Um neun fuhr ich den Erwerbsarbeits-Laptop hoch und las den Tag über sehr viele sehr philosophische Texte, mir rauchte der Kopf. Zwischendrin erfuhr ich von der Geschichte eines Unfalls, der jemanden ebenso wie mein eigener Unfall mich damals völlig aus der Bahn geworfen hat und ich dachte mal wieder darüber nach, wie einschneidend diese Erfahrung der eigenen Verletzlichkeit war.
Die T. besuchte mich mittags auf eine Waffel, ich war ihr dankbar, dass sie zu mir kam. Das war für mich weniger zeitaufwändig als wenn wir uns in der Stadt zum Essen getroffen hätten. Wie so oft: Die Waffeln, die mir normalerweise gut gelingen, gelangen ausgerechnet heute nicht so besonders! Sie klebten hartnäckig am Waffeleisen. Nun weiß ich ja, dass mein Rezept eher klebrigen Teig macht, aber dass sie sich trotz Einölen kaum aus dem Waffeleisen kratzen ließen, ist noch nicht passiert. Vielleicht, weil ich kein weißes Mehl mehr hatte und auf Dinkel-Vollkorn zurückgreifen musste... nun ja, das konnte ich mit einem Kaffee und den ersten Sonnenstraheln draußen auf dem Balkon ausgleichen. Und es gab zu den Waffeln immerhin Apfelmus. Die T. schmiedet Weitereisepläne, wie so oft, sie sind sehr konkret, wie ebenfalls so oft bei ihr. Wir tauschten uns aus zu Arbeit, zur Wohnung, zu Alter, Beziehung und den Wünschen von früher, die bei uns beiden in Erfüllung gegangen sind, wenn auch ganz anders, als wir uns das als Mädchen vorgestellt hatten. Ich sag nur: Porsche Carrera...
Die Zeit mit ihr verging wie im Flug, nach dem gemeinsamen Essen wäre ich gerne noch auf dem sonnigen Balkon sitzengeblieben, aber ich hatte Erwerbsarbeit fertigzustellen und konzentrierte mich die restlichen Stunden des Nachmittags ordentlich.
Heute war heiliger Trainingsdienstag, immerhin zu dritt starteten wir bei schönstem Sonnenschein eine Runde durch den Wald. Ich hatte verwegenerweise überlegt, schon kurzärmelig zu laufen, war dann aber doch froh, dass ich mich dagegen entschieden hatte - obwohl ich wohl auch mit kurzen Ärmeln nicht sonderlich gefroren hätte. Meine Uhr verlieh mir schon wieder einen Pokal für die längste bisher gelaufene Strecke, 13,5 km waren es heute gewesen, ich wundere mich immer noch darüber. Aber ja: Die fetten Laufjahre sind mittlerweile schon eine Weile her, heute habe ich mit dem R. nachgerechnet, und mein letzter Wettkampf war tatsächlich noch vor dem Unfall und das sind eben schon zweieinhalb Jahre. Der Fuß hat das Lauftraining heute übrigens besser weggesteckt als den Stadtbummel vergangenen Freitag, bei dem ich weniger Strecke gemacht habe, dafür aber viel langsamer. "Schlendern" ist die ungünstigste Fortbewegungsart für den Wunderfuß, da tut er oft weh danach.
Ich war mit Bolle, dem Gravelbike, zum Training gefahren und merkte bei der Heimfahrt, dass ich die Beleuchtung vergessen hatte. Auf den vier Kilometern Heimweg fühlte ich mich unbeleuchtet doch recht unwohl und fuhr noch defensiver als sonst - ich habe einfach schon zu oft Fahrradfahrer:innen ohne Licht im Dunkeln ganz plötzlich auftauchen sehen. Da ich eh vorsichtig unterwegs war, hatte ich auch die Muße, mich über eine Hundedame mit drei zotteligen Hunden zu amüsieren, die zwar auf ihr Klatschen zur Seite gingen, aber "Seite" interpretierte jeder der drei anders und das Ganze war eine eher konfuse Angelegenheit. Ich empfinde es als Lebensqualität, dass ich mir die paar Sekunden erlauben kann, das Tempo rauszunehmen und mich nicht über die kleine Störung ärgern zu müssen. Gerade auf solchen Transitstrecken genieße ich es, keine Eile zu haben und mich von Geschehnissen am Wegesrand ablenken zu lassen.
Entsprechend entspannt kam ich zuhause an. Und wohlbehalten auch, trotz fehlender Beleuchtung.
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