Der Prinz vorm Höllentor
Am heutigen Ostersonntag wurde die Zeit umgestellt und es kam mir sehr gelegen, dass die Zeitumstellung mitten in den Ferien passierte. Da bemerkte ich kaum, dass ich eine Stunde früher aufstehen musste - es gab ja eh keine feste Aufstehzeit. Der Prinz und ich beeilten uns nur ein bisschen, um vor halb elf loszukommen - wir wussten ja, dass es eigentlich erst halb zehn war und wir daher richtig gut in der Zeit lagen.
Am Parkplatz im Ettringer Lay war dann auch weniger los als gestern, wir bekamen problemlos einen guten Parkplatz und machten uns auf in unser Schattenloch, den Sektor Hölle. Es war wirklich nass, noch nasser als gestern, dafür aber auch wärmer, was alles zusammen eher unvorteilhafte Bedingungen ergab, aber - auch wie gestern -: Unsere beiden Projekte im Sektor Hölle waren absolut trocken.
Und wo ich bei der Hinfahrt im Auto dem Prinzen noch erzählt hatte, wie froh ich bin, dass ich nicht mehr so schlimme Angst habe jedes Mal, wenn ich klettern gehe, wuchs mein Respekt gehörig, als ich vor der Wand stand und mir überlegte, ob ich mich heute wohl trauen würde, in die Cross & knackig im Vorstieg einzusteigen. Erstmal machte ich sie im Toprope, das der Prinz zum Aufwärmen hochgehängt hatte, von Haken zu Haken. Beim zweiten Go stieg ich dann einfach im Vorstieg ein, kam sogar relativ weit und boulderte die letzten Meter ausgiebig aus. Und beim dritten Go hätte ja nichts anderes als Vorstieg mehr Sinn gemacht, und weil es meine allererste Acht ist, die ich vorgestiegen bin, blieb mir jedes Detail wie fotografiert im Kopf:
Das Klippen des zweiten Hakens, das sich aus einem Seitriss heraus stabil anfühlte, obwohl es objektiv gefährlich für einen Bodensturz war und den Prinzen ins Schwitzen brachte. Die Zug- und Trittfolge bis zum vierten Haken, die sich so absolut logisch anfühlte und die ich wie in einem Traum abspulte (obwohl ich mich an einer Stelle verkletterte und eine schwierigere Variante nahm), die Klipp-Positionen jeweils einen Zug weiter oben als beim ersten Go, aber dafür näher an den Exen. Und dann das Klippen der an der Entschärfungsschlinge baumelnden Exe, die ich nur knapp heranangeln konnte und weiter oben ein langer Kampf, um die nächste Exe zu klippen. Ich habe bestimmt viermal die Position gewechselt, weil ich nicht herankam, und ohne die Ansagen des Prinzen hätte ich den richtigen Tritt und Griff nicht gefunden, mein Arm war sehr, sehr kurz davor, einfach aufzugehen. Aber dann: Klipp, mit letzter Kraft auf das Ausstiegspodest gerettet, dort nochmal fast an der leichtesten Stelle von allen einfach vor Schwäche aus der Route gerutscht, und: Oben.
Überall blüht der Frühling
Ich war im Nachhinein mir selbst ungemein dankbar, dass ich beim vorherigen Go die bösen Brombeerranken, in denen ich mich bisher immer verfangen hatte, mit dem Taschenmesser abgesäbelt hatte. Das zusätzliche Hindernis eines Rankenkampfes hätte ich wahrscheinlich nicht mehr bewältigt und das wäre wirklich schade gewesen, denn: Das! war! meine! erste! Acht! überhaupt! Und das auch noch in Ettringen, wo der Prinz das Klettern gelernt hat. Ich war sehr stolz und glücklich.
Der Tag hielt, was der Wetterbericht versprochen hatte, und war sonnig, mild und frühlingshaft. Als wir wie geplant am späten Nachmittag wieder bei den Prinzeneltern ankamen, wurde der Frühlingsanfang mit einem Festessen begangen. Die Prinzenmutter hatte Spargel für die ganze Familie besorgt, die zum Osteressen kam, zu zwölft saßen wir um die Tafel und es gab neben Spargel auch neue Kartoffeln, Sauce hollandaise und gekochte Eier, und trotz allem schaffte ich es, kurz vor dem Überessen aufzuhören.
Die Prinzenschwester 1 brachte neben ihrer Familie auch den Familienhund mit, der ab morgen in der Obhut des Prinzen und mir die restliche Woche im Haus der Prinzeneltern verbringt. Der Hund ist eine Hündin, sehr freundlich, sehr schwarz und muskulös; der Prinz und ich sind beide keine erfahrenen Hundesitter, aber sehr gewillt, eine gute Zeit zusammen zu verbringen. Der erste gemeinsame Spaziergang ist schon mal gut verlaufen, aber da war natürlich noch der Alpha-Mensch dabei.
Am Ende des Abends bekam ich ein Lob von der Prinzenschwester 1 für mein unerwartetes Durchhaltevermögen: Bis 23:00 Uhr hatte sie mich noch selten wach erlebt. Hah! War ja auch eigentlich erst 22:00 Uhr 😉
Abgehakt:
Ettringer Lay, Sektor Hölle: Cross & knackig (8)
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