Ich hätte erst um acht aufstehen müssen, wachte aber schon zur gewohnten Zeit um 7:15 auf. Die Nacht war gut gewesen, im Doppelzimmer mit der 1. Geige in der jugendherbergsähnlichen Akademie.
Wir sind ja alle hier mit einem Ziel: Möglichst viel Kammermusik zu spielen. Und deswegen gibt es vormittags zwei Spielzeiten, nachmittags zwei Spielzeiten und nach dem Abendessen drei Stunden freie Spielzeit. Der intensivste Spieltag ist mit dem heutigen Tag leider schon wieder vorbei, denn gestern kamen wir erst zum Abendessen an und morgen fahren wir nach dem Kaffee wieder ab.
Am leidenschaftlichsten diskutiertes Thema war heute sicherlich: Vorspielen oder nicht? Zum Abschluss des Wochenendes wird ein internes Vorspiel ausgerichtet und alle Ensembles sind eingeladen oder aufgefordert, das ist nicht ganz klar, ihr Stück vorzuspielen. Die Meinungen in meinem Quintett gehen auseinander. Von Wir sind Gäste und sollten allein schon aus Höflichkeit mitmachen bis Ein Satz mit 15 Minuten Spielzeit ist kaum zumutbar über Aber nur bis zum Doppelstrich spielen geht gar nicht war alles dabei. Die 2. Geige brachte heute ihr erstaunliches diplomatisches Geschick zur Geltug und schaffte es, die aufeinanderprallenden Gemüter zu beruhigen. Jetzt entscheiden wir morgen.
In der zweiten Spielzeit tat sich erstaunliches und ich bin angenehm überrascht, dass sich eine Musikgruppe schlicht über Spielzeit soweit zusammenfindet, dass Musik entsteht, wo anfangs nur Stochern im Nebel war. Ich verbuche diese Spielzeit unter Nachwuchsförderung und genieße es einfach, auch mal wieder mein Cello in der Hand zu halten statt immer nur Tasten unter den Fingern zu haben.
Die Anlage, in der wir untergebracht sind, ist beeindruckend schön. Ein ehemaliges Schloss, sehr weitläufig, mit Garten- und Parkanalagen rundherum. Und das steht hier auf dem platten oberpfälzischen Land, im Nichts. Mittags ging ich (in der ersten freien Spielzeit, ähem) eine Runde laufen und war überrascht, wie idyllisch die Gegend, aus der auch ein Teil meiner Familie kommt, sein kann. Ein wenig Wald, durchaus erwartungsgemäß viel Acker, aber auch immer wieder Hügel und unterschiedlich bepflanzte Felder. Nur grenzwertig heiß war es schon fürs Laufen, ich hätte mir eine Schirmmütze als Sonnenschutz gewünscht.
Das viele Musizieren macht großen Spaß. Und ich finde es sehr entspannend, dass ich hier nichts anderes denken, organisieren, mich kümmern muss: Wenn ich Hunger habe, gibt's Essen, wenn ich müde bin, ein Bett, und ansonsten feste Vorgaben, wann Klavier und wann Cello zu spielen ist. Und Schluss:-)
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