Irgendwann im Laufe des Tages traf ich heute den I. unten im Hof, der seinen Stuhl gerade in einem Sonnenfleck mit diesem über den Hof schob, und der beschrieb das Wetter ziemlich gut: Wir fühlten uns heute wie an der Nordsee. Es war nämlich eine sehr schwarze Wolkenwand zu sehen, eine Kopfbewegung weiter war es dann aber blau und die Sonne blitzte durch, und überall flogen die Wolken so schnell über den Himmel, dass wir den Eindruck von starkem Wind hatten (der kam aber unten bei uns nicht an). War auf jeden Fall ein beeindruckendes Schauspiel.
Ich hatte ja heute unverplanten Tag. Trotzdem nehme ich mir an solchen Tagen gerne einen Hauptpunkt vor, an dem ich herumbasteln kann: Heute war das die Kabelsituation an meinem Schreibtisch. Die war nicht optimal, weil es zu viele Kabel waren, die zum Teil nur straff gespannt in die Steckdosenleiste passten, zum Teil muss ich diese Kabel auch regelmäßig aus- und einstecken, komme aber schlecht an die Steckdosenleiste heran; jedes Mal, wenn sie von ihrem Platz herunterfiel, zog sie regelmäßig die Schreibtischlampe mit. Ein typisches Schreibtisch-Kabelchaos eben. Ich dachte mir also einen Steckdosenleistenbefestigungsplan aus, den ich vor allem deswegen sehr lange vor mir hergeschoben hatte, weil ich dafür meinen neuen, selbstgebauten Schreibtisch würde anbohren müssen und dafür war ich bisher noch nicht bereit gewesen. Bisher! Heute war der Tag gekommen. Als ich meinen Plan für die Steckdosenleistenbefestigung dem Prinzen für eine Zweitmeinung vorstellte, bemängelte dieser nicht nur die Kabel-, sondern auch die Elektrosituation: Zwei ineinander gesteckte Steckdosenleisten, eine davon mit sehr zerstörtem An-/Aus-Schalter, das war mit seinen elektrischen Grundsätzen unvereinbar, ich wurde in den Baumarkt beordert, mir eine gescheite Steckdosenleiste zu kaufen.
Baumärkte sind meine Wellnessressorts, ich würde fast sagen: Meine Kraftorte. Ich kann dort viel Zeit verbringen, durch die Regale streifen, Ideen in mir wachsen lassen, was ich alles handwerken könnte; Dinge entdecken und mir ihre Verwendungsmöglichkeiten ausdenken; Befriedigung daraus ziehen, genau das richtige Steckdingsi für dieses eine Regalbrett zu finden und nachzukaufen. Heute also eine Steckdosenleiste, vorher war genau definiert worden, wie viele Stecker sie haben musste und wie lang das Kabel sein sollte, und wo ich schon mal da war, auch endlich ein Netzwerkkabel in der passenden Länge (und Farbe. Endlich nicht mehr gelb!) und noch ein Dingsi und ein Nübsi. Und mit der richtigen Ausrüstung ließ sich die Steckdosenleiste dann schön befestigen, ich überwand mich, bohrte in den Schreibtisch, es war schnell vorbei. Aber es fühlte sich genauso schlimm an, wie ich es befürchtet hatte - jetzt ist jedoch alles befestigt, von vorne sieht der Schreibtisch aus wie vorher, nur dass keine Kabel mehr an allen Seiten an ihm herabhängen. Ich konnte mich den restlichen Nachmittag kaum entscheiden, ob ich mich unten in die Nachmittagssonne setzten wollte oder oben an den aufgeräumten Schreibtisch, um ihn zu genießen.
Als das alles geschafft war, gab es Siesta und Kaffee an Buch. Es wurde Klavier gespielt, Cello auch und es wurden Veggie-Würstchen an Linsen-Nudel-Auflauf gespeist. Später gesellt sich der Prinz mit zu meinen Spagat-Übungen dazu und so hatte ich den zweiten Tag in Folge Gesellschaft (gestern die S., heute der Prinz). Mit der L.ieblingsnichte werde ich sie am Montag nicht durchturnen können, denn die musste unser geplantes Treffen leider verschieben - es droht eine Französischklausur.
Ich beschloss den Tag auf dem Sofa, ein köchelndes Curry auf dem Herd.
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