Mittwoch, 20. November 2024

Der erste Schnee

Sehr, sehr früh klingelte der Wecker heute. So früh, dass es noch stockdunkel war, als ich mich aus dem Schlafzimmer schlich (um den Prinzen nicht aufzuwecken. Das hat es auch schon lang nicht mehr gegeben, dass ich vor ihm aufgestanden bin!). Ich war heute Morgen mit Alter-Ego-K. zum Meditieren verabredet, und da ich danach ins Büro gefahren bin, trafen wir uns eine halbe Stunde früher als sonst eben sehr, sehr früh. Es ist ja so: Schwer ist nur das Aufstehen. Sobald wir dann gemeinsam sitzen, macht mich das Meditieren glücklich und müde bin ich auch nicht mehr. Heute dachte ich mir, dass ich gerne mal wieder ein Retreat machen würde, das letzte liegt zwei Jahre zurück und ich zehre noch immer davon. Selbst wenn es nur vier Tage waren: Die lange Zeit in Stille und ganz ohne Ablenkung tat mir unglaublich gut. 

Während wir meditierten, wurde es hell und sogar sonnig. Trotzdem zog ich aus einer Laune heraus die Thermo-Fahrradhose an, und bei der Heimfahrt war ich dann froh darüber - ich fuhr nämlich durch den ersten Schnee! (-regen, ja, aber ganz eindeutig SCHNEEregen!)
Auf dem Bild ist er kaum zu erkennen, in echt sah er aus wie Gestöber!

In der Erwerbsarbeit erlebte ich heute eine kuriose Herangehensweise an Probleme, die ich sehr darauf zurückführe, dass ich in einer Trainings- und Coachingsblase lebe (erwerbsarbeite, besser gesagt). Man stelle sich vor, der Partner ist dafür zuständig, den Müll rauszubringen. Tut das aber nicht, immer wieder nicht, auch nicht nach Aufforderung, er "vergisst" es einfach ständig. Und wie geht eine Trainerin/Coach an das Problem heran? Sie lässt sich coachen, um herauszufinden, welches frühe Trauma wohl daran Schuld ist, dass sie mit dem Gestank verfaulenden Mülls nicht zurechtkommt. Okeee... (Ist natürlich bildlich gesprochen, klar. Das Problem war ich echt schon etwas komplexer).

Mein Kollege B. schlich sich ins Büro und versuchte, mich zu erschrecken; ich rechnete aber sehr viel eher mit ihm als mit einem Einbrecher, da war er ein bisschen enttäuscht. Das nächste Mal werde ich ihm den Gefallen tun und erschrocken quieken.

Die Fahrt nach Hause, wie gesagt, durch Schneeregen, fand ich herrlich. Die Kälte biss ein ganz kleines bisschen im Gesicht, aber mir war in meiner Thermohose absolut warm genug. Außerdem spürte ich den ganzen Tag und dann besonders beim Fahrradfahren einen herben Muskelkater vom Krafttraining gestern, und der fühlte sich sooo gut an! Krafttraining sollte ich viel öfter machen. Montag bietet sich dafür an, ich habe mir vorgenommen, den Montag als Krafttag einzuplanen.
 
Weil ich am Sonntag ja Projekte angefangen hatte, die ich wegen Sonntagsruhe nicht weiter verfolgen konnte, nahm ich mir eines davon am Abend noch vor. Ich bin so froh darüber, dass meine Herbstmüdigkeitsphase vorbei ist und ich abends, nach der Erwerbsarbeit, noch Energie und Lust habe, die Dinge zu tun, die mir Freude bereiten! Sägen also dieses Mal. Beziehungsweise hauptsächlich messen, wie das eben so ist, vier Fünftel Vorbereitung, ein Fünftel Handwerk, fünf Fünftel Aufräumen hinterher. Ich bastele gerade eine Klappe für einen "Stauraum", den wir ganz clever beim Dachausbau in die Dachschräge eingebaut haben und für den wir uns dann, nicht so clever, nie eine passende Türlösung überlegt haben. Die Situation ist kompliziert, wie auch nicht, und machte gerade deswegen Spaß; mein Ziel heute war, einen Schnitt im 42°-Winkel an der richtigen Stelle anzubringen. Das gelang fast. Die Klappe ist noch ein bisschen zu groß; besser zu groß als zu klein, das kann ich nacharbeiten.
 
Dann Klavierüben... mittlerweile geht das Stück immerhin schon einmal durch, wenn auch noch nicht im Tempo und mit Pausen, aber das wird. Ich hatte auch Cello üben wollen, konnte mich aber von den Tasten nicht losreißen, und dann war es schon Zeit, die Gemüsekiste für den T. von unten abzuholen. Der hat mir den Auftrag zum Gemüseholen während seines Urlaubs übertragen. In der Abholstation gab es auch eine Kiste von den Lebensmittelretter*innen, aus der ich reichlich mitnahm, und in Folge machte ich direkt ein Basilikumpesto aus drei Töpfchen halb erfrorenen Basilikums. Zudem jetzt im Kühlschrank: Bananen, grüner Salat, Brezenstangen. 

Es hatte 15,8° in der Wohnung, deswegen machte ich ein Feuer an, obwohl es schon ganz schön spät war, aber die letzte Stunde des Abends wollte ich nicht frieren. Ich liebe übrigens die Feueranzünder, die wir seit einem Jahr verwenden (warum eigentlich vorher nicht? Ach ja, ich weiß schon, Ressourcen schonen und so), denn damit ist das Feuermachen genau so ein meditativer Akt, wie man sich das immer ausmalt, bevor man einen Ofen hat und weiß, dass es vor allem aus Scheibe putzen, Asche entleeren, Holz aus dem Holzkeller raufschleppen und ständigem Nachlegen besteht. Aber eben: Das Anzünden und Zuschauen, wie es brennt, ist dann doch sehr, sehr schön.

Ein bisschen Politik

Am Morgen wurde mir der Kaffee ans Bett serviert. Das war schön! Danach machte ich eine Einheit Yoga mit Hüftöffner. Die war auch sehr schön. 

Beim morgendlichen Aufräumen der Küche fiel ein Glas abgestandenes Wasser für den Weihnachtskaktus an. Das Pflanzengießen in der Wohnung passiert bei mir im Herbst und Winter eher zufällig: Wenn ich die Wärmeflasche ausleere oder Wasser in einem Topf vom Kochen übrig bleibt, bekommen das die Pflanzen. Bei der momentanen kühlen Witterung kommen sie ganz gut klar damit. Wenn es im Frühjahr wieder wärmer wird, stelle ich den Gießrhythmus dann um auf eine bewusste Gießrunde alle zwei Tage. 

Mittags legte ich eine große Kochrunde ein, aber da das Essen so lecker war, war abends das nächste Gericht nötig, um für morgen Mittag etwas zum Mitnehmen ins Büro übrig zu haben.

Die To-Do-Liste in der Erwerbsarbeit konnte ich heute fast komplett abarbeiten, das war ein erhebendes Gefühl, lag aber auch daran, dass ich morgen die Chefin wieder im Büro treffen werde. Ich erwarte einen großen, neuen Schwung an Aufgaben. Nebenher habe ich direkt den Ballettabend organisiert, den ich mir bei der Probe am Vorabend gewünscht hatte... ganz schnell hatten wir uns zu viert zu einem Termin koordiniert, und Karten in der Wunsch-Kategorie gab es auch noch.

Als ich den Computer herunterfuhr, war es draußen schon stockdunkel. Naja, noch ein Monat, dann ist schon Wintersonnwend und dann wird es auch wieder länger heller. 

Heute hatte ich richtig Lust gehabt darauf, Krafttraining zu machen - natürlich war es währenddessen trotzdem anstrengend und einmal wäre ich fast aus der Plank auf den Boden gesunken, weil ich sie kaum mehr halten konnte. Aber ich machte alle Sets mit voller Kraft, ohne mich für einen Kletterhallenbesuch am nächsten Tag zurückzuhalten - irgendwie hat es sich in den letzten Wochen oft so ergeben, dass ich nur mittwochs Zeit für Krafttraining gefunden habe, und dann am Donnerstagvormittag direkt in der Halle mit der A. weitermachte. Passt halt leider nicht besonders gut zusammen, diese Zeitplanung.

Ich hatte keinen Hunger, aber wusste, dass ich später welchen bekommen würde und nicht mehr viel Zeit zum Kochen haben würde - also vereinbarte ich mit dem Prinzen, dem es ähnlich ging, dass wir das dritte (und letzte) Gericht des Speiseplans diese Woche gerade zusammen kochen würden, bevor ich mich in ein Webinar einloggte. Selbstfürsorge durch Kochen quasi. Es roch dann auch herrlich aus dem Ofen (es gab Lasagne), während ich am Webinar teilnahm. "50 shades of brown" der Titel, und der Inhalt: Wir sind viele, die rechtes Gedankengut nicht tolerieren wollen, aber wir müssen sichtbarer werden, und die Angst, sich öffentlich zu engagieren, ist durchaus berechtigt. Irgendwie alles nicht ganz befriedigend...

Danach zur Betäubung und Belustigung noch ein paar Kurzfolgen "Deadlines" und früh ins Bett. Morgen muss ich früh aufstehen.

Montag, 18. November 2024

Ballet-Probe, bin fasziniert

Na sowas, da hatte ich gestern Abend doch einfach vergessen, mir einen Wecker zu stellen für den Montagmorgen. Wäre nicht um acht der Prinz mit einer Tasse Kaffee vor dem Bett gestanden, kurz bevor er zur Schule aufbrechen musste, hätte ich wohl heute so richtig verschlafen.

Ziemlich gut geschlafen habe ich, und bin ziemlich gut aufgewacht. Erstens habe ich gestern Abend endlich mal daran gedacht, nicht kurz vor dem Schlafengehen noch viel Wasser zu trinken (Durst habe ich ja immer), und musste daher nachts nicht raus; zweitens probiere ich gerade ein Nackenkissen aus anstatt meines Hirsekissens, und bisher habe ich den Eindruck, ich wache morgens weniger verspannt/verschnupft auf.

Noch rechtzeitig erinnerte ich mich, dass ich die Montage ja besonders achtsam angehen möchte, um einen guten Start in den Tag zu haben, und schob eine Yoga-Einheit ein. Die machte mir richtig warm, als ich mich an den häuslichen Schreibtisch setzte, zog ich sogar die Wolljacke aus. Mir war fast so warm wie üblicherweise nach dem Fahrradfahren ins Büro.

Der Wochenstart in die Erwerbsarbeit war denn auch angenehm: überschaubare To-do-Liste und wenige Querschüsse. Mittags wurde mir in der ungeheizten Wohnung dann doch kalt, während ich die Reis-Tomaten-Bowl von gestern aufwärmte, schürte ich ein Feuer an. Ich wollte mich in der Mittagspause ein bisschen bewegen und spazierte im Regen zum Schraubenhandel eine Straße weiter, um eine besondere Schraube zu kaufen (welche Schraube ist das nicht? Jedes Mal, wenn ich irgendein neues Projekt angehe, passt aus meinem ungeheuren Schraubenvorrat keine einzige zu genau diesem Projekt) und beim Zurückkommen holte ich zwei Eimer Feuerholz aus dem Keller. Die Reihenfolge war taktisch unklug: Als ich nämlich wieder in die Wohnung zurückkam, brannte das Feuer und mir war vom Holzschleppen so warm, dass ich die dicke Wolljacke direkt wieder auszog. 

Und weil es gerade gut lief, machte ich noch eine Aufgabe fertig, obwohl ich bereits über der regulären Arbeitszeit war. Dann aber Feierabend, denn ich brauchte auch noch ein klein wenig freie Zeit, bevor ich ins Abendprogramm aufbrach: Zum Klavierspielen und um den Haken, für den ich mittags die Schraube gekauft hatte, an seinem Platz anzubringen. (Anmerkung zum Klavierspielen: obwohl ich beim Üben selbst meist den Eindruck habe, nicht viel weiterzukommen, bin ich dann am nächsten oder übernächsten Tag dennoch auch meist überrascht, wie viel flüssiger die Stellen dann doch "auf einmal" gehen. So auch heute. Und ich habe mir endlich die Zeit genommen, die Fingersätze, die nur beim ersten Auftauchen des Hauptthemas eingetragen sind, an die Wiederholungsstellen zu übertragen. Ich werde es mir in Zukunft bei jedem Durchspielen danken!).

Das Abendprogramm bestand im Besuch einer öffentlichen Probe des Balletts des Staatstheaters. Dafür war ich mit der C. verabredet, die mit mir in der U-Bahn zum Theater fuhr, wo wir die Schwester und die L.ieblingsnichte trafen. Die C. war elegant und stilsicher wie immer gekleidet; mir war es schwergefallen, etwas zum Überziehen zu finden, weil Regen - Schirm fand ich schwierig, denn die Gefahr ihn in der Garderobe zu vergessen, ist groß - und außerdem hatte ich einen Rucksack voller Bringsel für die Schwester dabei. Wenn ich sie schon mal treffe! Am Ende hatte ich eine dünne Daunenjacke und darüber die ganz dünne Regenjacke mit Kapuze an, dazu einen Rucksack mit den Bringseln und eine Handtasche für im Theater. Uff. Sah immerhin halbwegs "fein" aus.

Die Probe war ungemein interessant. Es handelte sich dabei um eine echte Probensituation: kein Bühnenbild, alle Tänzer*innen in ihren Trainingsklamotten; die meiste Zeit wurden die Sequenzen ohne Musik getanzt, das dafür aber immer wieder. Mir gefiel daran besonders, dass ich mich bei den Wiederholungen auf unterschiedliche Tänzer*innengruppen konzentrieren konnte. Bei den normalen Aufführungen passiert so viel gleichzeitig auf der Bühne, dass ich immer nur einen Bruchteil davon mitbekomme. Und natürlich so nah zu sehen, wie die Tänzer*innen sportlich arbeiten - das war toll. Jetzt möchte ich das fertige Stück unbedingt auch sehen.

Ereignislose Heimfahrt mit der U-Bahn, die durch das Theater-Ticket bereits bezahlt war (sehr vorbildliche Kooperation zwischen Kultur und Infrastruktur!), und den gemeinsamen Heimweg mit Schlenker über ihr Auto machten die C. und ich sogar im Trockenen, weil es aufgehört hatte zu regnen.

Sonntag, 17. November 2024

Dann eben Hallenklettern, ätsch Regen!

Sonntag, Regentag. Gute Gelegenheit, um die erste Stunde des Tages im Bett zu vertrödeln. Erst, als ich Crêpes-Hunger bekam, stand ich auf. Das erste Crêpe gab es mit Nuss-Schokomus, das zweite mit Nussmus, Apfelstückchen, Cashews und Rübensirup und das war ein Gedicht! 

Den Vormittag verbrachten der Prinz und ich gemeinsam am Computer, um an einem Fotobuch für die Prinzeneltern zu arbeiten. Wir konnten uns nicht so recht auf die "echte Gerechtigkeit" einigen: Sollen alle gleich oft auf den Bildern vertreten sein oder dürfen die, die mehr Fotos gemacht haben, auch öfter im Album auftauchen? Wir entschieden uns für eine große Zahl an Naturfotos.

Es traf sich gut, dass der I. von ganz unten zu einem Aufguss im Saunazelt einlud, denn so hatten wir einen Zeitpunkt, an dem das Fotogebastele zu Ende sein musste. Man könnte ja Stunden und Tage an so ein Fotobuch hinarbeiten, denn Verbesserungen gibt es immer (und das Programm ist nicht gerade gut, sodass vieles manuell gemacht werden muss). Für den Saunabesuch verließen wir heute zum ersten Mal die Wohnung und fanden unseren Entschluss, NICHT klettern zu gehen, bestätigt: Es regnete und war ungemütlich kalt. Anders gesagt: perfektes Saunawetter. Der I. hatte das Zelt auf 95° hochgeheizt und sich eine frisch-holzige Duftzusammenstellung ausgedacht, der Aufguss war sehr wohltuend. Ich verwende seit einigen Tagen eine Glasflasche mit Isolationshülle für mein Wasser in der Sauna, und die hält das Wasser erstaunlich kühl und ist überhaupt viel sympathischer als die Fahrradflasche aus Plastik, die ich zuvor als Wasserflasche benutzt hatte. Nebeneffekt der neuen Flasche ist, dass ich geradezu zwanghaft alle Mitsaunierenden befragen muss, wer Emil die Flasche noch kennt. Ich hatte zwar nie eine, aber sie war in meiner Jugend irgendwie immer Thema. 

Dann war es auch schon Mittag, und trotz ausgiebigen Frühstückens hatte ich Hunger, und zwar auf etwas Deftiges; nach nochmal (süßen) Crêpes mit deftiger Füllung, wie von den Männern vorgeschlagen, gelüstete mich wenig. Ich kochte das erste Gericht des Speiseplans für diese Woche, und Nisha gelang mal wieder das Erstaunliche: Eine Bowl, die hauptsächlich aus Tomatensoße und Reis besteht - eine Kombi, die ich gar nicht gerne esse - schmeckte ganz hervorragend. 

Danach zerfranste der Tag ein wenig. Ich fing mehrere Projekte in der Wohnung an, musste aber immer wieder mittendrin aufhören, weil ein Teil fehlte, das ich nicht kaufen konnte, denn es war Sonntag, oder weil ich dafür sägen musste, was ich nicht durfte, denn es war Sonntag... Ich war froh um den Kletterhallentermin, den der Prinz und ich uns für vier Uhr gesetzt hatten, denn sonst wäre der Nachmittag wahrscheinlich im Klein-Klein untergegangen. 

Wir fuhren sogar mit dem Van Norbert hin statt mit dem Rad, so ungemütlich war das Wetter draußen. Und das hatten wohl nicht nur wir gemerkt, denn sowohl der Parkplatz als auch die Halle waren zum Bersten voll. Nach dem ersten Menschenschock fanden wir uns aber schnell ein, kletterten in gutem Rhythmus und als Abschluss hätte ich fast eine 8- geonsighted. Fast heißt halt eben: nicht, aber heute war Onsight-Day, und dafür bin ich ziemlich oft erst ziemlich weit oben rausgefallen. Fürs Protokoll: Mit dem Prinzen habe ich in zwei Stunden 2,50 € pro Einstieg bezahlt, mit der A. sind es in drei Stunden normalerweise 3 € 😉 Dafür haben wir aber auch immer viel mehr zu bereden, beim Prinzen und mir gab es in der letzten Kletterrunde eigentlich nur noch das Thema, wie genau wir unsere Burger belegen wollten, auf die wir uns sehr freuten. 

An Burger aßen wir uns dann zuhause auch satt, dann noch ein düsterer Tatort, der durch das durchgängige Schwäbeln noch viel düsterer wurde, und dann ab ins Bett nach einem schönen, ausgefüllten Wochenende.


Samstag, 16. November 2024

Burgerabend

Dieser Tag war ein wunderbar sonniges, unerwartetes Geschenk. Schon der erste Blick durch die Fenster versprach einen hellen Tag, und als ich die Kaffees ins Bett brachte, machte ich extra einen Abstecher auf die Terrasse, um die tiefste Herbstmorgensonne zu bewundern.

Ich war am Vormittag zum Laufen verabredet, was für ein Glück, dass der Samstag den anderen besser gepasst hatte als der Sonntag; es war einfach wunderbar draußen. Eigentlich, kam mir beim Radfahren zum Treffpunkt der Gedanke, ist auch Laufen nur Wartung, nämlich sie des eigenen Körpers, und eigentlich besteht das Leben fast nur aus Wartung, eben der körperlichen und daneben der des Besitzes - Wohnung, Haushalt, Van Norbert. Ein Glück nur, dass mir diese Wartung Spaß macht; es gibt nur selten Zeiten, in denen mich der unaufhaltsame Verfall überwältigt und alle Wartung schwer wird.

Beim lockeren Traben durch Wald und Freiflächen (der Sonne wegen) war kein Platz mehr für tiefgründige Gedanken. Die Gespräche zwischen dem Doc, dem V. und dem anderen V. plätscherten locker dahin, unter anderem bekam ich ein Angebot für eine sportliche Herausforderung 2026, die mich sehr verlockt. Beim Laufen fühlte ich mich gut und stark, und als der andere V. mich zu einem Zusatzberg herausforderte, stark genug, dass ich gerne annahm und es genoss, den Puls so richtig hochzujagen. Und trotz Bergen und mehrmaligem Einsammeln der Truppe kam am Ende ein Sub-6 dabei raus - fein!
Zuhause angekommen machte ich mich an die körperliche Folgewartung: erst duschen, dann kochen. Heute war ich sehr froh um die Speisepläne für Dummies von Nisha, denn ich war nicht besonders wach im Kopf, aber den Schritt-für-Schritt-Anleitungen aller Vorkoch-Rezepte konnte ich gerade noch so folgen. Danach war ich dann aber erstmal ganz schön müde und beim Überlegen, ob sich da ein Mittagsschlaf oder ein Kaffee besser anbieten würde, kam mir eine Eigebung: Einfach beides, ist doch schließlich Wochenende! Also nicht ganz gleichzeitig, aber erst eine halbe Stunde Dösen und dann ein dritter Kaffee für heute.

Beim Vorkochen war mir aufgefallen, dass ich übersehen hatte, einen Kohl einzukaufen. Der Prinz war gleich dabei, als ich vorschlug, den Kohlkauf mit einem Burgerzutatenkauf abzurunden und dafür einen Spaziergang am Wiesengrund entlang zum Burgerbun-Bäcker zu machen. Auch diesen Spaziergang schafften wir noch bei hellem Tageslicht, und das will schon was heißen, schließlich wird es zur Zeit schon vor fünf dunkel. Durch den gemeinsamen Spaziergang wurde die lästige Aufgabe, einen vergessenen Kohl einzukaufen, direkt zu einem richtig schönen Punkt im Tagesablauf.

Wir hatten uns beim Einkaufen beide zurückhalten müssen, weil wir Hunger hatten, und begannen deswegen direkt nach dem Heimkommen mit dem Burgerbraten. Und danach klappte ich so richtig zusammen, schlief fast am Tisch ein und legte mich auf dem Sofa lang. Das ist so ein Nebeneffekt der frühen Abende: Man legt sich kurz hin und hat direkt den Eindruck,  man könne ja schon ins Bett gehen, und dann schaut man auf die Uhr und es ist gerade mal 18:24 Uhr... Ich rappelte mich um 18:24 also nochmal hoch, hakte den Pflichtteil "Klavierüben" ab und machte Fotodinge für das Fotoalbum (ist übrigens ziemlich cool, dass der Prinz und ein NAS eingerichtet hat und jetzt relativ einfach seine Bilder mit mir teilen kann, wenn ich die fürs Fotoalbum brauche). Dann ließ ich den Tag aber Tag sein und legte mich mit ein paar Folgen der Serie "Deadlines" aufs Sofa, und irgendwann war es dann auch spät genug, um ins Bett zu gehen.

Freitag, 15. November 2024

Wunderbar libanesich essen

Gestern bin ich noch vor 22 Uhr eingeschlafen, und als der Prinz heute Morgen um kurz nach 6 Uhr aufstand, dachte ich: "Ach, warum nicht ich auch?" Es musste aber dann doch erst mein eigener Wecker um sieben klingeln, bis ich aus dem Bett kam. Aber: ausgeschlafen!

Obwohl Freitag mein freier Tag ist, setzte ich mich gleich mit dem ersten Kaffee an den Schreibtisch. Die Donnerstagnachmittage nach der Kletterhalle werden mir immer lang, und auch gestern schaffte ich nicht alles, was ich hatte erledigen wollen. Also heute ein fast normaler Erwerbsarbeitstag, der aber super produktiv war. Erst um zwei Uhr machte ich dann Wochenende, und war mit der Erwerbsarbeitswoche insgesamt sehr zufrieden.
 
Zwischendrin besuchte ich den Van Norbert und fand darin Erstaunliches, nicht nur den Griffkrafttrainer, den ich gesucht hatte, sondern auch: Das Fahrradbrillenetui, das ich schon verloren geglaubt hatte, die Winterhandschuhe des Prinzen und unseren Fahrradrucksack. Wo ich schon mal im Hof war, überprüfte ich auch gleich die neue Aufzugtür, die gestern eingebaut worden war; die Monteure hatten vergessen, das Licht im Aufzugschacht auszumachen und ich wollte nachsehen, ob ich noch was anderes reklamieren musste. Tja, die Tür ist zwar schöner als die vorherige und hat vor allem kein Rostloch, aber heieiei, was haben wir da ein Heidengeld reininvestiert.
 
Eine kurze Abstimmung mit dem Prinzen, ob Produktivtag oder Entspannungstag, ergab: heute wird ausgeruht. Also machte ich die Sauna an, fuhr aber in der Zeit, in der sie vorheizte, noch einkaufen. Ganz unproduktiv geht eben doch nicht. Es scheint übrigens, als hätte "mein" Gemüsestand tatsächlich endgültig dicht gemacht: Die Bude war heute, wie schon die letzten paar Wochen, verrammelt. Das tat mir echt leid, denn das Gemüse und Obst war dort zuverlässig gut gewesen, und ich hatte es gemocht, dass die Marktfrauen Körbe bereitstellten, in denen ich meine unverpackten Waren sammeln konnte. Heute dann eben zum zweiten Mal am Stand mit den beiden Rumänen (?). Und dann noch in den Supermarkt. Punktgenau für die heiße Sauna kam ich wieder zu Hause an.
 
Zwischen den Saunagängen spannte ich ein Sicherheitsnetz für die wuchernde Urwaldpflanze, die auf den Balken in unserer Wohnung wächst. Sie würde ihre Wedel so gerne in die Küche herunterhängen lassen, dort ist sie aber immer den Schranktüren im Weg und wird beim Auf- und Zumachen unsanft eingeklemmt, das mag sie dann auch wieder nicht. Jetzt kann sie auf dem Netz von Balken zu Balken kriechen. Weil sie schon so groß ist UND fiese Stacheln hat, brachte ich das Netz von unten auf der Leiter an, anstatt auf den Balken zwischen den Stachelwedeln herumzuturnen, und die Leiter war mir ziemlich unheimlich. Mein Kopf wollte sich einfach nicht drauf verlassen, dass sie nicht wegrutschen würde - es ist sowieso meine große Angst, dass ich irgendwann von diesen Balken 2,35 Meter weit in die Tiefe fallen und mir alles brechen werde. Heute zumindest fand ich einen Platz, an dem ich die Leiter gegen die Wand klemmen konnte, so dass sie auf keinen Fall wegrutschen konnte. Und ich lebe noch.

Am frühen Abend schnappte ich mir den Prinzen und wir radelten zu dem libanesischen Restaurant, das wir schon lange ausprobieren wollten, den Plan aber wegen Öffnungszeiten schon zweimal verschoben hatten. Der Besitzer hatte vorher eine Falafelbude gleich neben der Kletterhalle, und die habe ich geliebt, ganz besonders die Pistaziensoße, die seine große Spezialität war und die er im neuen, schicken Restaurant nicht mehr hat, weil "hier gibt es ja keine Wraps". Die Logik verstehe ich zwar nicht ganz, aber nun gut, auch ohne Pistaziensoße schmeckte alles hervorragend. Ich wollte nicht einmal einen Nachtisch, um den Aromen noch eine Weile nachschmecken zu können.
Es war ein stimmiger Abend gewesen, gutes Essen, liebevolles Ambiente, gute Unterhaltung, warmes Restaurant nach einer kalten Radfahrt durch die Nacht. Auf dem Hinweg hatte mich überhaupt nicht gefroren, aber auf dem Heimweg war es plötzlich verdammt kalt; keine Ahnung, woran das lag, denn die Temperatur an sich war sicherlich nicht innerhalb von zwei Studen so weit gesunken; ich hätte aber gut eine wärmere Mütze brauchen können. Jedenfalls freute ich mich sehr über die noch ofenwarme Wohnung, als wir endlich (nach ganzen 15 Minuten Fahrtweg) wieder heimkamen. 

Ach ja, was ich heute alles nicht getan habe (weil es ja schließlich Ausruhtag war): die Rolle mit meinem Rennrad ausprobiert zum Beispiel, und Klavier oder Cello geübt. Das beweist, dass ich eben auch Nichtstun kann 😉

Donnerstag, 14. November 2024

Herbstregen

Das Wetter hat sich entschlossen, richtig spätherbstlich zu werden: Nass, kalt und trüb. Der Regen zog sich durch meinen ganzen Tag.

Morgens traf ich mich mit Alter-Ego-K. zum Online-Meditieren und lauschte den Regentropfen auf den Dachfenstern. Das war ein sehr angenehmes Geräusch, und ansonsten war es komplett still - so still, dass mir die Ohren sausten. Auch das äußerst angenehm, wo doch meistens die Stadt mit ihren Geräuschen - gedämpft, aber doch - zu hören ist in unserer Wohnung (auch das übrigens ein Geräusch, das ich gerne höre: Stadtsummen; allerdings nicht, wenn sich das Röhren von getunten Karren druntermischt oder diese endlos langen, ratternden Güterzüge).
Ich hatte bewusst das Handy noch nicht zur Hand genommen - eingedenk der Worte der Stressforscherin aus der gestrigen Doku - und wusste deshalb auch bis nach der Meditation nicht, ob die A. würde in die Kletterhalle kommen können oder nicht. Sie hatte ein krankes Kind daheim und ich schätzte die Chance auf 20% und hatte bereits drei Alternativpläne - die mal wieder umsonst waren, denn die A. schaffte alles auf einmal: Kinderarzt, Umsorgen und trotzdem zum Klettern kommen. Wer, wenn nicht sie, würde das wuppen! 

Auf der Fahrt Richtung Kletterhalle regnete es nicht. Ich machte einen Stopp beim Baumarkt, um etwas zu suchen, von dem ich nur eine ungefähre Ahnung habe, wie es funktionieren soll und noch weniger, welchen Namen es haben könnte; ich möchte es zweckentfremden und eine Schiebeklappe damit basteln; naja, kein Wunder, dass ich unter diesen Voraussetzungen nichts fand. Ich werde das Thema weiter reifen lassen müssen. Es war ein Bauhaus-Baumarkt und wie immer, wenn ich dort bin, kam mir unweigerlich der Spruch von der lieben Nessy (glaube ich) in den Kopf, die mal schrieb: "Wenn's gut werden muss - gehe ich bestimmt nicht zu Bauhaus, sondern bestelle echte Handwerker." Gnihihi.

Die Kletterhalle hatte auf, obwohl der Kletterhallenbesitzer auf dem Weg von der Polizei aufgehalten worden war (wegen eines verschmutzten Nummernschildes, denen war wohl langweilig). Ich hatte die polizeiliche Situation gesehen, ihn aber nicht erkannt, er mich durchaus und hätte anschließend fast noch eine Geschwindigkeitsübertretung begangen, weil er damit wusste, dass die Kundschaft schon unterwegs war und ihn das zur Eile antrieb. In der Halle heute musste ich konstatieren: Krafttraining am Vorabend war keine ganz so gute Idee, vor allem die "Arms" aus dem "Abs, Arms & Back" wollten heute nicht so recht. In den "Abs" spürte ich übrigens gar nichts, enttäuschend. Die A. wurde von einer großen Herbstmüdigkeit überfallen, ich bin meine seit einigen Tagen wieder los, zum Glück; hoffentlich vergeht ihre auch bald wieder. Wir machten aber tapfer unsere fünf Einstiege. Und nur einen Kaffee.

Es gibt jetzt übrigens in der Halle Kletterkurse für Senior*innen und ich fragte mich, ob die Einteilung da wie bei Laufwettkämpfen ist - da bin ich ja schon seit über zehn Jahren Seniorin. Mit W35 Senior geht's da los😁

Als wir uns aus der Halle verabschiedeten, war das Wetter richtig eklig geworden. Selbst für die kurze Strecke ins Büro warf ich mich in die Komplett-Regengarnitur, weil es durchgehend Bindfäden regnete. Und die Sicht war nicht gut, das vergällte mir den Spaß an dem langen Autostau, den ich auf der Radspur rechts einfach überholen konnte - aber immer mit 100% Konzentration und Voraussicht, falls doch ein Auto ausscheren und genervt nach rechts irgendwohin abbiegen würde. 

Im Büro dann 17°; außer mir einmal die Woche ist niemand da, da lohnt es sich nicht zu heizen. Beim Ankommen war mir warm, der Trick ist, den Heizlüfter genau in dem Moment einzuschalten, in dem die Nachwärme vom Radfahren noch nicht ganz abgeklungen ist und das Frösteln noch nicht eingesetzt hat. Ich tat Bürodinge und veranlasste, das zuhause eine heiße Sauna auf mich wartete.

Die Fahrt nach Hause war dann echt ungemütlich. Um halb sechs war es stockdunkel, auch neblig, so dass meine Lichter nicht so richtig viel brachten, einmal rutschte ich unangenehm in die Rille zwischen zwei Bodenplatten und holte mir einen Schreck. Ich war froh, als ich endlich vor der Wohnungstür stand - und ließ mir divenhaft die Tür von innen öffnen, anstatt auch noch nach dem Schlüssel zu kramen, denn ich war undivenhaft schwer bepackt mit Klettertasche inklusive Seil, Arbeitstasche, zwei Eimern mit Brennholz und dem gelehrten Biomülleimer. 

Der Abend wurde dann warm: Sauna, zwischendurch Kaminfeuer, dazu Spaghetti mit Avocado. Viel passierte ansonsten nicht mehr. (Es hörte auf zu regnen).