mich und mein Fahrrad in Auto des T. von unten mit nach Hause, und diesen Service genoss ich sehr. Wie überhaupt den gemeinsamen Kletterabend insgesamt.

Mittwoch, 23. Oktober 2024

Langer Erwerbsarbeitstag

Gestern war ich kurz nach 21 Uhr eingeschlafen, und wenig erstaunlich: Heute wachte ich kurz vor sieben ausgeschlafen auf. Ich genoss die Morgenstunde sehr, in der der Prinz am Computer arbeitete, ich mit einem Buch im Schaukelstuhl daneben saß und es draußen langsam hell wurde. Das war eine sehr friedliche Stunde.

Als der Tag begann, aktiver zu werden, machte ich eine Stretching-Einheit mit Mady, die nach dem Laufen gestern gut tat (gestern hatte ich nach dem Laufen das Dehnen vergessen; wie in letzter Zeit öfters.). Eine halbe Stunde früher als gewöhnlich saß ich am Home-office-Schreibtisch - wenn das so weitergeht, kann ich bald sagen: "Zur gewohnten Zeit 😉". Ich brauchte lange, bis ich mich am Schreibtisch zu meiner Zufriedenheit eingerichtet hatte - letztlich waren dafür eine Mütze, eine Schüssel mit Frühstück, eine Wärmflasche und ein Brillenputztuch nötig.

Oh-oh... dieser Comic, über den ich heute gestolpert bin, drückt so gut viele meiner gemischten Gefühle aus, wenn ich mit ChatGPT arbeite:

Ich arbeitete lange. Als ich Feierabend machte, war die To-do-Liste so gut wie leer. Ein tolles Gefühl! Leider war ich dann erstmal ziemlich müde und legte mich mit meinem Buch auf dem Sofa lang. Fand ich ziemlich ärgerlich, dass ich lange geschlafen hatte, mich einen ganzen Arbeitstag konzentrieren konnte und dann zu müde war, um noch irgend etwas Privates zu machen. Ich machte mir eine gedankliche Liste von Dingen, die ich auf jeden Fall noch heute erledigen wollte:
- Das Bad putzen; dort entdeckte ich Spuren eines Vogels, der offensichtlich kürzlich mal durchs offene Fenster hereingefallen und herumgeschissen hatte. Zum Glück war er aber wohl nicht panisch geworden, sonst hätte das Bad sehr viel schlimmer ausgesehen.
- Das Altglas wegbringen, weil fast nichts mehr in die Kiste passte. Der Prinz begleitete mich, wir machten uns Gedanken über Parkplätze oder nicht vor Einfahrten und über sanierte Fassaden, zeitweise mit der C., die uns zufällig auf dem Weg zu ihrem Haus traf.
- Essen für morgen vorkochen und puh, war das lecker! Wir probierten nur einen Löffel, und dann noch einen, und ich musste mich zusammenreißen, um die Wraps mit gebratenem Tempeh und Salat nicht an Ort und Stelle aufzuessen.

Damit gab ich mich zufrieden und verbrachte den Rest des Abends vor dem Kaminfeuer und dem Beamer. 

Dienstag, 22. Oktober 2024

Nachgedanken

Auch heute hat es funktioniert, eine halbe Stunde früher als gewöhnlich mit der Erwerbsarbeit zu beginnen, obwohl ich dafür sogar eine halbe Stunde früher aufstehen musste: Ich arbeitete im Büro, daher waren die 30 Minuten Fahrtzeit dorthin mit einzukalkulieren. Als ich aufstand, war es noch dunkel. 

Ich hatte dumpfe Kopfschmerzen, die ziemlich sicher eine Nachwirkung von der Eigentümerversammlung gestern waren. Hohe Belastung, egal ob körperlich oder mental, löst bei mir einfach schnell Kopfschmerzen aus. Ich überlegte, ob das mit der Atmung zusammenhängen könnte - ob ich gestern wohl 105 Minuten lang die Luft angehalten habe, ohne es zu merken? Ich nehme mir vor, gezielt Atemtechniken einzusetzen in stressigen Situationen und zu beobachten, ob das einen Unterschied macht.

Im Büro war Remmidemmi, es wurde reinegemacht, Kamin gekehrt, Drucker gewartet und irgendwas im Außenbereich. Bis ich mich der Computerarbeit zuwenden konnte, war es fast schon Mittag und der B. und die N. riefen zum Essen. Mittags wollte ich die halbe Stunde nicht einsparen - selten genug habe ich Mittagsunterhaltung, so dass ich diese ausnutzte.

Am Nachmittag begann es immer persistenter zu regnen und meine Lust, später laufen zu gehen, sank zusehends. Ich war selten so kurz davor, mich mit fadenscheinigen Ausreden vor dem heiligen Dienstagstraining zu drücken, als der Dauerregen kurz vor Feierabend doch wieder aufhörte. Auf den ersten Metern des Weges sah ich im Wiesengrund drei junge Jugendliche auf der Straße im Laub. Erster Gedanke: Oh süß, sammeln die etwa Kastanien? Zweiter Gedanke: Ach, und filmen sich dabei? Auflösung beim Näherkommen: Ach so, die zünden Böller (und filmen sich dabei). Mitten auf dem Rad- und Fußweg. Ach, diese Jugend! (Krückstockgefuchtel, und ab).

Apropos Jugend: Die L.ieblingsnichte weiß inzwischen also, wie sie auf spanisch Hausaufgaben abschreiben kann. Sie kommt eindeutig nach mir! Ich bin stolz auf sie.

Die Gurkentruppe konnte ihren Lauf heute erfreulicherweise früher als gewohnt starten, so dass wir fast bis zum Schluss bei Tageslicht laufen konnten. Wohl zum letzten Mal in diesem Jahr: am Wochenende wird die Zeit umgestellt. Trotz aller Versuche, den Pace zu sabotieren - offene Schnürsenkel hier, Pinkelpause da - liefen wir einen Sub-6, und das ist meiner Meinung nach bei durchgehendem Gequassel und in unserem allgemeinen momentanen "Trainings"-Zustand ("Zustand" allein trifft es wohl besser) gar nicht so schlecht. Auch wenn einer ein bisschen enttäuscht war. Ich war richtig froh, dass ich das Training NICHT hatte ausfallen lassen: das war mit Abstand die beste Stunde des Tages bis dahin gewesen.

Die Runde war überhaupt nicht die gewesen, die ich hatte laufen wollen - dabei hatte ich sie selber ausgesucht. Das lag an Verständigungsproblemen, denn wenn die Gurkentruppe von "der Hiltmannsdorfer" oder "der Kreppendorfer" spricht, kann ich damit einfach nicht so viel anfangen wie mit "an der alten Erdschuttdeponie vorbei" oder "da, wo wir durch den eingewachsenen Pfad nach der Brücke müssen". Ist doch viel anschaulicher, oder? ODER?

Nach dem Training saßen wir eine Weile bei der Oma, mit alkoholfreiem Radler (so lecker nach dem Laufen!) und Brezen und Mettbrötchen, das auf Fränkisch Keckbrot heißt, wie ich heute lernte. Ich möchte auflösen: Gehacktes=Gehäck=Keck. 

Zuhause wusste ich noch, bevor ich das Rad in den Keller brachte, vom I., dass der Prinz mich mit anner Sauna erwartete; der Flurfunk in unserem Haus funktioniert, da kann man nicht meckern. Große Freude auf meiner Seite, die heiße Sauna kam mir gerade recht. Es folgte: Ein ruhiger und kurzer Abend mit immer schwerer werdenden Augenlidern.

Montag, 21. Oktober 2024

Montag, ach, Montag

Ach Montag, du ewiges Mühsal. Immerhin: Aufwachen ging ganz gut, aufstehen auch, und sogar meinen Plan, eine halbe Stunde früher als sonst am Schreibtisch zu sitzen, zog ich durch. Ich habe nämlich vor, in den nächsten zwei Wochen "einfach" eine halbe Stunde früher anzufangen und eine halbe Stunde später aufzuhören, außerdem eine halbe Stunde weniger Mittag zu machen und dann sollte ich genügend Überstunden hereingearbeitet haben, um mein Stundenkonto in einem guten Zustand nach 2025 mitzunehmen. Ein Masterplan, meiner Meinung nach.

Heute war ich im Home-office, und als zwischendrin der Saugbert mit seiner Runde begann, setzte ich mir Kopfhöhrer auf und schaltete Regenrauschen an, um mich besser auf die Erwerbsarbeit konzentrieren zu können. Regenrauschen funktioniert da zur Zeit bei mir ganz gut. Nach einigen Zimmern befreite ich den Saugbert von allem, worin er sich verheddert hatte - hauptsächlich meine Haare; ich frage mich, wie lang und schön meine Haare wohl wären, wenn ich nicht so unglaublich viele verlieren würde; und ich frage mich auch, wie in einem Haushalt wie dem der Schwester, in dem drei sehr langhaarige Menschen wohnen, wohl mit der Haarsituation umgegangen wird.

Immer wieder zog mich die Sonne, die durch die große Terrassentür in die Wohnung fiel, magisch an. Ich überlegte zum wiederholten Mal, ob ich mir nicht auch einen Arbeitsplatz dort unten in der Wohnung, auf der Südseite, einrichten könnte - was sehr dagegen spricht, ist, dass das Licht zwar schön ist, aber auf dem Laptopbildschirm auch spiegelt und blendet. Außerdem müsste ich jedesmal Laptop, Bildschirm, Tastatur, Maus sowie alle Kabel hin- und hertragen - doch ziemlich umständlich. 

Mittags hatte ich die Wahl zwischen Bohnen-Kürbis-Tahini oder Tofu-Reis-Guacamole, das noch nicht fertig vorbereitet war, aber ich hatte so Lust auf Avocado, dass ich mich trotzdem für den Tofu entschied. Nisha (und wahrscheinlich der Rest der englischsprachigen Menschheit) nennt Guacamole übrigens "Guac", und das finde ich herrlich. 

Die halbe Stunde Nacharbeit fiel mir etwas schwerer als die Vorarbeit, in guter Vorbereitung hatte ich mir aber einen No-Brainer dafür aufgespart und benötigte genau so wenig Konzentration dafür wie erwartet. Dafür erwartete mich direkt danach viel konzentrationsintensives Arbeiten, nämlich fand heute unsere jährliche Eigentümer*innenversammlung statt, ich bin Verwaltungsbeiratsvorsitzende und habe den Anspruch, über alles intensiv informiert zu sein; und wenn schon nicht intensiv, so zumindest "informiert", denn ich wundere mich jedes Jahr wieder darüber, dass manche Eigentümer*innen so gar nichts von dem lesen, was im Vorfeld zu den Tagesordnungspunkten verschickt wird, das könnte ich gar nicht. Ich war also noch gut beschäftigt, bis wir zu viert von zu Hause acht Minuten bis zum Saal liefen, wo die Versammlung stattfand. Auf dem Weg kehrte ich in den Supermarkt für Chips ein, aus Angst, zu verhungern - weiß man ja nie, wie lange sowas dauert.

Dauerte heute gar nicht so besonders lange, aber mit weitreichenden Entscheidungen, die den Prinzen und den T. von unten dazu brwogen, auf dem Rückweg ebenfalls in den Supermarkt einzukehren - um zwei Minuten vor Schließzeit, für ein Bier zum Runterkommen. Die Verkäuferinnen machten ihre Witzchen über Männer, die zu Bierregalen rennen; ich ging schon mal raus und sah dort im Dunklen auf dem Gehweg ein riesiges Viech - iiih, eine Ratte! Ach ne, doch nicht, sondern ein Igel, puh, der war ja eigentlich ganz niedlich. 

Wir machten die Nachbesprechung der Versammlung auf der Terrasse des netten Nachbarn vom ganz unten mit dem Stargast Zladko-Katerchen, der irgendwann die komplette Aufmerksamkeit auf sich zog, als er ein totes Meislein anschleppte. Sie werden so schnell groß und tun Erwachsene-Katzen-Dinge...

Danach war ich zwar völlig ausgelaugt, aber gleichzeitig viel zu aufgedreht zum Schlafen. 

Sonntag, 20. Oktober 2024

Weidener Wand, Weißer Streifen

Ach, wie schön ist Ausschlafen. Und der erste Kaffee am Morgen erst. 

Wir ließen den Morgen geruhsam angehen und probierten den Mandarinenschmandkuchen, der seine "mindestens fünf Stunden im Kühlschrank" endlich hinter sich hatte. Köstlich. Der Nachbars-S. stellte ich zwei Stück davon vor die Tür. Dann sammelte ich alles Nötige zusammen für den Klettertag heute. Mittlerweile braucht man dafür eine Mütze, Jacke und Daunenjacke, und vielleicht sogar Handschuhe. Und auf jeden Fall eine Thermoskanne mit heißem Tee. 

Das Auto der Prinzenschwester steht zur Zeit bei uns auf Urlaubsstation und wir durften es nutzen, um in die Fränkische zu fahren. Es ist ein E-Auto, und es macht Spaß, elektrisch zu fahren. Auch wenn uns die Ladelogistik forderte, denn wir haben keine Lade-App und brauchen deswegen freie Ladesäulen, die sich einfach mit EC-Karten zahlen lassen. Das zusammen mit keiner Ahnung, wie weit die Reichweite des Autos in echt ist, machte das Unternehmen "Fränkische" durchaus spannend.

Am vereinbarten Treffpunkt waren der Prinz und ich dann so früh, dass wir aus reiner Langeweile in der Bäckerei ein Croissant und eine Nussschnecke aßen. So hatten wir auch gleich die Ausrede geschaffen, falls nachher beim Klettern nichts gehen sollte - mit so vollem Magen und im Zuckerkoma. Um Punkt elf fuhren der B. mit Panflötenmusik in voller Lautstärke, der M. rasant wie immer und der G. mit guter Laune ein. Der G. machte den Vorschlag für die Erinnerungswand, alle anderen waren entweder dafür oder egal, kurz darauf verteilten wir uns von vier auf zwei Autos und fuhren los.

Der Zustieg zur Erinnerungswand ist nur etwa 20 Meter weit. Trotzdem hatte ich heute den Eindruck, mehrere Kilometer gewandert zu sein: Erst ganz hinter zur Püttlacher, weil der G. dachte, da gäbe es gute Routen für mich; gab's aber nicht. Danach trennten wir uns und der Prinz und ich stapften ganz vor bis zum linken Teil der Weidener Wand (sicher der dunkelste und feuchteste Teil dieser Wand, aber nun ja; die Routen waren sehr gut), wo er mir zwei Aufwärmrouten hochhängte. Abstecher zur Erinnerungswand, um den Rest der Truppe zu grüßen, der inzwischen von der Püttlacher nachgekommen waren; der B. pendelte immer irgendwo zwischen den beiden Gruppen hin und her und begleitete mich dann zurück zur Weidener Wand, um sich selber aufzuwärmen (eine 7+ ist ihm zu leicht dafür und er machte sie spontan einen Grad schwerer). Und so eben immer hin und her, bis ich mehr Wander- als Klettermeter in den Beinen hatte. Für mich war heute Topropetag, aber ein guter, an dem ich Spaß hatte - auch wenn die Bedingungen nicht ideal waren. Es schmierte, daher traute ich mich in die schöne 7+ auch nicht im Vorstieg rein. Mein letzter Routeneinstieg in die "Weißer Streifen"  wurde dann aber doch ein halber Vorstieg, weil ich die Route einer anderen Kletterin freigegeben hatte, die sie nicht mehr hochkam. Also hatte das Schicksal entschieden: Ich stieg dir ersten Haken im Toprope und den Rest vor. Vorstieg mit angezogener Handbremse sozusagen.

Beim Verabschieden wünschten sich die anderen schon schönen Urlaub, für zwei geht es in den Herbstferien nach Chulilla, für einen nach Portugal und einer wird sich krankschreiben lassen (lange und traurige Geschichte). Nur ich muss in den Ferien arbeiten, ach je. Dabei fühle ich mich genau so, als ob mich ab morgen ein paar freie Tage erwarten würden, nach Sonntag mit nachfolgendem ganz normalen Erwerbsarbeitsmontag fühlt es sich gar nicht an.
Der Herbst wird immer goldener und war selbst ohne Sonne prächtig.

Trotz Bedenken reichte der Strom des E-Autos locker bis nach Hause. Der Prinz schaffte es sogar, Restkilometer aufzubauen, während wir fuhren - wahre Magie. Während er dann an der Ladesäule (nur mit EC-Karte) im Viertel auflud, kochte ich daheim schon mal vor. Den Ofenkürbis auf Yoghurt-Tahini-Soße mit Spinatbohnen zuzubereiten ging genauso schnell, wie das Auto von 20 auf 80 % zu laden. Wenn das mal nicht der Beweis ist, dass das Kochen nach Speiseplan tatsächlich Zeit spart! 
 
Beim Essen fielen mir schon fast die Augen zu. 

Toprope:
Weidener Wand, Danke (7+)
Weidener Wand, Abendstimmung (7-)

Interessantes Projekt:
Weidener Wand, Weißer Streifen (8-)

Samstag, 19. Oktober 2024

Vieltun statt Nichtstun

Irgendwie war das heute alles doof.

Der Morgen eigentlich nicht so sehr, denn ich konnte ausschlafen. Hatte aber zuvor sehr intensiv davon geträumt, an einem Assessment-Center für eine neue Stelle teilzunehmen, kein Spaß das. Das Wetter draußen war grau und unfreundlich und ich war froh, dass der Prinz und gestern schon Zeit gehabt hatten klettern zu gehen, wo es heller und freundlicher gewesen war.

Um zwei Stunden nach Aufstehen war ich mit Alter-Ego-K. zum Meditieren verabredet und es ist kein Wunder, wenn sich niemand mehr an diesen Namen erinnert. Das letzte Mal, dass wir uns (online, wie immer) getroffen hatten, wohnte sie noch woanders, hatte einen anderen Job, war Promovendin gewesen und bei mir war in den letzten vier Monaten auch einiges passiert. Es geht so schnell, dass man aus der Meditationsroutine rauskommt, deswegen haben wir direkt einen Folgetermin vereinbart, weil wir es beide nicht mehr richtig können. Ich rutschte immer wieder in die mentale To-do-Liste ab und es fiel mir sehr schwer, 20 Minuten nichts zu TUN. Dabei war es im Endeffekt viel befriedigender, diese 20 Minuten einfach nur zu SEIN.

Direkt danach sah ich, dass sich die Nachbars-S. für einen Kaffeeklatsch angekündigt hatte, das begrüßte ich. Ich hätte zwar gerne schon einen Kuchen fertig gehabt, weil die S. selbst sehr oft Gebäck mitbringt, aber der Zeitpunkt war zu früh, noch dazu, wo der geplante Mandarinenschmandkuchen vor Verzehr fünf Stunden in den Kühlschrank muss. Ich werde ihr den fertigen Kuchen morgen bringen. Die S. hat jetzt einen Job, der viele interessante Nebengesprächsthemen mit sich bringt,  außerdem gibt es immer Neuigkeiten aus der Nachbarschaft zu beunken, zum Beispiel wurde es von uns beiden wohlwollend bemerkt, dass die neue Nachbarin immerhin grüßt und sich somit schon mal als "freundlich" qualifiziert hat, gell.

Und dann warf ich mich mit voller Energie in Häuslichkeiten, und das war dann der eher doofe Teil, weil es so viel gab, was erledigt werden musste und einfach kein Ende abzusehen war. Wäsche waschen, abhängen, aufhängen, kochen, vorkochen, backen, saugen, aufräumen, zum Putzen kam ich nicht mal mehr. Dafür aber dazu, mir endlich einen neuen Laptop zu bestellen, denn ich komme ja nicht darum herum, den kaputten zu ersetzen, also besser früher als später. Der Einkauf machte mir keine große Freude, weil ein Laptop für mich nur ein Arbeitsgerät bedeutet, das ich für teuer Geld ersetzen muss, aber keine besondere Freude damit haben werde. (Obwohl ich mich schon darauf freue, endlich wieder am Laptop bloggen zu können anstatt am Handy, und auch darauf, mir nicht mehr von einer Autokorrektur ständig die Worte unter den Fingern verdrehen lassen zu müssen. Ja, ich spreche von dir, Linguistik Bolognese!)

Ich hatte mich vorher auf diesen freien Samstag gefreut und aufs Nichtstun, fand aber dann leider den ganzen Tag keinen Moment, um genau das zu tun. Gerade als ich die letzten Teller aus der Spülmaschine räumte, kam schon der T. von unten, um Eigentumsbelange für die anstehende Eigentümerversammlung zu besprechen. Er beschenkte den Prinzen und mich reichlich mit Essen, es gab sogar nachträgliche Geburtstags-Zwetschgenknödel für den Prinzen, von denen keiner den Abend überlebte, so gut waren sie. Auch mit dem T. wurden Nachbarschaftsbelange ausgetauscht, allerdings mehr auf der Tier- als auf der Menschenebene: Meisen, Hornissen, Holzbienen. Und wir wärmten schöne Erinnerungen an unseren gemeinsamen Almurlaub vor nur fünf Jahren (vor Corona!) auf.

Die S. hatte angefragt, ob ein gemeinsamer Kinobesuch in meinen geplanten Nichtstu-Samstag passen würde; da der Plan eh nicht aufgegangen war, fand ich es einen guten Abschluss, auszugehen und noch etwas zu erleben. Leider hatte ich mich beim. Film verguckt und die S. zu einer Zeit bestellt, zu der nicht "Cranko" lief, sondern nur etwas Trauriges (Prinz), sprich Kitschiges (ich). Da hatte die S. zum. Glück auch keine Lust drauf und so wurde der Abend zum Bar- statt zum Kinoabend. Das war aber eh ganz gut, weil ich lieber aus dem Leben der S. erfuhr als von einer fiktiven Liebesgeschichte. Und dass ich früh müde wurde, lag ja nicht an ihr, sondern an dem doofen Tag, der eben zudem relativ anstrengend gewesen war. 

Freitag, 18. Oktober 2024

Roter Fels II

Drei schöne Dinge, die heute passiert sind:

- Die Erwerbsarbeitswoche nach einer letzten Stunde am Schreibtische beenden und das Wochenende mit drei Schokobrötchen beginnen.
- Am Roten Fels im Hessischen Roulette herumbouldern und genau dann fertig werden, als es zu tröpfeln beginnt. 
- Mich nur kurz hinsetzen, um den schlimmsten Hunger mit einem Masala-Kraut-Wrap zu stillen und in der Zeit hatte der Prinz das Kaminfeuer entzündet, Linguistik (nein, Autokorrektur: Ich WOLLTE Linguine schreiben) Bolognese gekocht und den Beamer fernsehfertig gemacht.

Donnerstag, 17. Oktober 2024

Stress macht müde


Der Morgen war schon mal stressig. Ich saß schon um kurz nach acht am Rechner, um eine Stunde zu erwerbsarbeiten. Vorher hatte ich mir immerhin die Zeit genommen, eine Yogaeinheit für den Nacken zu machen - der ist nämlich das erste Mal seit meinem Fagrradunfall vor vier Monaten wieder komplett beweglich, und das möchte ich unbedingt beibehalten. Ist schon ein gutes Gefühl, wenn auf dem Fahrrad beim Schulterblick nichts knirscht!

Nach der kurzen Erwerbsarbeitsphase schnibbelte ich eine Mango, packte in rasender Geschwindigkeit meine Klettersachen, ließ mich von einem Anruf aus dem Büro aus dem Konzept bringen und verlor in Folge einen Handschuh. Das bemerkte ich noch in dem Moment, in dem ich mich auf mein Rad setzte, wollte aber nicht mehr umkehren wegen Zeitdruck, sondern sprintete in die Halle. Gab dabei so Gas, als ob der Zeitfahrer von gestern vor mir führe und schaffte die Strecke in zwei Drittel der normalen Zeit, so dass ich sogar heute, wo ich zu spät dran war, zu früh dran war und vor verschlossenen Türen stand. Ich lerne das nicht mehr mit dem Schlendrian.

Endlich sah ich die A. mal wieder. Die letzten Donnerstage waren wegen höherer Gewalt ausgefallen, für die nächsten zwei Wochen haben wir uns dafür vorsichtshalber schon ganz fest verabredet, die regelmäßigen Klettertreffen brauchen wir beide. Es lief ganz gut bei mir, die Hälfte der Zeit konnten wir bei Sonne und angenehmen Temperaturen draußen klettern, die zweite Hälfte drin und die dritte Hälfte tranken wir leckeren Cappuccino und ich lauschte den letzten Folgen Seifenoper aus dem Leben der A.

Ich war sogar relativ schwer geklettert, und das merkte ich beim Heimkommen: Ich hätte mich grad ins Bett legen können. Konnte ich aber natürlich nicht, es wartete ein Orthopäde auf mich, von dem ich mal meinen Ellenbogen abklären lassen wollte, mit dem ich Ostern beim Bouldern auf einen Felsvorsprung geknallt war (Ostern?! Ja, schon Ostern, nein, seitdem habe ich ihn noch nicht anschauen lassen; zweimal die Frage bekommen und beantwortet). Scheint aber nichts zu sein, ich habe halt jetzt einen zickigen Musikantenknöchel mehr als vorher, bin aber beruhigt, dass da kein Knochensplitter herumwandert (Schlimmste Geschichten von wandernden Knochensplittern in der Verwandtschaft gehabt).

Beim zweiten und vorerst letzten Mal Heimkommen fand ich meinen Handschuh wieder und schäkerte mit dem neugierigen Zladko-Katerchen herum, das bereits in den Hof darf bzw. wohin auch immer es will; momentan will es bevorzugt unter den Van Norbert und ins (verschlossene) Fahrtadhäuschen. Leben am Limit, Zladko-Katerchen! 


Der Nachmittag verging mit Erwerbsarbeit, bis ich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte und Feierabend machte. Es war so kühl in der Wohnung, dass der Prinz und ich überlegten, ein Feuer zu machen - aber bevor wir uns entschieden hatten, das dafür nötige Holz aus dem Keller zu holen, waren wir im Grunde beide schon bettreif. Unter der Bettdecke wird es schließlich auch warm!

Bisschen schade schon, dass ich nach der Arbeit kaum mehr Energie für mehr hatte als für Essen kochen (und genießen), aber dafür hatte ich am Vormittag ja schon genug erlebt.

***

Gelesen:

Emilia Roig: Why we matter. Das Sachbuch ist eine Rundumschlag zu Rassismus, Sexismus und Ableismus einer französisch-deutschen Schriftstellerin. Es zeigt fundiert und gleichzeitig nahbar durch das Beispiel Roigs eigener Biografie auf, welchem Rassismus Schwarze in Europa nach wie vor ausgesetzt sind, natürlich besonders Schwarze Frauen aufgrund der Intersektionalität. Mir war vieles bekannt, manches neu und auch aus einem anderen Blickwinkel; den Lösungsansatz einer radikal neuen Gesellschaft, die sich selbst frei und gerecht organisiert, fand ich dann aber sehr unrealistisch und zu weit hergeholt. Diese Rezension trifft meine Gedanken zu diesem Buch ganz gut: https://taz.de/Buch-Why-we-matter/!5749899/

Mittwoch, 16. Oktober 2024

Herbstmeditation

Sport | Heute hatte ich eine schöne Morgenbegegnung. Und zwar bestand die in einem sportlichen Radler, der einen leeren Kinderanhänger hinter sich herzog und mit mir an einer meiner ersten Ampeln stand. Bis zur nächsten Ampel fuhr ich hinter ihm und konnte ihn auch dort nicht überholen wegen des sperrigen Anhängers. Merkte dann aber schnell, dass der eh ein sehr zackiges Tempo fuhr und hängte mich in den Windschatten. Das hohe Tempo kam mir sehr gelegen, weil ich ein wenig spät dran war und so sicherlich ein paar Minuten auf dem Arbeitsweg gutgemacht habe. Wir waren an die acht Kilometer gemeinsam unterwegs, erst gegen Ende der Strecke ergab sich eine Gelegenheit, mal auf gleiche Höhe aufzufahren und wir taten, was man eben so tut, wenn man sich nicht kennt, aber offensichtlich ein gemeinsames Hobby hat: Übers Rennradfahren daherreden und übers Wetter. Er: Zeitfahrer mit Lizenz. Ich: Die Rennrad-Saison habe ich geistig eigentlich schon abgeschlossen für dieses Jahr :-)

Gestern Abend hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass mir Fahrradfahren auf Anschlag heute schon wieder Spaß machen würde, da ging es mir nämlich gar nicht gut. Wegen Laufens. Es war heiliger Trainingsdienstag, und wir waren zu dritt und wollten (unausgesprochen) ein bisschen Tempo machen, und schon zu Beginn hatte ich sonderbare sensorische Störungen: Ein Wabern der Luft, Ränder im Sichtfeld und ein kalter Schweißfilm. Trotzdem lief ich gut und schnell, auch auf den Solarberg hinauf, bis ich nach guten 12 Kilometern einen richtigen Einbruch hatte - zitternde Beine und wieder diese komischen Sinneswahrnehmungen. So ein muskuläres Leerlaufen kannte ich bisher eher vom Radfahren. 

Sobald wir beim Haus der Oma (wo wir oft starten und enden) angekommen waren, verschlang ich den Rest meines Mittagessens, der noch in einer der Brotdosen war; dann ging es immerhin so weit besser, dass ich die paar Kilometer nach Hause mit dem Rad gut hinter mich brachte. Dort aber verzog ich mich aufs Sofa, fror inständig trotz heißer Dusche und Wärmeflasche und im Laufe des Abends wurde mir auch noch übel. Also so was!

Freizeit | Mein Urlaubstagsdesaster ist geklärt. Ohne viel Aufhebens bekam ich die Erlaubnis, mir kommendes Jahr noch mehr unbezahlten Urlaub zu nehmen als ursprünglich ausgemacht. Und den Kurs als Kletterbetreuerin, den ich Lust hatte zu machen, habe ich auf ein anderes Jahr vertagt. Das wäre eine zusätzliche Woche Urlaub gewesen; dafür, dass ich noch gar keinen konkreten Plan habe, was ich damit anstellen wollen würde, ist mir das zu viel. 

Jahreszeit | Es ist jetzt Herbst, ganz eindeutig. Ich LIEBE ja Herbst, in Großbuchstaben. Das mit der Liebe wird immer schlimmer, das ging los, als ich in meinen zehn Jahren Lebenszeit in Madrid merkte, wie sehr mir der Herbst fehlte. Dort gibt (gab?) es einfach keinen Übergang, von heiß und trocken wurde es von einem Tag auf den anderen kalt und kahl, zack, Sommer vorbei, Winter. Und die Liebe wurde in den letzten ungefähr drei Jahren noch größer, seitdem mir eigentlich alles über 26 Grad zu heiß ist, ich feiere die Herbstfrische. Im Büro wurde der sonnige Herbsttag genutzt, um die Sonnenschirme zu verräumen; im Büro ist alles ein wenig überdimensioniert, jetzt belegen die Sonnenschirme erst mal das komplette Wohnzimmer. 

So. Nach dem Herbstrausch auf der Fahrt nach Hause wurde es erstmal ein bisschen blöd, denn ich war müder, als mir gefallen hätte. Nachdem ich ein Kraut-Kichererbsen-Masala gekocht hatte, hätte ich gern noch Energie für irgendwas gehabt, legte mich stattdessen aber aufs Sofa. Stand dann wieder auf, um das hier zu kochen. Es misslang, denn ich koche nun schon so lange Nisha, dass ich Teelöffel und Tablespoon verwechselte und statt 1 TL Zucker einen Tablespoon Zucker in die Creme rührte. Kaum essbar, so süß!

Dann wurde es hektisch, weil ich mich den ganzen Tag darauf vorbereitet hatte, den Ernteanteil des T. von unten abzuholen, und dann hätte ich es fast, fast doch vergessen, wenn er mich nicht zum Glück daran erinnert hätte. So schnell war ich noch selten aus dem Bademantel raus und auf dem Fahrrad gesessen. Netter Nebeneffekt: Die Fahrt durch die Nachtluft vertrieb den Nebel aua dem Kopf, und beim Heimkommen war ich wach genug, um noch einen Saunadurchgang zu genießen. Außerdem hatte ich draußen den hell leuchtenden, riesigen Vollmond gesehen, das hatte den Ausflug in die Nacht allein schon gelohnt.

Montag, 14. Oktober 2024

Urlaubstagsdesaster

Diese Woche erwerbsarbeite ich im Büro und muss deswegen am Morgen die gute halbe Stunde Fahrtzeit dorthin einkalkulieren. Also trödelte ich weniger herum als während der letzten Woche, sondern packte die Fahrradtaschen mit Büroklamotten (unnötigerweise; ich hatte vergessen, das ich schon im Büro Büroklamotten lagern hatte), Brotdosen (für Frühstück und Mittagessen) und Regensachen (für alle Fälle; später würde ich noch froh sein darüber), verabschiedete den Prinzen und ging kurz darauf selbst aus dem Haus.

Nebenbemerkung angesichts des Schuhregals: Neue blaue Jeans + neue weiße Turnschuhe = keine gute Kombination. Auch wenn sie mir Stil-Komplimente auf der Party am Samstag eingebracht hatte.
Die Fahrt durch herbstlich kalte Luft und Sonnenschein war erfrischend, ich kam gut gelaunt im Büro an. Schwatz mit der Chefin, Sichtung der Wochenaufgaben, Erschrecken über etwas, was ich übersehen hatte und was mich ab da den restlichen Vormittag auf Trab hielt. Es hatte nämlich eine Deadline um 12 Uhr und um 11:59 ging es raus, ungelogen, ich habe einen Zeitstempel. 

Mittags begann ich, meine Urlaubstage für kommendes Jahr durchzukalkulieren, wovor ich mich nun seit Tagen gedrückt hatte, aber es hilft ja nichts, die Augen davor zu verschließen: Ich habe einfach wesentlich mehr Urlaubspläne als Urlaubstage, noch immer möchte ich mir das Ausmaß nicht ganz eingestehen, aber es liegt im zweistelligen Bereich. Zudem begann es zu regnen. Wetter passend zum Trübsal. Obwohl: so schlimm war die Stimmung nicht, mir wird schon was einfallen.

Zum Feierabend brach ich relativ pünktlich auf, denn ich war zuhause mit der M. verabredet. Da der Prinz das nicht wusste, hatte er ebenfalls Besuch, aber in der Sauna, da kamen wir uns sowieso nicht in die Quere. Die M. brachte mir zwei saftige, reife Mangos als Geschenk mit, es war mir unangenehm, so ein unangebracht großes Mitbringsel zu akzeptieren, genauso unangenehm, ihre Großzügigkeit durch Ablehnen zu beleidigen, es war kompliziert. Eine der Mangos aßen wir immerhin gleich gemeinsam. Die M. erzählte mir von Thailand, wo ihre Tochter den Sommer verbracht hatte, und von ihrem Leben, das gerade kein einfaches ist. Ich bin eine Deutschlehrerin der M., und so gern ich sie mag: Nach einer Stunde war meine Konzentration dahin und wir verabschiedeten uns. 

Den restlichen Abend verbrachte ich im Wechsel in der Sauna und in der Küche beim Kochen und war ein wenig indigniert, als der Gast des Prinzen fragte, ob wir denn immer so lange kochen würden? Ja, durchaus, Essen ist eine ernstzunehmende Angelegenheit!

Essen und Urlaub auch, deswegen knobelte ich, satt und durchsauniert, danach weiter an meinem Urlaubs-Masterplan 2025 herum. 

Sonntag, 13. Oktober 2024

Roter Fels

Aufgewacht bei noch völliger Dunkelheit. Ach so, nee, das waren ja die noch zu-en Jalousien. Aber viel besser sah es draußen nicht aus: regnerisch und dunkelgrau. Das passte so gar nicht zum Plan des Prinzen und mir, heute Klettern zu gehen; wir beschlossen implizit, erstmal eine Zeitlang herumzuhängen und abzuwarten, dann an den Roten Fels zu fahren und in die Kletterhalle auszuweichen, sollte er nass sein.

Vor dem Losfahren wollte ich noch einiges erledigen, vor allem das letzte Gericht des Speiseplans kochen, bevor die vorgekochten Bestandteile unattraktiv wurden. Möglicherweise ergaben sich daraus Folgetätigkeiten (Abspülen, Biomüll rausstellen, Küchenfronten putzen, ich könnte ewig weitermachen) und möglicherweise tat ich meine Haushaltsfrustration dem Prinzen gegenüber kund und möglicherweise fühlte sich dann eine*r angegriffen und eine*r unverstanden und wir mussten beide aktiv das Gespräch immer wieder in eine lösungsorientierte Richtung drehen, damit es sich nicht in Aufzählungen á la "Ich habe aber letzte Woche dreimal die Spülmaschine ausgeräumt und du die Zwiebelschalen auf der Arbeitsplatte liegen gelassen!" verhedderte. 

Die Autorin Patricia Cammarata zitiert manchmal eine Aussage eines Paartherapeuten: "Wenn aus Überforderung Forderung wird" und meint damit: dann kracht es meistens. Und ich war überfordert davon, meine Wünsche und Anforderungen zusammenzubringen, wollte einerseits klettern gehen, andererseits auch die Wohnung und den Haushalt in einen Zustand bringen, der morgen einen stressfreien Start in die Erwerbsarbeitswoche erlaubt. Ich durchlebe da gerade einen Shift: Im letzten halben Jahr lag meine Priorität ganz klar auf dem Sport, alles andere - Haushalt, Erwerbsarbeit - fühlte sich zweitrangig an. Bis zu einem Maße, bei dem mich selbst störte, mit welchen Minimalanforderungen ich mich zufriedengab. Tja, scheint so, als gewönne "der Rest" gerade wieder an Wichtigkeit, und das hat natürlich zur Folge, dass die Zeit knapper wird. Eine Priorität ist eben einfacher zu bedienen als drei Prioritäten (die dann im Grunde ja nur noch Trioritäten sind).

Jedenfalls saßen der Prinz und ich bei unserem Gespräch bereits im Van Norbert auf dem Weg in die Fränkische und schafften es, bei Ankunft am Roten Fels wieder im Reinen mit uns und dem bisschen Haushalt zu sein und ich bin zutiefst dankbar dafür, einen Mann zu haben, mit dem ich nur selten streite und wenn, dann konstruktiv.

Der Rote Fels hatte einen Besuch mit ungetrübter Stimmung sehr verdient. Was für eine imposante, tolle Wand! Als wir ankamen, schien unglaublicherweise sogar die Sonne, und zwar an den Felsfuß, wo man beim Sichern normalerweise erfriert, und die Wand lag im Schatten, wie man es zu Klettern braucht. Gut, die 100%ige Idylle hielt sich nur etwa 20 Minuten, dann kroch die Sonne hinter den Fels, aber es blieb trotzdem schön.
Aber: Es wird eindeutig Herbst. Ich fand es vor meinen Gos temperaturbedingt attraktiver, die Kletterschuhe an- als die Daunenjacke auszuziehen, das will schon was heißen bei den verdammt engen Kletterschuhen.

Der Prinz hängte mir eine wunderschöne 8 hoch, die für mich ein Fest guter Einzelzüge war, im Ganzen aber noch zu schwer. Immerhin dreimal bin ich sie im Toprope geklettert, was mindestens fünf Gos auf "normalfränkisch" wären, denn der Rote Fels ist ungewöhnliche 30 Meter hoch. Man munkelt, ich sei schon früher einmal. hier gewesen, was ich einerseits kaum glauben kann, mir andererseits bei meinem schlechten Felsgedächtnis durchaus möglich scheint.

Als wir nach dem Klettertag zuhause ankamen, war es schon wieder dunkel, diesmal echt und ohne Jalousien. Wir freuten und beide ehrlich und ohne Hintergedanken über das fertige köstliche Essen, das uns erwartete. Und dann ließ ich dieses volle, tolle Wochenende mit dem Tatort ausklingen. Vorm Kaminfeuer, dem zweiten in dieser Heizperiode.
 
Toprope gebouldert:
Roter Fels, Hessisches Roulette (8)

Spaß im Spaßbad

Tantentag, Geburtstag, ganz schön viel los war heute!

Wie angenehm, dass die L.ieblingsnichte schon so groß ist, dass sie selbst auch gern lange ausschläft und um einen Tantentag, der erst um 11 begann, genauso froh war wie ich, hehe. Ich musste etwas früher los, denn wir trafen uns bei der L.ieblingsnichte und die wohnt eine halbe Stunde mit der U-Bahn weit weg. Während der ich feststellte, dass mentale Manifestation vielleicht doch funktioniert: Ich hatte nämlich vor, Croissants ins Haus der Schwester mitzubringen. Da wären wir fünf. Sollte es aber ein sechstes im Angebot geben, könnte ich für mich ja auch zwei kaufen. (Ich hatte noch nicht gefrühstückt, das muss dazugesagt werden). Und siehe da: In der Bäckerei gab's tatsächlich Croissants im Angebot: drei für den Preis von zwei. Jackpot!

Bei der Schwester verquatschten wir uns ein bisschen, dann zog ich mit der L.ieblingsnichte los und ließ die Schwester und den Schwager räumen, kochen und dekorieren für die abendliche Geburtstagsfeier. Die Nichte und ich dagegen fuhren ins Spaßbad. Mit Rutschen, Wellenbad und allem. Wir hatten den schon im Namen versprochenen Spaß, rutschten bestimmt achtmal durch die Ringerutsche (einmal davon mit einer Rettungsaktion für eine Mama, die in dem Zwischenpool ziemlich desorientiert aus dem Ring gefallen war und alleine nicht mehr hineinkam, um weiterzurutschen), machten Wettkämpfe im Weittauchen und - mein Favorit - lagen im heißen Außenpool unter eiskalter Luft auf den Blubberliegen und unter der Massagedusche. Nur ins Dampfbad wollte die Nichte mich nicht begleiten: zu heiß. Nach eineinhalb Stunden waren wir reif für Schwimmbadpommes, die so lecker waren, wie Schwimmbadpommes nur sein können. Und noch eine halbe Stunde später wäre ich reif für eine Siesta gewesen, puh, kann Schwimmbad müde machen.

Siesta war nicht eingeplant, aber wo wir schon mal in Herzogenaurach waren, besuchten wir auf dem Rückweg nach Hause die örtlichen Outlets. Ich hatte nur eine vage Idee gehabt, mir ansehnliche Turnschuhe zu kaufen, weil mir der Wunderfuß beim längeren Schlendern leicht wehtut. Die Nichte legte mir massive weiße Hobbitschuhe ans Herz, die ich von selbst nie anprobiert hätte. Aber sobald ich sie anhatte, gefielen sie mir immer besser... und letztendlich nahm ich sie mit. War übrigens recht verwirrend, die richtigen Größen zu finden, denn die meisten Modelle gab es in Frauen- und Männerversion. Ausgezeichnet waren sie in US-Größen, die jedoch für Frauen und Männer unterschiedlich sind. Deswegen schleppte ich der Nichte immer wieder Schuhe an, die entweder drei Nummern zu groß oder zu klein waren. Am Ende hatte aber auch sie Glück und fand Schuhe, die ihr gefielen und noch in ihrer Größe da waren, yeay.

Die Schwester und der Schwager waren ein wenig verwirrt, als wir schon eine Stunden vor Feierbeginn wieder da waren, vor allem, weil der Schwager der Hälfte der Gäst:innen eine falsche, zu frühe Uhrzeit genannt hatte und befürchtete, dass die Korrektur nicht überall angekommen wäre. Aber nein: Die L.ieblingsnichte und ich wollten einfach noch ein wenig chillen. Zu diesem Zweck wurde ich dazu genötigt, mir mit ihr zwei Folgen Vampire Diaries anzuschauen (tja, Tantentag - Nichtenentscheidungen), deren Handlung und schauspielerische Leistung mir genauso wirr und krude vorkam wie in der Vorerzählung der Nichte zu den bisherigen 20 Folgen. Wir waren eh beide am Second Screen beschäftigt, ich machte ein bisschen die Augen zu, und dann war schon Partyzeit.

Der Schwager hatte groß eingeladen und er hat Freund*innen, die hervorragend kochen können und das Buffet zu einer wahren Pracht machten mit ihren mitgebrachten Speisen. Ich wärmte alte Bekanntschaften auf, erfuhr neues über meine Stadt (Stairway to heaven jeden Mittag am Rathaus? Echt jetzt?) und altbekannte Zutaten für ein entspanntes Leben (Schlaf, Ernährung, Bewegung, mentale Stabilität und Beziehungen. So einfach, so schwierig!).

Als der Prinz und ich uns gegen halb zwölf verabschiedeten, wollte mich die L.ieblingsnichte gar nicht gehen lassen, dann muss ihr der Tag wohl genauso gefallen haben wie mir.

Freitag, 11. Oktober 2024

Alles ausgeschöpft, was die Stadt hergab

Obwohl sich der Schmerz gestern vom rechten Schulterblatt über den Nacken bis in den Kopf und in den gesamten Schultergürtel beidseitig gezogen hatte, konnte ich gut und lang schlafen. Ich sprach gestern meine Verwunderung darüber aus, dass ich mir auch schon letztes Jahr zu ähnlicher Zeit solch eine schmerzhafte Muskelzerrung zugezogen hatte, und der Prinz sagte lakonisch: "Start der Wintersaison - Krafttrainingzeit." Hat natürlich recht, wie immer. Da werde ich in den nächsten Wochen besser aufpassen müssen.

Ich hatte Morgenzeit (herrlich!) und suchte mir eine Yogaeinheit für den oberen Rücken raus. Die begann mit Liegen und Atmen und einem typischen Mady-Spruch, ich solle in mich hineinspüren, wie es mir gerade geht, körperlich und mental. Und heute traf der mich mit voller Wucht, weil es mir halt körperlich gerade nicht so toll ging, es zwickte viel, und das wirkt sich direkt proportional auf meine Stimmung aus.

Außer dem Yoga wollte ich noch das Gästebett aus dem Tobezimmer abbauen, damit wir für den Winter dort Platz für die Rennradrolle haben, und einen Salat vorbereiten. Das Bett war ziemlich schnell weggeräumt und ich freue mich auf den neuen Sitzplatz, der dadurch entstanden ist. Weil der Prinz zur Zeit viel sehr frühen Unterricht hat und vorher oft arbeitet, setze ich mich gerne zu ihm ins Tobezimmer und trinke da meinen Morgenkaffee, bis er weg muss. 

Nach Bett und Salat war die T. auch schon mit ihrem Termin fertig und ich nahm die U-Bahn zu ihr. (Konnte mich nicht mehr erinnern, ob ich schon Zähne geputzt hatte. Deswegen putzte ich sie sicherheitshalber (nochmal). Und da ich schonmal im Bad war, machte ich auch noch spontan den Flausch von den Beinen - schließlich würde ich später in der Boulderhalle die eine der neuen kurzen Kletterhose anziehen und fühlte mich gar so behaart nicht wohl.)

Der Schumann-Ohrwurm von gestern wurde mittlerweile abgelöst von "Witzigkeit kennt keine Grenzen". Der sucht mich öfters heim, wahrscheinlich weil ich dieses Lied besonders doof und nervig finde.

Mit der T. alles sehr entspannt. Endlich lernte ich ihre neue, wirklich sehr tolle Wohnung kennen. Die hatte allerdings auch einen eventuell C-positiven Bewohner, so dass wir uns relativ schnell nach Draußen auf einen Spaziergang retteten. Ich bekam ein wertvolles Buch zurück, wir staunten beide darüber, wie lange wir uns nun schon kennen (10 Jahre auch schon wieder!), ich klagte ihr meine Urlaubsplanungsprobleme. Urlaubsprobleme, Luxusprobleme, jaja. Es gab ein Battle um den besten Falafelstand am Hauptmarkt und dann lotste sie mich noch zu dem Laden, wo ich endlich meine gekürzte Hose abholen konnte.

Weil mein Rücken von Stunde zu Stunde besser wurde, behielt ich den Plan bei, in die Boulderhalle zu gehen. Und war wirklich stolz auf mich, weil ich kontrolliert und relativ leicht boulderte, nur dreimal absprang und das auch nur, weil ich eben echt runterfiel und überhaupt war ich sehr vernünftig. Fürs nächste Mal im Café Kraft (dann, in 100 Jahren) merken: ich kann ruhig in die 5er reingehen, nach vier-fünf Aufwärmrouten in 4. Nach der Bouldersession ging es meinem Rücken, wenn überhaupt irgendwas, dann besser und ich war angenehm ermüdet.

Meine Pläne gingen heute wunderbar auf; ich hatte auch relativ lange an der Zeitaufteilung geknobelt. Nächster Punkt war nämlich ein Treffen mit der S., wieder in der großen Stadt, wieder eine halbe Stunde mit der U-Bahn unterwegs, aber wie erwartet reichten mir zwei Stunden Boulderhalle gut aus und ich kam entspannt am Treffpunkt an, wo ich sogar noch Zeit hatte, mich mit einem koffeinfreien Hafermilchcappuccino ins Miseumscafé zu setzen (war mir schon ein bisschen peinlich, ein einziges Getränk gleich mit zwei Sonderwünschen zu bestellen). Die S. wollte dann lieber nochmal raus anstatt gleich im Museum zu bleiben. Da war es erstaunlich kalt geworden- gut, dass wir nur ein paar Schritte gingen und uns dann ins warme Pho-Restaurant setzen konnten. Wir redeten viel über Bücher, dann auch über das echte Leben, dann war es schon Zeit für den Vortrag, der der Vorwand für unser Treffen gewesen war. 

Der Vortrag war eine Podiumsdiskussion zur Sonderausstellung des Museums, die die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Natur zum Thema hat. Wir hatten nur eine Dreiviertelstunde Zeit, hindurchzulaufen und ich möchte noch einmal mit mehr Zeit rein, denn ich fand sie kreativ aufgebaut und reich an Gedankenanstößen. Die Podiumsdiskussion war ebenfalls gelungen, auch wenn sich Menschen aus dem Publikum für meinen Geschmack viel zu gern selbst reden hörten, und damit meine ich nicht die intellektuelle Frage der S., sondern die drei ausufernden des Typen mit dem blauen Pulli, der einen Streifen Kugelbauch blitzen ließ.

Ganz, ganz kurz hatte ich überlegt, die S. und den J., die mir den Vortrag erst empfohlen hatten und mit mir gemeinsam in der U-Bahn heimfuhren, noch zu einem Besuch der Silent Disko/Ecstatic Dance zu überreden, die heute in unserer Stadt angekündigt war. Aber ich ließ es und glaube, es war auch so genug Programm für einen einzigen Tag.

Donnerstag, 10. Oktober 2024

Sturm und Spielen

Heute wachte ich endlich wieder auf, weil ich ausgeschlafen hatte und nicht, weil mich der Wecker oder der Prinz aus dem Schlaf rissen. Das war sehr angenehm! Draußen wütete ein Sturm, in unserem Dachgeschoss riss er heftig an allem, was irgendwie beweglich war: Die Eisentüren in den Kaminen klapperten, es heulte zwischen den Dachvorsprüngen.
 
Da ich keinen Zeitdruck hatte, früh mit der Erwerbsarbeit zu beginnen, machte ich heute am Morgen eine Einheit Krafttraining. Sehr ungewöhnlich für mich, ich komme gewöhnlich erst später so richtig in die Gänge, aber da ich morgen bouldern gehen will, wollte ich einen möglichst großen Erholungsabstand lassen. Ich begann mit einer Einheit Yoga für Nacken und Schultern. Der Hals und Nacken hat von meinem Fahrradsturz im Frühsommer doch etwas abbekommen; ich bin immer noch nicht wieder ganz so beweglich wie vor dem Sturz und ich verspanne jetzt schnell in der Nackenregion, was ich vorher gar nicht so kannte.  Zurzeit lässt mich mein Körper spüren, dass die beiden schweren Unfälle, die ich in meinem Leben hatte, ihre Traumata zurückgelassen haben: Der Wunderfuß tat die letzten beiden Tage durchgehend weh, und eben diese Nackengeschichte. Von meinem dritten Unfall, bei dem ich mir beim Snowboarden den Unterarm gebrochen habe, merkte und merke ich nie etwas. Da muss ich etwa 15 gewesen sein, wahrscheinlich noch jung genug, dass der Körper sich vollständig regenerieren konnte.

Vor dem Krafttraining machte ich das komplette Synoviale Warm-up, das ich im Online-Kletterkurs kennengelernt habe; das ist neben Warm-up auch gleich relativ anstrengend (zumindest wenn man es, wie ich, noch nicht oft gemacht hat). Und dann - verriss ich mir gleich beim ersten Klimmzug-Set den Rückenmuskel unter dem Flügelchen. Gibt's doch nicht! Ich konnte zwar weitermachen, aber gerade bin ich wirklich schlecht im Training, fast erstaunlich, dass das Klettern selbst - an meinem Kraftzustand gemessen - relativ gut geht. Ich wollte nur eine kurze Einheit machen, hatte aber das Gefühl, dass ein paar Scapula-Züge dem Flügelchen gut tun würden, und so war es dann auch. 

Ich genoss dieses eine "geklaute" Stunde am Morgen sehr, was mich selbst ein wenig überraschte. Vor allem wegen des Gefühls von Selbstermächtigung: Ich konnte mir die Zeit selber einteilen. (Naja, wenig später dann nicht mehr: Weil mir nämlich einfiel, dass heute Saugbert-Tag war und die Wohnung nicht saugbertbereit. Vor der Erwerbsarbeit reinigte ich ihm also noch die Bürstchen und Rädchen und räumte die Wohnung auf, damit er ungestört durchlaufen und dabei nichts fressen konnte, was nicht für ihn bestimmt war).

Am Nachmittag kam der IT-Mann und brachte mir meinen (toten) Laptop zurück, zusätzlich die SSD-Karte in einem Gerät, mit dem ich sie mit einem neuen Laptop nutzen kann. Noch hinter dem Hoftor hörte ich draußen wildes Gehupe, und als ich rauskam, berichtete er mir empört, er sei von jemand ganz Blödem weggehupt worden, dabei habe er sich doch nur ganz kurz in die Einfahrt gestellt. Ähem, ich verschluckte meine Bemerkung, dass bei uns eben PAUSENLOS jemand ganz kurz in der Einfahrt steht (im Nebenhaus ist nämlich eine Apotheke ohne Parkplätze, was anscheinend niemand davon abhält, dort mit dem Auto einkaufen zu gehen). Mich nervt das ehrlich gesagt auch - klar, jedes einzelne Auto steht nur fünf Minuten, aber fast jedes Mal, wenn ich aus dem Hof fahren will, steht eben eines davor. 

Mit der Erwerbsarbeit kam ich trotz der Rückenschmerzen, die allmählich auch in den Kopf zogen, gut voran. Der Körper macht zur Zeit nicht so richtig mit, jammer jammer. STändig habe ich irgendwas, sei es Kopfweh, die Schmerzen in Fuß oder Nacken oder jetzt der Rücken, der mir im Laufe des Tages immer mehr schmerzte. Übertraining kann es momentan nicht sein, aber ich vermisse die Unbeschwertheit der letzten Monate, in denen mir sehr lange gar nichts weh tat. 

Aber die letzte Unterstunde, die ich in dieser Woche angesammelt hatte, wollte/konnte ich dann doch nicht mehr reinarbeiten, sondern fuhr den Computer lieber herunter. Ich bin froh, dass meine Arbeit zwar manchmal stresst und nervt, dass ich aber fast immer abschalten kann, sobald ich Feierabend mache. Ich kann mich auch an andere Zeiten erinnern, als mir Erwerbsarbeitsprobleme durch den Schlaf geisterten und mir die Freizeit vermiesten. Das ist schon lange nicht mehr so und dafür bin ich unsagbar dankbar.

Erst versuchte ich, die Rückenschmerzen durch Liegen zu lindern; das half aber nichts, deswegen Cellospielen (bot sich eh an: so hatte ich zumindest zweimal geübt, bevor wir uns zum Spielen trafen), und das half ein bisschen. Das war zumindest ein gutes Omen für.sen Abend, an dem ich ja sehr viel Cello spielen würde. 

Ich nahm heute das Auto vom T. von unten. Auf dem Weg fuhr ich nämlich noch bei der M. vorbei, bei der ich nach dem Kletterurlaub meinen Clipstick im Auto vergessen hatte, und da wir uns normalerweise nicht oft sehen, war mir die Gefahr zu groß, dass der dort für immer bleiben würde. Das Wetter war eh immer noch unwirklich windig, so daß sich ganz froh war, dass ich nicht schwer bepackt mit Cello und Rucksack an der S-Bahnhaltestelle herumstehen musste.

Funfact: Die Söhne der M. wussten nicht, was ein Clipstick ist. Wo ich doch dachte, Bescheißen ist inzwischen interagieren Bestandteil des Sportkletterns. Ist wohl nur in meiner Blase so.

Punkt 19 Uhr kam ein Anruf des Quintetts, ob ich denn noch zu kommen gedächte, da kämpfte ich mich gerade im Auto durch den Sturm und inzwischen auch Regen. Ich wunderte mich, weil eine Viertelstunde hin oder her normalerweise nicht hinterfragt wird - bei meiner Ankunft erfuhr ich, dass wir aber um 18 Uhr verabredet gewesen waren. Oh. Also für mich nur sehr kurzes Abendessen und dann gleich Spielen; diesmal war die S. das Klavier, nicht ich, das war für mich sehr komfortabel. 

Nach dem Spielen wurde der Abend noch lang (für meine Verhältnisse), ernst und politisch. Gar nicht so gut für die seelische Verfassung... und voraussichtlich habe ichfür mindestens die nächsten Tage einen Schumann-Ohrwurm.