Ich wachte mit höllischen Kopfschmerzen auf, die so stark waren, dass ich noch nicht mal das Tageslicht ertrug und die Rollläden gleich wieder runterließ. Das waren typische Belastungskopfschmerzen, die kenne ich schon; sie kamen von dem anstrengenden Lauftraining gestern. Ich hatte sie in der Nacht schon bemerkt, war aber zu schlaftrunken gewesen, um gleich eine Ibuprofen zu nehmen und morgens ärgerte ich mich darüber, denn dann wären sie über Nacht weggegangen. So musste ich nach der Tablette noch eine Stunde im Dämmerschlaf abwarten, bis das Schmerzmittel anschlug.
Dann waren die Kopfschmerzen weg und ich fühlte mich fit genug, meinen Plan für heute anzugehen: Meine erste richtig große Graveltour mit dem neuen Gravelbike. Wir hatten für heute mit dem Prinzenvater einen Ausflug zum Laacher See geplant, und der Prinz stimmte zu, dass ich die 35 Kilometer mit dem Rad fahren dürfte und wir uns dort für eine kleine Wanderung treffen würden. Er fuhr den Prinzenvater und die Hündin im Auto hin. Den Vormittag verbrachte ich mit Vorbereitungen für die Ausfahrt - Uhr laden, Fahrrad-Navi laden, Sattel einstellen, Reifen aufpumpen, Werkzeugtasche packen und so weiter. Sobald ich startklar war, ging es los.
Am schwierigsten war, den Weg aus der Stadt zu finden. Innerstädtisch ist das Fahrradnavi leider nicht besonders gut. Als ich an einer besonders verzwickten Kreuzung ratlos herumstand und mich mit dem Navi in der Hand in alle Richtungen drehte, um zu erkennen, wohin es mich wohl leiten wollte, sprach mich jemand an und fragte, ob er helfen könne. Das fand ich total nett, der Mann erklärte mir sehr ausführlich, welche Möglichkeiten ich hätte, um möglichst schnell auf Landstraßen zu kommen und war anscheinend selbst Radfahrer, weil seine Anweisungen tatsächlich gut stimmten.
Die Strecke selber war abenteuerlich! Komoot hatte das mit dem "Gravelbike" ernst genommen: Ungefähr zwei Drittel der Strecke führte durch Schotter-, Trampel- und andere Pfade, die für mich teilweise richtig herausfordernd waren. Und auf den asphaltierten Streckenabschnitten merkte ich dann mal, dass ein Rennrad und ein Gravelbike doch sehr unterschiedlich windschnittig sind - vor allem bergauf war ich deutlich langsamer als gewohnt. Großen Spaß hat es jedenfalls gemacht, und der einzige Wermutstropfen war, dass weite Teile der Strecke parallel zur Bundesstraße oder Autobahn verliefen und ich so oft das Rauschen der nahen Autos im Ohr hatte. Im Blick jedoch blühende Obstbäume, Rapsfelder und freche Eichhörnchen, die knapp vor mir über den Weg huschten.Der Prinz und ich waren - wenig überraschend - nicht die Einzigen gewesen mit der Idee, den herrlichen Tag am See zu verbringen. Der Spazierweg am See entlang war gut bevölkert - und das, obwohl nach einem knappen Kilometer der Weg selbst überschwemmt war und der Ausweichweg über eine matschige Wiese verlief. Nach einer Einkehrpause in der idyllischen Wirtschaft des Campingplatzes mit einer riesigen Portion Pommes ging es wieder zurück. Für die Hündin und den Prinzenvater war das auch genug Strecke, und ich hatte schließlich noch eine Rückfahrt auf dem Rad vor mir.
Die gestaltete sich etwas holperig am Anfang. Erstmal fiel ich um - ich war zu langsam beim Versuch, entgegenkommenden Spaziergängern auszuweichen und blieb im Klickpedal hängen. Zum Glück nur ein Schürfer am Knie und kein Kratzer im Rad - das Knie heilt nämlich von selber wieder. Zudem hatte ich versäumt, mir die Rückfahrroute gesondert auf das Fahrradnavi zu laden und eierte ein paar Kilomter herum, bis ich eine Methode fand, ohne geladenen Strecke zurückzufinden. Merke fürs nächste Mal: Mit der Strecke in der Gegenrichtung lässt es sich auch ganz gut fahren, wenn die ständige Warnmeldung "Streckenabweichung!" ignoriert wird. (Und: NICHT zum Startpunkt navigieren).
Abends hatte der Prinz die gute Idee, das Grillwetter zum Grillen zu nutzen. Er besorgte Veggie-Chicken und -Bratwurst, ich machte einen großen Salat und wir speisten auf der Dachterrasse mit Blick auf die Stadt im Abendlicht.
Morgen geht es wieder heim, ich freue mich schon.
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