Crêpes-Liebe - #WMDEDGT März

Es ist wieder der 5. des Monats, und Frau Brüllen fragt: Was machst du eigentlich den ganzen Tag (WMDEDGT)? 

Da gucke ich morgens in meine Spagat-App mit dem Gedanken, die Einheit einfach mal ausfallen zu lassen, und dann steht da: "Pausentag. Ihre Muskeln und Gelenke brauchen Ruhe." Na dann! 😄

Draußen auf dem Balkon sind die ersten Meisen auf Wohnungsbesichtigung. Sie fliegen zu zweit in unseren Nistkasten hinein und wieder hinaus, die eine bleibt jedes Mal eine Zeit lang am Loch sitzen und schaut aufmerksam in alle Richtungen. Wahrscheinlich will sie prüfen, ob der Platz sicher genug für eine Familiengründung ist. Wie jedes Jahr hoffe ich, dass sie eine positive Entscheidung für den Nistkasten treffen. Manchmal tun sie´s, manchmal nicht.

In der Erwerbsarbeit ist es erst mal zäh. Ich habe lauter Dinge auf dem Home-Office-Schreibtisch liegen, die ich nicht gern tue und bekomme eine Rückmeldung, die bedeutet, dass ein Projekt entgegen meiner Hoffnung noch nicht abgeschlossen ist, sondern Nacharbeit erfordert. Außerdem bedeutet sie, dass ich für eine unwichtige Kleinigkeit diese Woche nochmal ins Büro fahren muss, anstatt von zuhause aus zu arbeiten. Ich hasse kurz alles inbrünstig.

Ich versuche, mich auf "das Positive" zu konzentrieren, aber die Sonnenstrahlen brechen sich in den Spiegelchen unseres Windfang-Vorhanges und blenden mich. Ich versuche, mir etwas Gutes zu tun und das einzige, was mir einfällt, ist Schokolade essen und Kaffee trinken und auf beides habe ich keine Lust. Ich tippe "Müdigkeit"+"schlechte Stimmung" in die Suchmaschine und überraschenderweise ist Dr. Googles Diagnose NICHT Krebs, sondern Eisenmangel. Aber dann lese ich, dass es natürlich doch auch Blutkrebs sein könnte. Puh, mein Weltbild ist wiederhergestellt.

Für einen Videocall ziehe ich mich viel zu früh kameratauglich an und friere eine halbe Stunde im Jackett. Meine dicke gestrickte Merinojacke, die ich üblicherweise zum Erwerbsarbeiten anhabe, ist da schon viel bequemer. Der Termin, vor dem ich mich gefürchtet habe, verläuft dann sehr gut, ich habe eine sympathische Gesprächspartnerin und als der Call vorbei ist, kann ich gleich wieder in die warme Jacke schlüpfen. 

Mittagessen sind Spaghetti mit Tomatensoße, die Überreste vom Spaghettimontag gestern, und danach dann doch Soulfood-Schokolade in Form von Schokocreme auf Semmel. 

Den Nachmittag erwerbsarbeite ich stur weg, irgendwann stellen sich die Erfolgserlebnisse ein, trotzdem bin ich heute froh, als ich um kurz nach 16:00 den Laptop herunterfahren kann. Freiheit! Um das zu feiern, mache ich Crêpes. Gerade als der erste fertig wird, kommt der Prinz nach Hause und freut sich so sehr über die Crêpes-Überrasching, dass meine Laune deutlich steigt. (Anscheinend habe ich übrigens endlich unser perfektes veganes Rezept gefunden.)

Ich räume etwas unmotiviert an den Überresten des gestrigen Abends mit 10 Gäst:innen herum, da bietet der Prinz an, dass er den Rest morgen machen würde, wenn es bis dahin warten kann. Er ist nämlich müde. Ich auch, das Aufräumen kann bis morgen warten und wir setzen uns beide an den Kamin und machen eine Weile die Augen zu, bis ich wieder losziehe.

Dass ich heute gereizt bin, merke ich daran, dass ich im Postamt die Angestellte anpflaume, weil die Post zum 1.1.2024 zwar den Preis für Bücher- und Warensendungen erhöht hat, aber keine Marken mit passendem Wert druckt und in der App kann man sie auch nicht kaufen. Ich habe viele Büwas zu verschicken und echt keine Lust, dafür jedes Mal zum Postamt zu gehen und Schlange zu stehen. Das Anpflaumen tut mir umgehend leid, ich möchte grundsätzlich nicht unfreundlich sein zu Menschen, weil ihr Unternehmen was verbockt hat, das finde ich ungerecht, und ich entschuldige mich.

Dann geht es zum Kopffreikriegen zum heiligen Dienstagslauftraining. Heute laufen nur der R. und ich, es hat ungefähr 10° und nieselt leicht, eigentlich dem R. sein Lieblings-Laufwetter, aber allmählich wünscht auch er sich wieder mehr sonnige Tage. Wir laufen langsam, denn der R. hat einen Überlastungswadenschmerz, entwerfen Traumurlaube (viel Sport), beglückwünschen uns gegenseitig zu unseren Partner:innen (sportlich), schimpfen auf die Deutsche Bahn, die FDP und den deutschen Autoverkehr. 

Als ich wieder zuhause ankomme, ist es kalt in der leeren Wohnung. Ich mache ein Feuer im Kamin, es ist ein wenig mühsam. Dann brauche ich lange, bis ich mich wieder vom Feuer lösen kann, um duschen zu gehen. Danach ist mir dann aber endlich wohlig warm. Ich mache mir noch einen Teller Nudeln und freue mich aufs Schlafengehen.