Freitag, 19. April 2024

Schön gechillt

Weil ich mit dem Prinzen sehr früh aufgewacht war, beschloss ich, daß Momentum zu nutzen und mit ihm das Haus zu verlassen. Ich brachte eine Retoure zur Packstation und kaufte mir die tolle Sonnencreme fürs Gesicht, von der ich vor Kurzem in der Apotheke ein Pröbchen mitgenommen hatte. Und auf dem kurzen Weg draußen hatte ich bereits drei Glücksmomente:

- In unserer Gegend steht seit Kurzem ein Mitsubishi L300. Das ist ein Kleinbus, den meine Eltern zu meiner Jugendzeit fuhren. Damals fand ich das Ding schrecklich spießig und peinlich, jetzt finde ich mein früheres Ich peinlich, weil ich nicht schon damals erkannte, was für ein cooles Gefährt das war und ihn mir schnappte, als meine Eltern ihn nicht mehr brauchten. Und: Wie klein der heutzutage im Vergleich zum Van Norbert, aber sogar zu einem normalen T5 wirkt...
- Der Flieder blüht immer noch und ich steckte meine Nase lang in eine besonders schöne Blüte.
- Die Turmfalken sind schon wieder sehr aktiv und ich konnte ihre charakteristischen Schreie hören, als sie um den Kirchturm kreisten. Apropos Vögel: Auch "unsere" Dachamsel ist wieder da und beginnt mit ihrem rituellen Abendgesang auf dem Sims über unserer Terrasse. Das macht echte Sommergefühle. 
 
Dann startete ich den Tag mit Aufräumen, aber eigentlich nur, um mich vor der Aufgabe zu drücken, die mir angesichts des freien Tages in den Kopf gekommen war: Mit der diesjährigen Steuererklärung anfangen. Seufz, schweren Herzens setzte ich mich nach einer halben Stunde doch dran und begann mit den ersten Eingaben. (Beim Aufräumen überlegte ich kurz, ob ich mein letztes Paar richtige Stöckelschuhe, das ich noch habe, endlich entsorgen sollte. Ich trage schon seit Jahren keine Stöckelschuhe mehr, kaum noch überhaupt Schuhe mit Absatz, und seitdem ich mir den Fuß gebrochen habe, habe ich den Eindruck, der nimmt mir jegliche Art von Absätzchen übel. Ich habe es aber noch nicht über mich gebracht, das Entsorgen. They still do spark joy...)

Später erlösten mich erst eine Einheit Yoga und dann die Nachbars-S. von den Admin-Tärigkeiten, von denen ich aber doch ziemlich viele weggeschafft hatte. Die Arme hatte sehr, sehr lange auf ausgefallene S-Bahnen warten müssen, war aber trotzdem im entspannten Wochenend-Modus und wir kamen viel ins Plaudern, bis es Zeit für den nächsten Nachbarstreff war, nämlich mit dem I. Der lieh mir auf Wunsch seinen Fensterkärcher aus und ließ sich bei der Gelegenheit gern auf eine Runde Sauna einladen.

Sauniert wurde dann ausgiebig (Zeder, Blutorange, Heublume - hervorragend!), Fenster geputzt weniger, denn obwohl ich mir das als großen Tagesordnungspunkt vorgenommen hatte, wollte und wollte es nicht aufhören zu regnen. Und Dachfenster lassen sich bei Regen einfach nicht putzen, ohne dass die Wohnung überschwemmt wird... immerhin die wenigen vertikalen Fenster, die wir haben, musste ich noch putzen, um mir selbst zu zeigen, dass ich nicht FAUL bin, sondern nur durch Umstände verhindert. 

Es zog mich trotz Mistwetters nach draußen. Ich besorgte uns sogar spontan eine Hündin (ebenfalls aus der Nachbarschaft), aber als es selbst der zu ungemütlich war draußen, kehrte ich mit ihr wieder um, der Prinz holte unsere Pizza alleine und wir setzten uns vor den Fernseher. Von wegen, ein Hund zwingt eine jeden Tag zu Bewegung!

Gelesen:

Chimanda Ngozi Adichie: Americanah. Erzählt wird die Geschichte der Nigerianerin Ifemelu, die in ihrer Jugend eine intensive Liebesbeziehung mit einem Schul- und Studienkollegen hat. Sie ergattert eines der begehrten Visa für die USA und beginnt dort mit viel Hoffnung ein neues Leben. Der Start gestaltet sich aber schwierig, wir verfolgen Ihren Weg, bis sie einen erfolgreichen Blog gründet (das war damals noch ein Ding!) und bis sie beschließt, nach Nigeria zurückzukehren. Dort trifft sie auch wieder auf ihre Jugendliebe.
Insgesamt war das Buch gut zu lesen, die Geschichte spannend erzählt. Ich bekam viel Neues mit über das Schwarzsein in Amerika und überhaupt Themen, die Schwarze betreffen und für weiße Menschen gar nicht existieren. (Achtung, Spoiler ab hier!) Die Liebesgeschichte, an der sich das Buch entlangerzählt, war für meinen Geschmack aber zu dick aufgetragen - die Mär von der Jugendliebe, die ohne Kontakt zueinander ein ganzes Erwachsenenleben überdauert und dann beim erneuten Zusammentreffen wieder aufflammt und genauso schön ist, wie beide sie sich ihr ganzes Leben lang erträumt haben, naja. Praktischerweise für die Autorin endet das Buch dann auch da, wo diese Liebe beginnen müsste, den Alltagstest zu bestehen. Aber trotzdem ein sehr schöner Roman.

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